Popup-Werbung erzürnt Anwender des Online-Dienstes

Mitglieder bringen AOL vor ein amerikanisches Gericht

21.07.2000
MÜNCHEN (CW) - Ein Gericht in Miami hat einer Sammelklage von Mitgliedern des Online-Dienstes AOL stattgegeben. Ihr Vorwurf: Werbung in Form von Popup-Fenstern hält sie vom Surfen ab.

Kunden von America Online hatten vor einem Gericht in Miami gegen den Anbieter geklagt, da sie sich durch Werbung in Popup-Fenstern gestört fühlen. Dies berichtete der Nachrichtensender CNN auf seiner Website. Die Kläger zählen zu den rund 2,5 Millionen AOL-Kunden, die statt einer monatlichen Pauschale das nutzungsabhängige Tarifmodell des Anbieters gewählt haben. Der Richter ließ die Sammelklage zu, da die Kunden, während sie die Werbebotschaften lesen, von der Nutzung der vom Provider angebotenen Seiten abgehalten werden, obwohl für diese Zeit Gebühren anfallen. Zwar könne die Werbung weggeklickt werden - in der deutschen Version des Online-Dienstes reicht das Auswählen des "Nein Danke"-Buttons - doch halte dies den Online-Kunden beim Surfen auf. Ob und wann es zu einer Verhandlung kommt, steht noch nicht fest.

Andrew Tramont, Anwalt der Kläger, warf dem Internet-Provider üble Geschäfte vor. "AOL erhält Gebühren von seinen Kunden für die Zeit, in der die Anzeigen laufen, und gleichzeitig kassiert das Unternehmen Geld von den Werbetreibenden." Der Rechtsanwalt verlangt einen Schadensersatz in Höhe von 15 bis 20 Millionen Dollar. Die Sammelklage umfasst nicht nur Vorkommen aus der jüngsten Vergangenheit, sondern deckt den Zeitraum von 1994 bis heute ab. Darüber hinaus verlangen die Kläger, dass AOL seine Geschäftspraktiken ändert. Nach Ansicht ihres Anwalts solle der Provider die Kunden am Ende ihrer Online-Sitzungen fragen, ob sie Werbung anschauen wollen, allerdings mit dem Hinweis, dass dafür Gebühren anfallen. AOL hat angekündigt, im Falle eines negativen Urteils in die Berufung zu gehen.