Systemplaner am Scheideweg:

Mixed Hardware: Vorteile im Eimer

28.03.1980

INGOLSTADT - Die Hardware wird zwar billiger, aber trotzdem muß für sie im Endeffekt eine höhere Summe bereitgestellt werden, sehen doch die "IBM Cost and Revenue Curves" auch für die Zeit bis 1985 und danach Umsatz- und Gewinnsteigerungen vor. Zugegeben: Man erhält mehr Leistung fürs gleiche Geld, aber diese Mehrleistung wird auch benötigt, um zukünftige integrierte Betriebslösungen realisieren zu können, auch wenn man nicht HIPO, DL1 oder VM einsetzt. Die Euphorie, mit Mixed Hardware dem Unternehmen Geld zu sparen, ist abgeklungen. Wer DV managementmäßig betreibt, muß andere Strategien zur Einsparung von Hardwarekosten entwickeln.

Die Sicherheit der DV verlangt, soweit TP betrieben wird, daß die Antwortzeiten bei drei Sekunden liegen. Hardware und Software müssen so aufgebaut sein, daß weder Systemstreß entsteht noch Kanalbelastungen über 35 Prozent auftreten. Die Platten müssen schnell sein.

Es sollten aus Sicherheitsgründen zwei Anlagen im Hause stehen - das ist zwar eine umsatzorientierte Strategie der IBM, aber Sie sollten sich diese Richtung als Handlungsziel zu eigen machen, aus Gründen der TP-Sicherheit. Dabei ist sorgfältig auf die schnelle Umschaltbarkeit aller peripheren Geräte zu achten.

Und: Bleiben Sie bei dem System, das Sie im Hause haben. Wer IBM hat, ist am günstigsten dran, weil es viele Secondhand-Broker für IBM-Hardware gibt.

Die stärkere Anlage sollte den TP-, die schwächere den Batch-Betrieb tragen. Beispiel: IBM 370/135 mit 512 KB als Batch-Maschine, IBM 370/145 mit 1 MB als TP-Maschine.

Die Platten sollten mit einer dynamischen Umschalteinheit ("string switch", zum Beispiel IBM 8150), die Bänder mit einem Kanalschalter IBM 8100 ausgerüstet werden.

Dabei sind Sie in der Lage, auf Platten und Magnetbänder von beiden Anlagen gleichzeitig zugreifen zu können. Schwieriger wird es beim Betriebssystem. Bei DOS/VS können Sie Systemplatte, Library- und Power-Platte nicht "shared" fahren, sondern müssen für jede Anlage eine entsprechende Datei anlegen. Aus diesem Grund sollte man gleich nach DOS/VSE schielen.

Die neue Strategie beginnt nun dort, wo Sie mit der mittelfristigen Organisationsplanung anfangen und feststellen, wie lange Ihre Hardware reicht. Können Sie ohne Bedenken einen Zeitraum von 24 bis 36 Monaten angeben, dann suchen Sie sich ganz schnell einen Partner und lassen sich eine gleichartige CPU mit doppelt so viel Speicher, ohne Adapter (ICA, IPA etc.) für 3340/44-Platten, aber mit einem IFA (zum Beispiel IBM 370/ 135) oder ISC (zum Beispiel IBM 370/ 145) für 24 Monate als Mietkauf-Anlage anbieten. Die Installation und die Wartung macht die IBM. Der Mietkaufpreis ist geringer als die Miete bei der IBM. Nach 24 Monaten gehört Ihnen die Anlage. Wenn Sie sie dann zum Wartungspreis länger als Batch-Maschine nutzen, können Sie bereits ab dem 24. Monat eine zweite Anlage betreiben. Wird eine Anlage zu klein, verkaufen Sie sie, auch wenn Sie dann nur ein Butterbrot dafür bekommen. So viel Geld, wie Sie in der Zwischenzeit gespart haben, sieht höchstens ein Bankangestellter, dem der Tresorraum einer Großbank zugänglich ist. Zusätzlich geben Sie Ihrem Unternehmen die Sicherheit, die es für den TP-Betrieb braucht. Die gleiche Überlegung stellen Sie beim Drucker an. Der IBM 1403/N01 reicht aus, denn Sie haben ja in den letzten Jahren durch intensiven COM- und TP-Betrieb die Listausgaben um zirka 50 Prozent reduziert. Sie sprechen mit Druckeranbietern über bessere Drucker oder machen von dem 50-Prozent-Optionspreis-Angebot der IBM Gebrauch. Oder fragen Sie einen befreundeten RZ-Leiter, ob er gerade einen Drucker mit günstigerer IBM-Option abmietet. Ähnliche Mietkauf-Verträge wie bei der CPU setzen Sie in die Lage, auch hier Ihre Strategie zu realisieren.

Übrigens, machen Sie keinen Versuch sich über Leasing zu finanzieren, auch wenn Ihr Vorgesetzter Verfechter von Leasing ist. Sie werden zu lange und zu teuer blockiert. Aber rechnen Sie das einmal nach, um sicher zu sein.

Kurzfristig beweglich sein, ist auch heute noch für jeden Manager in Sachen Datenverarbeitung höchstes Gebot.

Die Lochkartenleser- und -stanzer, die TP-Steuereinheiten und Bildschirme/ Hardcopy-Drucker, behandeln Sie natürlich genauso. Bei den Platteneinheiten tun Sie das nicht, falls Sie nicht diese Idee schon vor zwei Jahren hatten. Alles was "3340/44 und früher" heißt, ist zu teuer, um es heute noch zu kaufen. Darauf bleiben Sie sitzen. Hier empfehle ich, weiter zu mieten und auf die IBM 3370 zu warten, auch wenn diese Platten DBOMP nicht mehr unterstützen. Wenn Sie mit diesem Datenbankkonzept zufrieden sind - ich bin es jedenfalls noch -, sollte man sich auf dem Softwaremarkt umsehen, ob nicht externe Spezialisten ein Hilfsprogramm für dieses Problem entwickeln wollen.

Fast alle peripheren Einheiten sollten über Steuereinheiten betrieben werden, damit man sie über Kanalumschalter IBM 2914 jederzeit auf die Anlage, die gerade läuft, umschalten kann. Mit einem solchen Schalter können Sie zusätzlich viel Hardwarekosten sparen. Sie brauchen dann nämlich für beide Anlagen nur einen gemeinsamen Drucker.

Bedenken Sie, in den nächsten Jahren werden Sie auch für technische Datenverarbeitung (CAD, CAM, NC-Programmierung) sowie dem Wordprocessing einen dritten, eigenen Computer brauchen. Damit das Problem der Hardware heute schon managementmäßig- das heißt, mit überschaubarem Risiko - von Ihnen betrieben wird, packen Sie es an.

* Wolfgang Koppmeyer ist Leiter des Bereiches Organisation und EDV bei der Schubert & Salzer AG, Ingolstadt.