Einstieg in neue Rechnerarchitektur eröffnet bei Digital neue Perspektiven:

Mit RISC-Workstations in die Zukunft

07.10.1988

MONTEREY (IDG) - Workstations mit RISC-Architektur sollen Digital Equipment neue Wege in die Zukunft öffnen. Die Entscheidung für den Bau solcher Maschinen, die DECs Vice President Dick Poulson kürzlich bekannt gab (siehe CW 36, Seite 1) bedeute nur den ersten Schritt hin zu einer neuen Entwicklung, so Roger Redfern, Marketing Manager bei DEC.

Um zum Stand der Technik bei Rechnerarchitekturen aufzuschließen, entwickelt DEC derzeit Multiprozessor-Produkte mit gemeinsamem Arbeitsspeicher und arbeitet an der Verknüpfung von Multiprozessoren in Hypercube-Struktur und VLIW-(Very-Long-Instruction-Word-)Konzept.

Dabei will Digital laut Don McInnis, Vice President der Engineering Systems Group, den Blick mehr auf die Gesamtperformance richten, darauf, wie schnell eine Aufgabe erfüllt werden kann, weniger auf die Geschwindigkeit des Chips. Ein schneller Prozessor sei nicht automatisch mit einem schnellen System gleichzusetzen. In diesem Sinne biete ein RISC-Prozessor zwar ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis, er sei jedoch noch kein Fortschritt hin zu neuen Möglichkeiten.

Trotzdem weise der RISC-Ansatz über den Horizont hinaus, den er geschaffen habe, orakelte McInnis. Neue Fortschritte in der Halbleitertechnologie könnten hier weiterhelfen. In einem Entwurf seiner Rede auf der Dataquest-CAD/CAM-Konferenz soll den Digital News zufolge für den vagen Ausdruck "neue Fortschritte" noch der Hinweis "Gallium Arsenid Chips" gestanden haben. Offensichtlich ist die Entscheidung über den Einstieg in die Gallium-Arsenid-Technologie bei DEC noch nicht spruchreif.

Einer der nächsten Schritte könnte, so Mclnnis, die Entwicklung einer intelligenten Benutzeroberfläche auf KI-Basis sein, die mit unvollständigen Eingaben zurecht komme und später erforderlichenfalls Zusatzinformationen beim Anwender einhole.

Außerdem relativierte er die Bedeutung des derzeitigen Standardisierungstrends. Standards wie Unix, führte er aus, fixierten lediglich die Grundanforderungen an ein System. Die Hersteller würden die Fähigkeiten traditioneller Architekturen auch künftig erweitern wollen, um so den Verkaufswert ihrer Produkte ständig zu steigern.

Er hält es für einen Mythos, daß Computer in Zukunft normierte Massenware sein könnten. In Wirklichkeit entständen immer mehr Computer und Architekturen, mit deutlichen Unterschieden. Einige Belege dafür seien der Erfolg der nichtkompatiblen Macintosh-Rechner sowie das gleichzeitige Bestehen von RISC- und LISP-Architekturen, paralleler Verarbeitung und Multiprocessing.