Web

Mobilcom-Gründer Schmid beantragt private Insolvenz

18.02.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Tiefe finanzielle Krise oder genialer Schachzug? - Diese Frage stellt sich angesichts des Insolvenzantrags von Mobilcom AG-Gründer und -Großaktionär Gerhard Schmid. Der Ex-Vorstandsvorsitzende des Büdelsdorfer Mobilfunkunternehmens hat am vergangenen Freitag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein persönliches Insolvenzverfahren beantragt. Die Begründung Schmids: Da der Großteil seiner Mobilcom-Aktien verpfändet sei, könne er bei einem fallenden Aktienkurs seine 200 bis 300 Millionen Euro Schulden nicht mehr bedienen. Die genaue Höhe der Verbindlichkeiten soll der mit Schmid befreundete Wirtschaftsprüfer Otto Gellert in den nächsten Wochen feststellen. Der 73-jährige wurde vom Amtsgericht in Flensburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter über Schmids Vermögen bestellt.

In rund zwei Monaten soll außerdem feststehen, ob ein Insolvenzverfahren über Schmids Vermögen eröffnet wird. Der einstige Milliardär hatte Gellert bereits zuvor als Treuhänder für seine Aktien vorgeschlagen, dies wurde jedoch von den Gläubigerbanken nicht zugelassen. Mit seinem gegenwärtigen Treuhänder, dem Ex-RTL-Chef Helmut Thoma ist Schmid unzufrieden, da dieser der Aufgabe von UMTS und Festnetz zugestimmt und somit zum weiteren Wertverfall der Mobilcom-Aktie beigetragen habe. Schmid hatte bereits zweimal versucht, Thoma zu kündigen. Aufgrund bindender Verträge war ihm dies jedoch nicht gelungen. Sollte es zu einem Insolvenzverfahren kommen, könnte der Treuhändervertrag mit Thoma für ungültig erklärt werden. Dann wäre Schmid eventuell in der Lage, über Gellert seine Vorstellung von der strategischen Ausrichtung von Mobilcom durchzusetzen.

Der Firmengründer hält zusammen mit seiner Frau rund 42 Prozent der Mobilcom-Anteile, ein Teil der Aktien wurde auf Pump gekauft. Wegen des langwierigen Streits des Büdelsdorfer Mobilfunkanbieters mit seinem Kooperationspartner und Großaktionär France Télécom über den geplanten Aufbau eines deutschen UMTS-Netzes schrammte das Unternehmen knapp an der Insolvenz vorbei, das Mobilcom-Papier verlor gleichzeitig im vergangenen Jahr rund drei Viertel an Wert. Im Rahmen der letztendlich erzielten Einigung mit dem französischen TK-Konzern verpflichtete sich Mobilcom im Gegenzug zum Erlass von rund sieben Milliarden Euro Schulden, die UMTS-Aktivitäten aufzugeben und keine weiteren Forderungen gegen France Télécom zu stellen. Voraussetzung war weiterhin, dass Schmid seinen Aktienanteil einem Treuhänder übergibt. (mb)