Kolumne

Mit Yahoo kauft Microsoft ZeitKolumne

04.02.2008

Das Übernahmeangebot an Yahoo macht deutlich, wie ernst Microsoft den Kampf um die Suche und damit die Online-Werbeeinnahmen nimmt. Das Unternehmen kämpft mit allen Mitteln, um Google zumindest einigermaßen in Schach zu halten. Aus eigener Innovationskraft - so weit ist die Einsicht anscheinend gediehen - ist das offenbar nicht zu schaffen. Google macht seit mehreren Jahren vor, dass es dem Unternehmen nicht nur gelingt, seine Suchalgorithmen auf der Höhe der Zeit zu halten und zu den dargestellten Ergebnissen absolut passgenau Werbung einzublenden. Es bringt auch eine Online-Applikation nach der anderen auf den Markt. Alle kostenlos. Die immensen Einnahmen aus dem Werbegeschäft machen das möglich. Alle sind Betaversionen, aber sie funktionieren und lassen sich weiterentwickeln. Außerdem ermuntert Google Entwickler, über offene Schnittstellen Erweiterungen und Mashups zu seinen Programmen zu schreiben.

Auch die Integration neuer Funktionen in das Betriebssystem oder zumindest eine sehr enge Verbindung zwischen OS und Applikation hilft Microsoft gegen den Internet-Konkurrenten Nummer eins nicht mehr weiter. Dem ist egal, auf welchem Betriebssystem seine Applikationen laufen. Google ist die Antithese zu Microsofts Geschäftsmodell. Das weiß Microsoft. Trotzdem muss Microsoft Googles Spiel mitspielen, ohne das eigene Geschäftsmodell - Umsatz durch den Verkauf von Software, die auf Rechnern installiert ist - aufzugeben. Wie schwer das ist, sieht man an dem Eiertanz, den die Gates-Company um das Thema Software as a Service aufführt. Sie versucht mit Software und Service einen Sonderweg, der angesichts der zügigen Weiterentwicklung der Bandbreiten und damit des Phänomens Cloud-Computing nicht erfolgreich sein dürfte.

Zusammen mit Yahoo wird Microsoft im Verhältnis 40 zu 60 zweitgrößter Spieler im Online-Werbemarkt und kann so verhindern, dass Google weiter Monopolgewinne abschöpft, mit denen das Unternehmen noch mehr Anti-Microsoft-Torpedos im Applikationsgeschäft starten könnte. Als Nummer zwei in diesem Markt kann die neue Einheit zu steile Umsatzzuwächse von Google verhindern. Aber es ist schwer vorstellbar, dass die Microsoft-Strategen glauben, mit der Yahoo-Übernahme eine Chance auf die Marktführerschaft errungen zu haben. Was sie für die 45 Milliarden Dollar kaufen, ist Zeit, ihr Geschäftsmodell komplett auf das Online-Zeitalter umzustellen. Und da gibt es grundsätzlich zwei Varianten. Die eine ist die Finanzierung durch Werbung, die andere Chance besteht darin, mit Software endlich das zu erreichen, was mit Informationen im Internet nie funktioniert hat: Nutzer müssen für den Gebrauch zahlen. Für beide Modelle scheint Google zurzeit besser gerüstet.

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