Vorstand mit Mikroelektronikwerk Voest-AMI nicht zufrieden:

Mitarbeiter protestieren gegen "Verunsicherung"

18.04.1986

GRAZ (apa) - Energisch protestiert haben die Beschäftigten des Voest-AMI-Mikroelektronikwerks in Unterpremstätten/Graz gegen "Verunsicherungstaktiken" von Minister Ferdinand Lancina und dem stellvertretenden Voest-Generaldirektor Claus Raidl. Beide wurden jetzt vom Betriebsrat der Voest-AMI in einem Schreiben aufgefordert, ihre "tatsächlichen Absichten" mit dem Werk klarzulegen.

Sowohl Lancina wie auch der Voest-Vorstand und die amerikanischen Gesellschafter sollen das Werk als "völlige Pleite" bezeichnet und von einem "KIotz am Bein" gesprochen haben. Dagegen wehren sich die Voest-AMI-Mitarbeiter. Die Belegschaftsvertreter in dem Protestschreiben: "Man darf nicht erwarten, daß eine derart sensible Produktion, die auch sehr hohe Investitionen auf dem Maschinensektor erfordert hat, bereits in ein oder zwei Jahren Gewinn abwirft." Die Mikrochip-Produktion im Unterpremstättener Werk wurde erst 1984 voll angegangen. Dabei mußte das Werk 1985 einen Verlust von 200 Milliarden Schilling hinnehmen.

Im übrigen hätten die Mitarbeiter Verständnis für die problematische Situation gezeigt und eine Reduktion der Belegschaft von 470 auf 420 hingenommen. Die inzwischen wieder auf 430 Mitarbeiter angewachsene Mannschaft zeigte jetzt aber Existenzängste.

Kritik aber übte der Betriebsrat vor allem an den US-Miteigentümern: Die Probleme von AMI in den Vereinigten Staaten hätten "voll durchgeschlagen". Ferner seien die amerikanischen Gesellschafter "ihrer Aufgabe, das technische Know-how zu liefern, nicht zur vollen Zufriedenheit nachgekommen".

Die Belegschaftsvertreter betonten, daß sich das Werk zufriedenstellend entwickle: Im ersten Quartal dieses Jahres sei eine Auftragssteigerung von rund 50 Prozent erzielt worden. Diese Erfolge sollte man jedoch nicht durch eine ständige Verunsicherung und negative Äußerungen zunichte machen. Immerhin verfüge Voest-AMI zudem über rund 50 Prozent Eigenkapital.