Wie kann jemand so mit Leuten umgehen! Seinen Vorstandschef, den er beaufsichtigt, beschimpft er stundenlang am Telefon. Verdiente Top-Manager schasst er ohne Abschiedsworte. Er lässt Führungskräfte antreten, damit sie ihm zusehen, wenn er etwas isst. Auf stundenlangen Konferenzen mit ihm wagt keiner, zur Toilette zu gehen. So kann nur einer mit Leuten umgehen, wenn er Koreaner ist, tief in der militärischen und konfuzianischen Tradition seines Landes von Zucht und Ordnung steht, Lee Kun-hee heißt - und oberster Kontrolleur des Giganten Samsung ist.
Während alle Welt seine Smartphones, Tablets, Fernseher, Kameras, Kühlschränke und sonstige Elektronik kennt, präsentiert der 70-jährige Übervater des weltgrößten Handy- und Fernsehgeräteherstellers sich selbst als großen Unbekannten. Die Öffentlichkeit in Südkorea kennt ihn nur als den Scheuen und Wortkargen.
Emotionen dringen nur nach draußen, wenn es um die Familie geht. So stürzte ihn unlängst in Rage, dass sein ältester Bruder Maeng-hee als Erstgeborener nie zur jährlichen Totenzeremonie für den Vater und Konzerngründer Lee Byung-chull ging - eine schlimme Beleidigung im konfuzianischen Korea. Apple gilt als geheimbündlerisch und sektenartig, Facebook als missionarisch, Google als elitär. Doch was ist die Seele von Samsung, dessen Name auf Deutsch "Drei Sterne" bedeutet?
Die Luft brennt
Ex-Mitarbeiter und Insider stimmen darin überein, dass schon lange nicht mehr bei Samsung die Luft so brannte. Die wichtige Elektroniksparte, die zwei Drittel des Gruppenumsatzes macht, liegt mit Apple in den USA vor Gericht und muss fürchten, das erfolgreiche Konkurrenzgerät zum iPhone, das Galaxy S3, in den Staaten nicht verkaufen zu dürfen. Beim Patentstreit vor einem US-Bundesgericht wollen Apple und Samsung dem Aufruf der Richterin zum Friedensschluss nicht folgen.
Gleichzeitig gerät Konzernlenker Lee Kun-hee persönlich in Bedrängnis, weil seine Geschwister gegen ihn aufbegehren. Bruder Maeng-hee und Schwester Sook-hee verlangen vor Gericht, dass er einen Teil des vom Vater geerbten Aktienpaketes herausrückt, das er angeblich unter falschem Namen bunkert. Sollte sich das bestätigen, droht Lee Kun-hee die Kontrolle über Samsung Electronics zu verlieren - jene Perle im Konzern, die ihn zum großen Gegenspieler von Apple werden ließ. Vor allem aber könnte ein Sieg der Geschwister Lee Kun-hee die Machtübergabe an seinen Sohn Lee Jae-yong vermasseln, der Samsung in die nächsten Jahrzehnte führen soll. Gerade hat Lee Kun-hee seinen Ältesten zu seinem Stellvertreter ernannt.
