Gegen regionale Restriktionen

Mit VPNs Netzsperren umgehen

22.03.2013
Von David Gorodyansky
Je mehr Regierungen und Content-Anbieter aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen Teile des Webs sperren, desto attraktiver werden Lösungen, dies zu umgehen. Virtual Private Networks gehören dazu.

Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein deutscher Geschäftsmann muss für einen Kundentermin nach Peking reisen und stellt dort fest, dass er vor Ort keinen Zugang zu Dropbox hat. Über den Webdienst werden in seinem Unternehmen jedoch wichtige Informationen weitergegeben, über die er für seine Termine in China auf dem Laufenden sein muss. Für Hintergrundinformationen zum aktuellen Geschäftsvorhaben benötigt der Geschäftsreisende zudem soziale Medien wie Twitter und die Nachrichtenseiten deutscher Rundfunkanstalten. Auch diese sind in China aber aufgrund lokaler Restriktionen nur eingeschränkt verfügbar.

Zugangsbeschräkungen im Web lassen sich aushebeln - wie legal das ist, entscheiden die jeweiligen Gesetze.
Zugangsbeschräkungen im Web lassen sich aushebeln - wie legal das ist, entscheiden die jeweiligen Gesetze.
Foto: fotolia.com/Gina Sanders

In einem Zeitalter, in dem Unternehmen global agieren müssen, um den Anschluss an die Konkurrenz nicht zu verlieren, häufen sich Fälle wie diese. Lokale Gesetze und Restriktionen behindern den globalen Handel wie früher Zölle. Während der freie Handel mit Waren erleichtert wird, indem Einfuhrzölle weltweit abgeschafft oder vereinheitlicht werden, ist der freie Handel mit Inhalten bisher kein Thema. Die Entwicklung verkehrt sich hier gar ins Gegenteil: Der freie Datenverkehr wird zunehmend beschränkt, vorhandene Restriktionen weiter verschärft. Zwei Hauptgründe sind dafür verantwortlich: fehlende Rechte für die Veröffentlichung bestimmter Inhalte im Ausland und eine politisch motivierte Filterung der Inhalte. Mächtige Industrien schützen Rechteverwerter und -inhaber. Um mehr an den Inhalten verdienen zu können, versuchen sie ihre Inhalte möglichst in jedem Land einzeln zu lizenzieren. Zugleich unterliegen Mediendienste im Internet aus politischen Gründen einer Zensur. Twitter und Dropbox etwa weigern sich, Filter zu verwenden, die von der chinesischen Regierung unerwünschte Inhalte blocken und werden deshalb in China gesperrt.

Mit Verschlüsselung Filter aushebeln

Sicherheitsdienste und Rechteinhaber behindern das freie Internet und den globalen Handel und widersprechen dem Prinzip des einheitlichen EU-Wirtschaftsraums. Unerwünschte Filter können jedoch mit einer Verschlüsselung des Datenverkehrs umgangen werden. Unter den verfügbaren Verschlüsselungsmethoden sind Virtual Private Networks (VPNs) die beliebteste. VPNs sind virtuelle IP-Netze, die in sich geschlossene Teilnetze innerhalb des Internets bilden. Durch die Nutzung eines VPN werden die Internetanfragen aus dem neu zugeordneten Teilnetz heraus in das Internet geleitet. Man spricht davon, dass die Anfragen über VPN getunnelt werden. Sie unterliegen so den Restriktionen des zugeordneten Netzes und nicht mehr denen des ursprünglichen Netzes.

Die Entwicklung hin zum zunehmend globalen Geschäftsverkehr und dem entgegenstehende nationale Behinderungen des freien Datenaustauschs führen zur zunehmenden Nutzung von VPN-Diensten weltweit. So sagt das Analystenhaus Tech Navio/Infiniti Research Ltd. dem VPN-Markt in einer aktuellen Studie ein Wachstum von 7,1 Prozent bis 2015 voraus. Neben dem Aspekt des freien Internets spielen auch Anonymität und Sicherheit eine Rolle. Die wenigsten Internetnutzer sind sich dessen bewusst, dass jeder ihrer Zugriffe auf eine Website ihrer IP-Adresse zugeordnet werden kann, die jeden Nutzer im Netz eindeutig identifiziert. Die Untertunnelung mittels VPN bietet die Möglichkeit, sich anonym im Internet zu bewegen. Zugleich schützt ein VPN vor fremden Zugriffen auf persönliche Daten - etwa bei der Nutzung öffentlicher Hotspots.

Freiheit, Anonymität, Sicherheit - drei gute Gründe, nur noch mit VPN ins Internet zu gehen. Zahlreiche Dienste sind auch in einer kostenlosen Version verfügbar. Mithilfe von Anbieter-Vergleichen unter Gesichtspunkten wie Geschwindigkeit, Bedienkomfort oder Umgang mit Kundendaten (etwa auf www.lifehacker.com) kann jeder Interessent die für ihn optimale Lösung wählen. (sh)

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Der Autor

David Gorodyansky ist Gründer und CEO des VPN-Anbieters AnchorFree mit Sitz in Mountain View, Kalifornien, USA.