Recruiting 2.0

Mitarbeitersuche via Facebook

13.01.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Otto setzt auch auf Blogs

Um interessante Fachkräfte zu finden, ist Facebook nicht die einzige Antwort im Web 2.0. Versandhändler Otto betreibt beispielsweise zwei Blogs. In "Azubi" berichtet ein Team von Auszubildenden über sein Arbeitsleben, in einem weiteren Blog namens "E-Starter" erzählen junge Berufstätige, die seit zwei oder drei Jahren im Unternehmen arbeiten, von ihren Projekten. "Die Initiative des E-Starter-Blogs ging von den Mitarbeitern selbst aus. Wir haben sie dann unterstützt", sagt Hirte. Für den "Azubi-Blog" übernimmt ein fünfköpfiges Team die Verantwortung. Ein Redaktionsplan legt fest, wer Beiträge verfasst, schließlich sollen die Jugendlichen nicht ihre Ausbildung vernachlässigen. Ähnlich selbständig organisiert sich das siebenköpfige E-Starter-Team. Die Otto-Personalerin sieht auch in Blogs viel Potenzial, um Bewerber über Fachthemen für das Unternehmen und seine Geschäftsfelder zu interessieren. "Der Aufwand für einen Blog ist größer, die Autoren müssen deutlich mehr Zeit investieren und auch Sprachwitz mitbringen. Für die Nutzer bietet ein Blog einen authentischen Blick ins Unternehmen. Dagegen erreichen wir über Facebook verschiedene Zielgruppen."

Das Otto-Kommunikationsteam hat einen Social-Media-Guide mit Verhaltensempfehlungen verfasst. Das Engagement der Mitarbeiter in den sozialen Web-Kanälen wird begrüßt, doch das Unternehmen erwartet von seinen Beschäftigten einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesen Plattformen. "Selbstverständlich kann sich jeder privat und auch öffentlich über unser Unternehmen äußern - positiv wie negativ. Wichtig ist uns dabei Transparenz: Wer sich zu Otto-Themen äußert, sollte deutlich machen, dass er für unser Unternehmen arbeitet und aus seiner persönlichen Sicht kommentiert", erklärt Hirte.

So großzügig gehen nicht alle Firmen mit dem Thema um. Porsche-Mitarbeiter dürfen während der Arbeitszeit keine Facebook-Einträge vornehmen. In Frankreich wurde schon Mitarbeitern gekündigt, nachdem sie sich auf ihren privaten Facebook-Seiten kritisch über den eigenen Arbeitgeber geäußert hatten.

Gelassenheit ist Pflicht

Wer sich in soziale Netzwerke wagt, sollte vor allem eine gewisse Portion Gelassenheit mitbringen. Ähnlich wie bei Foren-Kommentaren oder Blog-Einträgen gibt es immer wieder Nörgler, die auf diesem Weg ihrem Unmut Luft machen. Häufig reguliert sich die Community selbst: Auf unflätige Anmerkungen antworten dann andere Nutzer, was das Gesagte in ein neues Licht stellt. Bernhard Rauscher von Recruitwerk rät dazu, cool zu bleiben: "Manche Firmen haben eine Paranoia, dass sie in sozialen Netzwerken diffamiert werden. Sie sollten locker damit umgehen, denn immerhin haben sie die Chance, kritische Anmerkungen auch zu registrieren, während es vorher mehr Zufall war, ob sie etwas davon mitbekommen haben."