Vorwürfe der Smartphone-Hersteller
MP3-Musikstücke wiedergeben
Per Handy Fotos machen und senden
Die letzte Position in einer Bildergalerie wieder aufrufen
E-Mails in Echtzeit aufs Handy gepusht bekommen
Eine im Handykörper verbaute Antenne
Drahtloses System zum Übertragen von Nachrichten
Abfedern, wenn das Ende einer Web-Site erreicht ist
Telefonnumern und E-Mail-Adressen in Texten automatisch in antippbare Links verwandeln
Design von iPhone und iPad
Grafische Benutzeroberfläche
Bildschirm mit einem Fingerwisch entsperren
Autokorrektur bei Schrifteingabe
Eine Technologie, mit der App-Entwickler eine fingergesteuerte Scroll-Funktion in ihre Apps einbauen können
Erstellen, senden und Empfangen von Kalender-Terminen
Von Microsoft entwickeltes Dateiordnungssystem
Welche Patente Microsoft laut Google verletzt
Daten über das WLAN-Netzwerk übertragen
Nutzen des H.264-Videokompressionsverfahren
Parallelen zu Nordkorea
Auf Samsung trifft keine Charakterisierung auch nur annähernd zu, die für westliche Konzerne gilt. Die Firmengruppe rings um Samsung Electronics ist eine einmalige Mischung aus militärisch straffer Produktion und extrem leistungsorientiertem Management, beseelt von koreanischem Familiensinn und nationalistischem Korpsgeist. Am erschreckendsten für westliche Beobachter sind die Parallelen mit dem Macht- und Herrschaftsapparat im kommunistisch regierten Norden des Landes. Langjährige Mitarbeiter klagen, sie fühlten sich bei Samsung nicht wie in einem modernen, global orientierten Unternehmen, sondern wie in einer Filiale von Pjöngjang.
Südkorea, die Samsung-Republik
Ein solcher Geist grassiert im Unternehmen, seit Lee Byung-chull, der Spross einer reichen koreanischen Familie, Samsung 1938 als Lebensmittelladen gründete. Wie der vor einem Jahr verstorbene nordkoreanische Diktator Kim Jong-il war auch Lee Byung-chull beseelt, sein Heimatland zu stärken und zu beherrschen. Bis heute verspotten Landsleute Südkorea als "Samsung-Republik". Weil Konzerngründer Lee Byung-chull wie Tyrann Kim Jong-il über alles bestimmen wollte, musste Samsung gleich einer Krake seine Tentakeln in alle Winkel der Wirtschaft stecken und baut bis heute Öltanker und Wolkenkratzer, betreibt Hotels und Vergnügungsparks, verkauft Versicherungen und Artilleriegeschütze, produziert jede erdenkliche Elektronik oder entwickelt mit BMW Batterien für Elektroautos. Mit seinen 79 Einzelfirmen ist das Konglomerat inzwischen so groß, dass es für gut 20 Prozent der Wirtschaftsleistung Südkoreas steht.
Die Herrschsucht hat die Samsung-Eigner ebenso steinreich gemacht wie ihr kommunistisches Pendant im Norden. Die dortige Kim-Klicke lebt, umgeben von armen Landsleuten, in Saus und Braus. Samsung-Gründer Lee Byung-chull war schon Ende der Fünfzigerjahre der vermögendste Mann des Landes; den Besitz seines Sohnes und heutigen Konzernchefs Lee Kun-hee schätzt der Finanzdienst Bloomberg auf über zehn Milliarden Dollar.
Und selbst der Ruf des Samsung-Clans bei den Massen taugt für den Vergleich mit den Kim-Kommunisten. "Sie sind Gangster, die wie Gentlemen aussehen", gibt der frühere Regierungsbeamte Daniel Lee die verbreitete Meinung im Volk über den Familienclan an der Konzernspitze wieder. Beamte, Politiker, Richter und Zulieferer kuschen vor der Kaste, Kritiker fürchten ihren Bann. "Samsung-Gegner zu sein ist schlimmer, als wenn man Spion aus Nordkorea wäre", erzählt der frühere Chefjurist des Konzerns, Kim Yong-cheol, in Daegu.
