Digitale Personalarbeit bei Cisco

Mitarbeiter bewerten Innovationen

07.09.2016
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Die Technologie lässt sich so nutzen, um die Transparenz im Unternehmen zu erhöhen und die Mitarbeiter stärker einzubeziehen. Darum hat IT-Hersteller Cisco gerade seinen Innovationsprozess neu aufgestellt, als nächstes kommen die Feedback-Instrumente an die Reihe.

Digitalisierung wird oft nur im Hinblick auf die Geschäftsprozesse eines Unternehmens verstanden. Das heißt, neue Technologien werden eingeführt, das Potenzial der eigenen Mitarbeiter bei der Digitalisierung wird aber vernachlässigt. Das fand der IT-Hersteller Cisco in einer weltweiten Umfrage unter 941 Führungskräften heraus.

So gibt nicht einmal jeder zehnte Manager sich und seinem Personalmanagement gute Noten in Sachen "Digital Business Agility". Mit dem Begriff beschreibt Cisco die Flexibilität einer Organisation, auf digitale Gefahren und Chancen zu reagieren. Dem Personal kommt dabei eine Schlüsselrolle zu: Werden anhand von Big-Data-Analysen und Mitarbeiterwissen über Kunden und deren künftige Bedürfnisse wertvolle Informationen gesammelt? Werden die richtigen Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse einbezogen? Werden diese Entscheidungen auch schnell umgesetzt, etwa anhand von Prototypen und dann gegebenenfalls angepasst?

Mitarbeiter bewerten Ideen der Mitarbeiter

Cisco selbst hat darum den unternehmensinternen Innovationsprozess weltweit neu aufgestellt. Dazu Kirsten Bildhauer, Personalchefin von Cisco Deutschland: "Im Unterschied zu früher werden die Mitarbeiter nicht nur aufgefordert, ihre Ideen einzubringen. Neu ist, dass alle Mitarbeiter mit ihrem Wissen die eingereichten Ideen für alle sichtbar anhand eines transparenten internetbasierten Tools bewerten können und so mit einbezogen werden."

Kirsten Bildhauer, Cisco: "Wer diese Vorteile der Digitalisierung für sich nutzen will, braucht eine Unternehmenskultur, die das erlaubt: Also Top-Manager, die das Feedback der Mitarbeiter, auch Kritik hören wollen, sowie Mitarbeiter, die sich einbringen wollen."
Kirsten Bildhauer, Cisco: "Wer diese Vorteile der Digitalisierung für sich nutzen will, braucht eine Unternehmenskultur, die das erlaubt: Also Top-Manager, die das Feedback der Mitarbeiter, auch Kritik hören wollen, sowie Mitarbeiter, die sich einbringen wollen."
Foto: Cisco

Für Bildhauer ist das ein gutes Beispiel dafür, wie sich die Technologie so nutzen lässt, um Transparenz im Unternehmen und eine neue Beteiligung der Mitarbeiter zu schaffen. Damit das funktioniert, sind aus Sicht Bildhauers aber noch andere Weichenstellungen nötig: "Wer diese Vorteile der Digitalisierung für sich nutzen will, braucht eine Unternehmenskultur, die das erlaubt: Also Top-Manager, die das Feedback der Mitarbeiter, auch Kritik hören wollen, sowie Mitarbeiter, die sich einbringen wollen."

Darum setzt der IT-Hersteller auch gerade seinen internen Feedback-Prozess neu auf: Bisher erhob Cisco wie viele Unternehmen auch die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter einmal im Jahr. Bis die Ergebnisse dieser Umfrage vorgestellt wurden, waren einige Ergebnisse schon überholt. Künftig sollen Führungskräfte verschiedene Möglichkeiten haben, Feedback, auch kurzfristig, einzuholen. Teamleiter sind angehalten, mindestens alle drei Monate eine Teamumfrage zu starten, dessen Ergebnisse sie nach wenigen Tagen erhalten. Die Geschäftsführung wird Fragen in virtuellen Fokusgruppen diskutieren oder zu bestimmten Themen wie Benefits respräsentative Kurzumfragen starten können.

Abschied von der Detailplanung

Für HR-Chefin Bildhauer ist eine große Transparenz auch mit einer großen Verpflichtung verbunden. An einem weltweiten HR-Tag hat Cisco etwa über 100 Verbesserungsvorschläge per Video bekommen, über die dann abgestimmt wurde. Nun sind die Personalabteilungen in der Pflicht, die Ideen mit der größten Zustimmung auch umzusetzen. Sonst mache man sich unglaubwürdig.

Auch in anderen Bereichen erfordert die zunehmende Digitalisierung ein Umdenken, so Bildhauer: "Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, alles bis ins Detail planen zu wollen. Das dauert viel zu lange. Bis ein solch akribisch ausgearbeiteter Plan umgesetzt wird, hat sich die Welt schon verändert. Vielmehr gilt es, die richtigen Daten zu sammeln und mit den ersten Schritten schon loszulegen, auch wenn noch nicht alle Fragen bis ins letzte Detail geklärt sind." Schließlich müssten die Unternehmen "neue Felder besetzen, bevor es andere tun, und gleichzeitig ihr angestammtes Geschäftsfeld gegen die digital disrupters verteidigen."