Mit Standardsoftware aus der Krise

28.07.2004
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Releasefähige Software

Applikationen, mit denen sich kein unmittelbarer Geschäftsvorteil erzielen lässt - also Funktionen wie In- und Exkasso sowie die Verwaltung der Kundendaten - sollten, so die Entscheidung des IT-Vorstands, "von der Stange" kommen. Da der Markt auf Anhieb keine taugliche Standardsoftware hergab, ging der Deutsche Ring eine Entwicklungspartnerschaft mit der SAP AG ein. "Die SAP ist der einzige Anbieter, der wirklich Release-fähige Software liefert", begründet Klein diese Wahl. Anders ausgedrückt: Die Anpassung der SAP-Applikationen an die eigenen Ansprüche - im Fachjargon "Customizing" genannt - bleibt auch bei einem Versionswechsel erhalten, sofern die Anbieterstandards eingehalten werden.

Die Aufräumarbeiten am ERP-System sind aus Kleins Sicht einer der Schlüssel zu einer effektiven IT: "Für die meisten Unternehmen nimmt sich ERP wie ein Hochregal-Lager aus, von dem niemand weiß, was eigentlich in den Kisten ist." Da wundert es wenig, dass die teuer eingekauften Funktionen nur zu einem kleinen Teil nutzbar sind.

Anders beim Deutschen Ring: Dort sollen die Standardfunktionen mit sauber definierten Schnittstellen an die Eigenentwicklungen angedockt werden. Die verbliebenen Altanwendungen will Klein als Web-Services anbinden. Zu diesem Zweck wird er zusätzlich zu den Integrationsprodukten der IBM-Familie "Websphere" auch die "Netweaver"-Technik der SAP ins Haus holen.

Nach insgesamt drei Jahren sind die wesentlichen Teile des Umgestaltungsprogramms verwirklicht. Wie hoch der finanzielle Aufwand für die neue IT-Umgebung war, behält Klein für sich. Er verrät lediglich, dass derzeit ein Fünftel des jährlichen IT-Budgets auf Abschreibungen entfalle - wobei die IT-Ausgaben des Versicherungskonzerns im "marktgängigen Bereich" lägen. Die mit Hilfe der Standardisierung und Prozessvereinfachung erzielten Ersparnisse würden die notwendigen Investitionen zum großen Teil auffangen.