Mittelständler erwarten starke Konjunktur und Personalsorgen

16.11.2007
Das positive Klima im deutschen Mittelstand hält weiter an und hat sich damit seit drei Jahren kontinuierlich verbessert. Zu diesem Ergebnis kommt die DZ Bank in ihrer aktuellen Mittelstandsumfrage Herbst 2007. Die 1.500 befragten Unternehmen bekennen sich zum Standort Deutschland und gehen mit großen Konjunkturerwartungen ins neue Jahr, allerdings auch mit Personalsorgen.

"Nach einem äußerst positiven Umfragebild im Frühjahr 2007 und wegen der zwischenzeitlich als Störfaktor aufgetretenen Finanzmarktkrise hätte man mit einer deutlichen Verschlechterung des Mittelstandsklimas rechnen können. Gemessen an diesen bangen Erwartungen sind die Umfrageergebnisse im Herbst 2007 überaus positiv ausgefallen", zieht Hans Jäckel, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der DZ Bank ein positives Fazit der Erhebung. Insgesamt, so Jäckel, sei die Geschäftslage sogar noch etwas verbessert, die Geschäftserwartungen weiterhin deutlich nach oben gerichtet.

Die Umfrage ergab auch, dass die Unternehmen weiter eine expansive Beschäftigungspolitik betreiben wollen. 27 Prozent der befragten Firmen wollen in den kommenden sechs Monaten Personal einstellen, nur neun Prozent wollen reduzieren. Per Saldo, so die Studie, liegen die Beschäftigungsplanungen etwas unter Frühjahrsniveau, aber weit über den Plänen der Vorjahre.

Kritisch bewertet die DZ Bank das Ausmaß der im Mittelstand herrschenden Preissteigerungsprognosen. Hier, so das Fazit der Banker, hätten die Erwartungen steigender Absatzpreise ein beunruhigendes Ausmaß erreicht. Ein Drittel aller Unternehmen rechnet damit, dass die Absatzpreise in den kommenden sechs Monaten steigen werden, nur sieben Prozent sehen fallende Preise. Mit ausschlaggebend dafür ist der steigende Ölpreis.

Lütkenhaus: Mittelstand rekrutiert qualifizierte Mitarbeiter in den eigenen Reihen.
Lütkenhaus: Mittelstand rekrutiert qualifizierte Mitarbeiter in den eigenen Reihen.
Foto: DZ Bank

Besonderes Augenmerk richtete die Herbstumfrage auf das Thema Fach- und Führungskräftemangel im Mittelstand. Bereits heute fühlen sich 54 Prozent der befragten Betriebe vom Fachkräftemangel betroffen. Aktuell überwiegt zwar noch der Anteil der Unternehmen, die nur geringe Einschränkungen verzeichnen, doch im Zuge des demografischen Wandels wird der Fachkräftemangel spätestens dann, wenn die geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1965 in Rente gehen, an Brisanz gewinnen. Was das bedeuten kann, spüren schon heute die Industriebranchen Metall und Elektronik: 30 Prozent beziehungsweise 27 Prozent dieser Betriebe leiden, so die Erhebung, unter einem starken Fachkräftemangel. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung ihres Unternehmens beschreiben rund 60 Prozent der Unternehmen als leicht, 16 Prozent als stark oder sehr stark.

58 Prozent der befragten Unternehmen forcieren mit Blick auf den Trend am Arbeitsmarkt den Aufbau von Führungsnachwuchs aus dem eigenen Unternehmen. Mit dem Ziel, potenzielle Fachkräfte frühzeitig anzusprechen, haben 38 Prozent der Unternehmen Kontakt zu Fachhochschulen und Universitäten aufgebaut; 29 Prozent nehmen an Rekrutierungsmessen teil.

Die Relevanz des demografischen Wandels haben die Unternehmen bereits heute erkannt. 41 Prozent der befragten Unternehmen haben konkrete Maßnahmen definiert oder diskutieren die möglichen Auswirkungen. 45 Prozent sehen keinen akuten Handlungsbedarf und warten die weitere Entwicklung ab. Eine besondere Brisanz besitzt dieses Thema in den ostdeutschen Bundesländern, hier beträgt der Anteil der Betriebe, die sich mit der Thematik auseinandergesetzt haben 52 Prozent.

Eine weitere Möglichkeit, den Fach- und Führungskräftebedarf zu decken, ist die Akquisition ausländischer Arbeitskräfte. Laut den Umfrageergebnissen sind heute in jedem fünften Unternehmen Führungspositionen mit ausländischen Experten besetzt, dies betrifft vor allem die Chemie- und Metallindustrie, aber auch die Elektronikbranche und das Dienstleistungsgewerbe. Trotz erkennbarer drohender Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt für Fachkräfte bekennen sich die mittelständischen Unternehmen aber, so ein wesentliches Ergebnis der Umfrage, klar zum Standort Deutschland: 94 Prozent schließen eine Verlagerung von Unternehmensteilen ins Ausland aus. Lediglich in 14 Prozent beziehungsweise elf Prozent der Betriebe der Industriebranchen Elektronik und Metall wäre dieser Schritt denkbar