Wozu Unternehmen DevOps brauchen

Miteinander statt aneinander vorbei

28.09.2015
Von 
Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Schnell und effizient maßschneidern

Derzeit erwirtschaftet Leonteq 40 Prozent des Umsatzes mit eigenen Produktemissionen. Die anderen 60 Prozent erzielt das Unternehmen im Kerngeschäft mit "White-Label"-Dienstleistungen. Dabei wird ein strukturiertes Anlageprodukt für einen Partner entworfen, der es dann unter seinem Namen emittiert.

Die von Leonteq angebotenen Dienstleistungen umfassen unter anderem die Strukturierung, die Dokumentation, das Hedging und die Verwaltung des Produkts über den gesamten Lebenszyklus. Zu den Kooperationspartnern gehören etwa die Schweizer Raiffeisen Gruppe oder DBS, eine führende Bank in Asien.

Im Geschäft mit strukturierten Anlageprodukten ist es besonders wichtig, möglichst schnell und effizient auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfelds mit neuen maßgeschneiderten Produkten reagieren zu können. Anfangs verfolgte Leonteq in der Applikationsentwicklung dieses Ziel mit eigenen Tools, die Aufgaben und Prozesse abbildeten.

Doch mit der Zeit stiegen dann die Anforderungen an diese Plattform, und mit ihnen erhöhte sich auch deren Komplexität. Früher oder später dauert in dieser Situation die Auslieferung neuer Applikationen einfach zu lang. Hinzu kam: Wegen der begrenzten Verfügbarkeit der Testumgebungen ließen sich die Anwendungen häufig nicht in der gewünschten Ausführlichkeit testen. Alles in allem umfasste der Release-Zyklus sechs bis sieben Wochen, und die Integration in die bestehende Umgebung war oft problematisch.

Um Abhilfe zu schaffen, entschied sich Leonteq 2012 - dem Jahr des Börsengangs - für eine neue, DevOps-basierende Entwicklungsumgebung. Eines der Ziele war, mehrere Produkte in unterschiedlichen Umgebungen gleichzeitig und synchronisiert testen zu können. Der Produktlebenszyklus jeder der momentan 65 Applikationen sollte Tool-gestützt verwaltet und beschleunigt werden. Vier Tools kamen in die engere Wahl. Zu den Entscheidungskriterien gehörten Skalierbarkeit der Umgebung, Wartungskosten und Verständlichkeit des Werkzeugs. Schließlich fiel die Wahl auf Release Automation von CA.

Auf eine dreimonatige Vorbereitungsphase folgte ein rund vier Wochen dauernder Proof of Concept, für den die besten Entwickler und Systemarchitekten verantwortlich waren. "Unsere Mitarbeiter wussten, wie wichtig das Projekt war, jeder hat den Nutzen gesehen", berichtet Manish Patnaik, Chief Operating Officer & Chief Information Officer bei Leonteq. Etwa drei Wochen nach der Implementierung wurden die ersten Services automatisch erstellt.

Inzwischen sind die Resultate im praktischen Betrieb sichtbar. Ein Release-Zyklus dauert nur noch zwei Wochen, was Flexibilität und Time-to-Market wesentlich verbessert. Die sechs Testumgebungen, die nötig sind, um ein Produkt fertigzustellen, arbeiten jetzt voll synchronisiert. Wartezeiten auf Testequipment oder schlechte Testergebnisse gehören der Vergangenheit an. Und der nächste Schritt in die DevOps-Welt läuft schon: Die Testabläufe sollen vollständig automatisiert werden. Aufgabe der mit Tests befassten fünf Mitarbeiter ist es nun vor allem, Testfälle zu definieren.

Jeder dritte Entscheidungsträger kennt DevOps nicht

Wie sich in einer aktuellen Umfrage unter mehr als 100 mittelständischen und großen IT-Anwenderunternehmen in Deutschland herausstellte, halten 88 Prozent der Entscheidungsträger hierzulande eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Entwicklung und Betrieb für wichtig oder sehr wichtig. Das DevOps-Konzept ist allerdings erst in 15 Prozent der Unternehmen – zumindest teilweise – umgesetzt.