Gründergeschichten

Mobil arbeiten, mobil Sport treiben

04.07.2012
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Die jungen Gründer Radostina Ruseva und Andy Wunderlich holen mit ihrer Cloud-Lösung das Fitnessstudio ins Wohnzimmer.

Einige Personaler verzweifeln langsam, und der eine oder andere kann es schon nicht mehr hören: der Wunsch - vor allem der jungen Generation - nach einem Höchstmaß an Jobflexibilität, um Beruf- und Privatleben möglichst gut zu verbinden. Genau dieser Entwicklung tragen auch die jungen Münchner Radostina Ruseva und Andy Wunderlich Rechnung - mit ihrer - nennen wir es - IT-gestützten Sportlösung.

Das Team hinter Gymzap: Andy Wunderlich und Radostina Ruseva entwickelten eine Web-basierende Lösung, die Fitnesskurse nach Hause bringt.
Das Team hinter Gymzap: Andy Wunderlich und Radostina Ruseva entwickelten eine Web-basierende Lösung, die Fitnesskurse nach Hause bringt.
Foto: privat

Als Ruseva, Informatikerin und Absolventin eines Master of Business Administration (MBA), schwanger wurde, wollte sie weiter Sport treiben, aber ohne ins Fitness-Studio gehen zu müssen, weil sich das bekanntlich in so einer Situation nicht immer leicht umsetzten lässt. So kam sie auf die Idee, sich den Sport nach Hause zu holen. Mit ihrem Gründungspartner Andy Wunderlich, der sich mit einer ähnlichen Idee beschäftigte, entwickelten sie eine Web-basierende Lösung, mit der Kunden eines Fitness-Studios via Livestream die Kurse von überall empfangen können und bei ihren gewohnten Übungen somit nur virtuell dabei sind. So entstand im vergangenen Jahr ihr Unternehmen Gymzap.

Der Fitnesstrainer kommt auf Knopfdruck

Wunderlich erklärt die Funktionsweise ihrer Plattform so: "Wir stellen den Studios eine Netzwerkkamera zur Verfügung. Diese filmt das Training, und über eine Automatik auf dem Server wird es auf unsere Server übertragen." Der Interessent braucht sich nur noch auf die studioeigene Seite einzuloggen. Die Kamera wird so befestigt, dass nur der Dozent zu sehen ist. Besonders wichtig war Wunderlich und Ruseva eine möglichst einfache Bedienung, um sofort die Akzeptanz der Sportdozenten zu erlangen. "Unsere Kombination aus Netzkamera und Server ermöglicht einen Ein-Knopf-Start", verspricht die passionierte Hobbysportlerin Ruseva. Sie versteht ihr Unternehmen als Technologieanbieter, der den Studios alles aus einer Hand - inklusive Montage und Wartung - liefert. Vorgesehen ist eine Lizenzgebühr von 50 Cent pro Mitglied und Monat.

Ruseva und Wunderlich betrieben zuvor fleißig Marktforschung, befragten Betreiber und Mitglieder von Fitness-Studios, was sie von dieser Idee hielten. Das durchweg positive Feedback bestärkte sie, mit Hochdruck an dieser Lösung weiter zu arbeiten. So sagten 55 Prozent der befragten Fitness-Studio-Besucher aus, dass so ein Zusatzservice wichtiges Entscheidungskriterium für die Wahl eines Anbieters sei. Umgekehrt könnten die Betreiber ihre hohe Fluktuationsquote von durchschnittlich 30 Prozent durch diesen Service reduzieren. Denn richtig sei, wie Studien bestätigen, dass Mitglieder ihren Beitrag in erster Linie deshalb kündigten, weil sie das Gefühl haben, zu wenig vom Angebot des Studios wahrnehmen zu können. Damit wäre nun Schluss, denn die Sportwilligen könnten (fast) immer und wo immer mit ihrem Lieblingsdozenten turnen. "Fast" deshalb, weil die Kurse nur etwa eine Woche auf der Homepage abzurufen sind, dann kommen schon die neuen drauf. Ein Online-Stundenplan zeigt, wann welcher Dozent im Einsatz ist.

Auf der Suche nach Geldgebern

Ein erster Test mit einem Münchner Studio lief nach Rusevas Aussagen vielversprechend. Im ersten Monat klickten die Nutzer 1300mal die Videos an. Studiobetreiberin Christine Grabmeier sieht denn auch so eine Installation vor allem als ein wertvolles Kundenbindungsinstrument. Ein Vorteil für Trainer könne sein, dass sie sich ihr eigenes Unterrichtsverhalten anschauen und verbessern. Nachteil könne aber vor allem Dozenten aus dem choreografischen Bereich sein, dass andere deren "Ideen klauen", gibt Grabmeier zu bedenken.

Ruseva und Wunderlich haben in den letzten Monaten an einigen Wettbewerben für Gründer teilgenommen, auch einige Startup-Preise gewonnen, sogar einen internationalen in Barcelona. Nun präsentieren sie fleißig vor Business-Angels und Investoren, denn langsam benötigen sie mehr Geld, um in größerem Stile durchstarten zu können. Denn sie haben mittlerweile neue Kundenkreise erschlossen wie Hotels und Rehabilitationskliniken, die Interesse an der Lösung signalisiert haben.