IPOs: Wapme Systems AG

Mit WAP-Services so gut wie alles auf eine Karte setzen

21.07.2000
FRANKFURT/M. - Mit der Wapme Systems AG holte sich vor kurzem erneut ein Internet-Unternehmen beim Börsengang am Neuen Markt Blessuren. Die Aktie des Düsseldorfer Anbieters von Software für WAP-fähige Handys gilt bei Anlegern als riskantes Investment. Von Andrea Goder*

"Mit dem Kurs sind wir überhaupt nicht zufrieden und müssen mit dieser Situation fürs Erste leben", kommentierte André Borutta die unsanfte Landung auf dem Frankfurter Parkett in der vergangenen Woche. Doch der Flop am Neuen Markt hatte sich bereits im Vorfeld des IPOs abgezeichnet. Zunächst musste die Bookbuilding-Spanne von ursprünglich 25 bis 29 Euro auf 19 bis 22 Euro herabgesetzt werden, dann wurde die Zeichnungsfrist um einen Tag verlängert - zwei Alarmsignale, die offensichtlich auf Bankenseite nicht ausreichten, die Notbremse zu ziehen. Die mit 20 Euro emittierte Aktie wurde dann sofort mit dem ersten Kurs (16 Euro) deutlich ins Minus katapultiert. Vom derzeit schwierigen Marktumfeld abgesehen, fehlt es dem Düsseldorfer Unternehmen offenkundig auch an Substanz und Börsenreife. Die 1996 von Borutta und Willi Kapell gegründete Public Web Images GmbH erzielte noch bis vor kurzem die Haupteinnahmen vorwiegend mit der Konzeption von Internet-Auftritten. Ende 1998 kaufte sich die Augsburger Infomatec AG - das Unternehmen wurde damals als Highflyer am Neuen Markt gefeiert - zu 51 Prozent bei dem Startup ein.

Neu ausgerichtet wurde die Web-Company dann 1999, als WAP sich als Standard für das mobile Internet durchsetzte. Die Düsseldorfer sprangen auf diesen Zug auf und versuchen seitdem, mit Services für das WAP-Handy einen Nischenplatz zu besetzen. Konkret entwickelt das Unternehmen so genannte Value Added Services für den mobilen Endanwender. Einer dieser Mehrwertdienste ist "Meet People", eine interaktive Freizeitbörse, die via Handy Kontakte zwischen Personen mit übereinstimmenden Interessen vermitteln soll. Als Kooperationspartner konnten bislang D2 und T-Mobil gewonnen werden. Laut Borutta nutzen seit dem Start im Februar 15000 User den Dienst. Für die Entwicklung neuer Services im Bereich Freizeit, Spiele und Finanzen kann das Unternehmen mit "Waparameter" zudem auf eine eigene technische Plattform zurückgreifen, die ebenfalls vermarktet werden soll. Bereits im laufenden Geschäftsjahr will der Börsenneuling mit der neuen Angebotspalette 7,5 Millionen Mark Umsatz erzielen und damit die Einnahmen gegenüber 1999 (drei Millionen Mark) mehr als verdoppeln. Hauptumsatzträger soll in Zukunft mit rund 70 Prozent das Endkundengeschäft mit besagten Value-Added-Services sein, wo das Unternehmen für die Nutzung der mobilen Dienste Gebühren berechnet. Zusätzliche Gelder sollen durch entsprechende ASP-Leistungen und Werbeeinnahmen in die Kassen fließen.

Der Business-Plan - 2002 werden bereits 85 Millionen Mark Umsatz erwartet - ist mehr als ehrgeizig und nicht ohne Risiken. Das erst im Mai in Wapme umfirmierte Unternehmen ist im Markt noch weitgehend unbekannt. Borutta und Kapell wollen deshalb bis 2004 durchschnittlich 25 Millionen Mark pro Jahr in Marketing und Werbung investieren. Ob die Düsseldorfer, die derzeit noch rote Zahlen schreiben, dann allerdings wie geplant 2002 den Sprung in die Gewinnzone schaffen, wird stark von der Akzeptanz mobiler Internet-Services abhängen. Noch jedenfalls zeigen Anwender dem Modethema WAP, wie aus einer kürzlich von der Telekom-Tochter T-Mobil veröffentlichten Studie hervorgeht, die kalte Schulter.

Dass der Börsenneuling mit WAP-Diensten eine größere Zahl an Usern erreichen wird, darf ohnehin bezweifelt werden, denn die nächste Generation von Handys steht schon vor der Tür. Neuen Standards wie UMTS oder GPRS, die gleichzeitig neue Wettbewerber auf den Plan rufen, sieht Firmenchef Borutta jedoch gelassen entgegen. Das Hauptrisiko für Firmen wie Wapme liegt allerdings in den "noch unklaren Erfolgsaussichten der geplanten Dienste", warnt jedoch auch die Konsortialführerin Sal. Oppenheim in ihrem Research-Bericht.

Zumindest die Infomatec AG hat mit dem Börsengang ihrer Beteiligung ein erstes Etappenziel erreicht. 240000 Aktien gaben die Altgesellschafter beim Börsengang ab, womit sich ihr Anteil auf 33 Prozent reduziert. Davon, dass durch den Börsengang "stille Reserven im dreistelligen Millionenbereich ohne Abflüsse von liquiden Mitteln entstehen", wie es in einer Pressemitteilung heißt, kann allerdings angesichts der aktuellen Performance der Wapme-Aktie kaum die Rede sein.

*Andrea Goder ist freie Journalistin in München.

Abb:Ehrgeizige Ziele: Allein bis 2002 soll neben einem rasantem Umsatzwachstum auch ein positives Ergebnis von knapp 14 Millionen Mark erzielt werden. Quelle: Wapme Systems AG