Schweigen zu France Télécom

Mobilcom konzentriert sich auf lukrative Kunden

22.03.2002
HANNOVER (pg) - Der deutsche Provider Mobilcom sieht sich für das multimediale Mobilfunkzeitalter gut gerüstet. Ungeachtet seines Streits mit dem Großinvestor France Télécom kündigte Geschäftsführer Gerhard Schmid noch für dieses Jahr den Start des UMTS-Netzes und eine Reihe von Multimedia-Diensten an.

Auf den aktuellen Streit mit dem französischen Carrier angesprochen, gab sich Schmid in Hannover äußerst wortkarg. "Ich kenne keinen Konflikt mit France Télécom", sagte er lapidar und wiegelte alle weiteren Fragen zu diesem Thema konsequent ab.

In den letzten Wochen war es zwischen den beiden Hauptgesellschaftern zu Meinungsverschiedenheiten über die Finanzierungsverpflichtungen der Franzosen gekommen. France Télécom hält 28,5 Prozent am deutschen Mobilfunkbetreiber, Schmid 40 Prozent. Der Rest befindet sich in Streubesitz. Seit längerem gibt es jedoch Spekulationen, dass sich die Franzosen entweder aus dem Bündnis zurückziehen oder ganz das Sagen haben wollen.

Gewohnt wortreich war Schmid hingegen bei seiner aktuellen Bewertung des deutschen Mobilfunkmarkts sowie den Zukunftsaussichten für den Multimedia Messaging Service (MMS) und die kommende dritte Mobilfunkgeneration UMTS. Seinen Angaben zufolge werden 30 Prozent der deutschen Mobilfunkkunden von Wiederverkäufern wie Mobilcom betreut. Rund ein Drittel des Reseller-Marktanteils beziehungsweise neun Prozent aller in Deutschland verkauften SIM-Karten entfallen laut Schmid auf sein Unternehmen.

Die Steigerung ihres gesamten Marktanteils von sechs auf neun Prozent führen die Büdelsdorfer auf ihren starken Geschäfts- und Vertragskundenfokus zurück. In diesem Kundensegment sei unterdessen eine Marktquote von 14 Prozent beziehungsweise 3,36 Millionen Teilnehmern erreicht worden. "Früher haben wir uns auf den Preis gestürzt", resümierte Schmid, doch sei der Schwerpunkt anders als von vielen Konkurrenten frühzeitig auf bessere Services und das Kunden-Management gesetzt worden. Dadurch sei es gelungen, die Kündigungsrate deutlich zu reduzieren und, wie Umfagen bewiesen, die Marke Mobilcom zu stärken.

Auch bei UMTS möchte Schmid mit seinem Unternehmen gern die Nase vorne haben. Später als ursprünglich geplant, soll das UMTS-Netz von Mobilcom im Herbst in 20 Städten startklar sein. "Wir haben von den Herstellern deutliche Signale, dass Dualband-Handys schon im vierten Quartal erhältlich sein werden", zeigt sich der Unternehmensgründer optimistisch. Mit einem nennenswerten Durchbruch von UMTS rechnet Schmid aber nicht vor 2005. Bis dahin wird der General Packet Radio Service (GPRS) das Trägermedium für multimediale Inhalte, sprich MMS, sein.

Auf den Dienst zur Übermittlung von Multimedia-Inhalten hält Schmid große Stücke. "Das wird die nächste Killerapplikation", sagte er. Die Verbraucher werden seiner Ansicht nach begierig danach sein, Fotos über das Netz zu schicken oder das Gegenüber im Bewegtbild zu sehen. Keine Killerapplikationen im Sinne eines hohen Umsatzpotenzials werden nach Meinung Schmids jedoch Services wie Ticketverkauf oder Musik-Downloads sein.

Bis zum Jahr 2005 rechnet Schmid in Deutschland mit insgesamt acht Millionen, im Jahr 2012 mit rund 83 Millionen UMTS-Kunden, weil dann die GSM-Netze abgeschaltet seien. MMS, GPRS- und UMTS-Dienste sollen mittelfristig auch wieder für einen Anstieg des durchschnittlichen Umsatzvolumens pro Nutzer sorgen, das Mobilcom im Moment mit 27 Euro beziffert. 2005 werde die Quote bei rund 35 Euro liegen, 2012 bei 50 bis 55 Euro.