- Die Sieger
Die COMPUTERWOCHE hat das aktuelle Angebot der Hersteller einer strengen Prüfung unterzogen und ihre zehn besten Smartphones 2012 ausgewählt. - Platz 9: Huawei Ascend D1 Quad XL
Huaweis Einstieg in die Oberklasse kann sich sehen lassen, allerdings mehr in punkto Ausstattung als von der Optik her betrachtet. Hinzu kommt, dass es den Chinesen leider nicht gelang, den Aufmerksamkeitspegel hoch zu halten – zu viel Zeit verstrich von der Vorstellung bis zur tatsächlichen Verfügbarkeit des Quad-Core-Smartphones. - Platz 8: Asus Padfone 2
Die Idee ist charmant: Ein Smartphone mit superscharfem 4,7-Zoll-Display, das sich in ein 10-Zoll-Tablet verwandeln lässt, indem man es auf der Rückseite in den Flachmann einschiebt. Zunächst nur bei Base angeboten, ist das Hybridgerät jetzt auch im freien Handel verfügbar und mit 799 Euro auch nicht unangemessen teuer. - Platz 7: Motorola Razr i
Mit dem Razr i mit Atom-CPU haben Motorola und Intel klar bewiesen, dass man im Smartphone-Markt noch immer neue Akzente setzen kann. Gemessen am unverbindlichen Verkaufspreis von 400 Euro (Straßenpreis ab 350 Euro) bekommt man für sein Geld ziemlich viel Design und Technik. - Platz 5: HTC One X
Beim HTC One X und dessen überholten Nachfolger HTC One X Plus hat sich der taiwanische Hersteller HTC mächtig ins Zeug gelegt: Dank des riesigen hochauflösenden Bildschirms, eines superschnellen Tegra-3-Prozessors und der guten Verarbeitung bleibt kaum ein Wunsch offen. - Platz 4: Samsung Galaxy Note 2
Bei dem Ende August auf der IFA vorgestellten 5,5-Zoll-Gerät kombiniert Samsung geschickt die Vorteile eines Tablets mit denen eines Smartphones. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird auch im Markt bereits stark nachgefragt. - Platz 2: Google Nexus 4
Auch wenn sich das von LG gebaute Android-Smartphone noch ziemlich rar macht: Mit Preisen von 299 (8-GB-Modell) beziehungsweise 349 Euro (16 GB) ist das Nexus-Handy gemessen an den gebotenen Features wie Quad-Core und großem Display sowie der Garantie für schnelle Software-Updates ein echtes Schnäppchen. - Platz 1: Samsung Galaxy SIII
Begeisterte das Flaggschiff-Modell der Koreaner bereits in der UMTS-Version durch seine kurzen Reaktionszeiten im Test, kann es mit dem Daten-Turbo LTE noch einen Zahn zulegen. Spass bei der Nutzung ist garantiert!
Perfekte Nachahmer
Freunde haben Kim Yong-cheol in der Millionenstadt 240 Kilometer entfernt von Seoul eine bescheidene Stellung als Buchprüfer in der Schulbehörde verschafft. Nach Enthüllungen über schwarze Konten von Samsung-Chairman Lee Kun-hee, die zu dessen Verurteilung führten, fand Kim vier Jahre lang in Korea keine Arbeit.
Wer Lee Kun-hee heißt und über Samsung gebietet, verfügt nicht nur über großen Einfluss, sondern steht offenbar auch über dem Gesetz. Zweimal wurde der heutige Samsung-Regent wegen Bestechung und Steuerhinterziehung verurteilt, zweimal wurde er wenig später vom Präsidenten begnadigt. Wegen der Skandale trat er 2008 von allen Führungspositionen zurück, kehrte aber zwei Jahre später nach der Begnadigung auf seine Posten zurück.
Im Unternehmen sorgt der Gottgleiche dafür, dass die Belegschaft sich im "Dauerkrisenmodus" fühlt, wie er einmal sagte. Um Höchstleistungen aus den Mitarbeitern zu pressen, regiert Lee Kun-hee mit Zuckerbrot und Peitsche. Das unmenschliche Arbeitspensum der Samsung-Ingenieure ist legendär in Südkorea. "Sie arbeiten wie Ameisen", meint ein Angestellter. Für den Arbeitseinsatz rund um die Uhr entschädigt Samsung die Geschundenen im Gegenzug fürstlich: mit den höchsten Grundgehältern des Landes, mit fetten Gewinnbeteiligungen sowie saftigen Prämien bis zum dreifachen Monatsgehalt für besondere Erfolge.