Mitarbeiter sind bereits nach Hause geschickt worden Deutsche Tandon muss wegen Ueberschuldung Konkurs anmelden

16.07.1993

FRANKFURT/M. (CW) - Jetzt hat es auch die deutsche Tandon Computer GmbH erwischt. Die in Heusenstamm bei Frankfurt ansaessige Niederlassung der TSL Holding, die bereits im Maerz diesen Jahres den Schutz von Chapter eleven beantragt hatte, meldete in der vergangenen Woche Konkurs wegen Ueberschuldung an. Als erste Massnahme schickte der eingesetzte Konkursverwalter die Mitarbeiter der hiesigen Tochter nach Hause.

Als Grund fuer den Zusammenbruch nennt "vwd" unter Berufung auf Quellen aus der Computerbranche Zahlungsunfaehigkeit beziehungweise die Ueberschuldung der Tandon GmbH. Zusammen mit der Tandon Europe Service, die ebenfalls geschlossen wird, habe die hiesige Niederlassung zuletzt einen Umsatz von rund 200 Millionen Mark generiert, berichtet die Nachrichtenagentur weiter. Die naeheren Umstaende des Konkurses und ob eventuell eine Auffanggesellschaft gegruendet wird, waren bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Weder der eingesetzte Konkursverwalter noch das Amtsgericht in Offenbach, das fuer das Konkursverfahren verantwortlich ist, wollten Stellung nehmen.

Die Aufgabe der Geschaeftstaetigkeit in Deutschland koennte fuer die amerikanische Muttergesellschaft TSL den vollstaendigen Verlust der gesamten europaeischen Aktivitaeten einleiten, die im vergangenen Jahr zu 85 Prozent zum Gesamtumsatz beitrugen. Die Tandon- Niederlassungen in Oesterreich und der Schweiz wurden bereits im Januar dieses Jahres geschlossen. Der Konkurs des Wiener Werks traf die europaeischen Dependancen deshalb besonders hart, weil sie teilweise von dort mit Hardware versorgt worden waren.

Die Toechter in Frankreich, England, den Niederlanden und Spanien kaempfen ums Ueberleben. Wie Rolf Wiehe, Geschaeftsfuehrer der ASI- Deutschland GmbH, auf Anfrage bestaetigte, beliefert sein Unternehmen die englische und franzoesische Tandon nur noch gegen Vorauskasse. "Die bestellen zur Zeit fleissig, bekommen aber nur Ware, wenn sie vorher bezahlt haben", sagte er.

Noch im Maerz dieses Jahres hatten TSL und ASI einen Letter of intent unterzeichnet, demzufolge das ASI-Werk in Soemmerda Tandon weltweit mit PCs versorgen sollte. Gleichzeitig war vorgesehen, dass ASI groesster Einzelaktionaer der TSL werden und Winfried Hoffmann, ebenfalls Geschaeftsfuehrer der ASI-Deutschland, als

President die Restrukturierung des traditionsreichen amerikanischen PC-Herstellers mitbestimmen wuerde. Allerdings bestanden die TSL-Lieferanten - die zugleich die Hauptglaeubiger sind - auf einer Neubewertung des Unternehmens. Nach Abschluss der Bewertung stand fest, dass die Situation des Konzerns schlechter war als urspruenglich angenommen. Deshalb zeigten sich die Glaeubiger nicht mehr bereit, eine Entschaedigung durch TSL-Anteile zu akzeptieren. Hoffmann trat als President zurueck. Der Deal war geplatzt.

Wiehe zufolge ist der Verlust fuer ASI nicht gravierend. "Bisher haben wir 5000 PCs an die europaeischen Tandon-Gesellschaften geliefert. Deshalb faellt dieser Ausfall nicht so ins Gewicht." Die bis dato vorproduzierten, aber noch nicht gelieferten Rechner werde man versuchen, den bisherigen Tandon-Haendlern in Deutschland anzubieten, die sich zum Teil "haenderingend" um einen neuen Lieferanten bemuehten, fuegte Wiehe hinzu. Gegenueber "vwd" erklaerte er ausserdem, dass nach wie vor ueber die Moeglichkeit zur Gruendung einer europaeischen Auffanggesellschaft fuer Tandon verhandelt werde. Bevor diese geschaffen werden koenne, sei jedoch die Beseitigung der Altlasten erforderlich.