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Mobilcom-Chef Schmid verkauft seine Anteile

26.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat sich mit dem Kooperationspartner France Télécom geeinigt. Wie das Büdeldorfer Unternehmen heute ad hoc mitteilte, will der Gründer und Hauptaktionär seine 39,7-prozentige Beteiligung an eine Gruppe von Finanzdienstleistern verkaufen und nach Abschluss der Transaktion bis spätestens Mitte April aus dem Vorstand ausscheiden. Als Käufer werden die vier Gläubiger von Mobilcom, die Deutsche Bank, ABN Amro, Merill Lynch und Societe Generale gehandelt. Mobilcom ist bei dem Bankenkonsortium mit 4,7 Milliarden Euro verschuldet, der Kredit muss im Sommer verlängert werden. Entgegen bisherigen Vermutungen erhält Schmid die Kaufsumme nicht in Aktien der France-Télécom-Tochter Orange, sondern in bar ausgezahlt. Gemäß dem am Wochenende unterbreiteten Angebot von France

Télécom (Computerwoche online berichtete) wäre Schmid somit bald rund 573 Millionen Euro reicher. Ob ein generelles Angebot an alle Aktionäre folgt, etwa Schmids Ehefrau Sybille Schmid-Sindram, die rund zehn Prozent der Mobilcom-Anteile hält (Computerwoche online berichtete), ist gegenwärtig noch offen.

In Büdelsdorf wurde die Vereinbarung von Vorstand und Aufsichtsrat begrüßt: Damit sei die Zukunft und Finanzierung des Unternehmens gesichert, hieß es. Fraglich ist allerdings, wie es um die Wettbewerbsfähigkeit der Norddeutschen bestellt sein wird, nachdem das französische Unternehmen den Aufbau des deutschen UMTS-Netzes nur zögerlich vorantreiben will. Dies war der Ausgangspunkt des monatelangen Streits zwischen France-Télécom-Chef Michel Bon und Gerhard Schmid gewesen: Der Mobilcom-Chef plante, seinen Konkurrenten T-Mobile und Vodafone durch einen schnellen UMTS-Start Marktanteile abzujagen und hatte von seinem Partner eine Finanzspritze in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gefordert. Bon hingegen rechnet mit einer Marktbereinigung und will bis Ende 2003 höchstens 500 Millionen Euro investieren. Außerdem soll Mobilcom mit einem anderen Mobilfunkanbieter kooperieren.

Für France Télécom stellt der Kauf durch die Banken eine elegante Lösung dar, da die Mobilcom-Verbindlichkeiten nicht die eigene Bilanz belasten. Außerdem kann der derzeit mit mehr als 60 Milliarden Euro Schulden beladene TK-Konzern die Aktien übernehmen, wenn die eigenen Verbindlichkeiten reduziert wurden. (mb)