Zum Teil auch fuer Endanwender geeignet

Mit Power Builder 3.0 stellt Powersoft zwei neue Tools vor

07.05.1993

Auch in der Version 3.0 laeuft Power Builder bislang nur unter Microsofts Windows. Waehrend sich die Ausfuehrungen fuer Windows NT und Macintosh bereits in der Pipeline befinden, muessen die Versionen fuer Unix und OS/2 erst noch offiziell angekuendigt werden.

Objekte aus fremden Tools sind importierbar

Die neue Ausfuehrung von Power Builder zeichnet sich vor allem durch die Moeglichkeiten fuer Konfiguarations-Management und Versionskontrolle aus. Bereits realisiert ist die Anbindung an das Konfigurations-Management-System "PVCS" von Intersolve. Wie der Anbieter verspricht, wird demnaechst eine Schnittstelle zu "Endevor" von Legent folgen.

Darueber hinaus legt Powersoft in der aktuellen Version des Werkzeugkastens eine Programmier-Schnittstelle zum integrierten Bibliotheks-Manager offen. Auf diese Weise lassen sich, so der Anbieter, Objekte aus Third-party-Werkzeugen fuer das Anwendungsdesign importieren und wieder exportieren - beispielsweise in ein Softwaredistributions-System.

Kuenftig schliesst jede Power-Builder-Lizenz die Nutzungsrechte fuer das relationale Datenbank-Management-System "Watcom SQL" ein. Laut Powersoft bietet das DBMS-Produkt 32-Bit-Zugriff, referentielle Integritaet sowie die Moeglichkeit zur Speicherung von "binary large objects" (Blobs).

Das Bekenntnis zu den De-facto-Standards ODBC und DRDA soll sicherstellen, dass der Entwickler auch auf andere DBMS-Produkte zugreifen kann. Bislang existieren lediglich Eins-zu-eins- Verbindungen zu gaengigen

Datenbankprodukten wie Oracle, Informix und DB2.

Ein separater Reportgenerator ermoeglicht es unter anderem, Kreuztabellen und Geschaeftsgrafiken in die Berichte aufzunehmen. Der Abfragegenerator ist fuer die grafische Darstellung von Datenbankabfrage-Objekten konzipiert.

Last, but not least, hat Powersoft auch die Benutzer- Schnittstelle von Power Builder erweitert. Sie verfuegt jetzt nicht nur ueber eine konfigurierbare Symbolleiste und ein dreidimensionales Look and Feel, sondern macht auch Gebrauch vom rechten Maus-Button.

Neben der neuen Power-Builder-Version kuendigte Powersoft jetzt zwei weitere Softwarewerkzeuge an: "Power Maker" und "Power Viewer". Diese beiden Tools sind, so Powersoft, dafuer konzipiert, die Zusammenarbeit von Entwicklern und Anwendern zu ermoeglichen. Beispielsweise versetzten sie die Entwickler in die Lage, Anwendungs-"Styles" zu definieren und dem Anwender als vorgefertigte Abfrageroutinen an die Hand zu geben. Auf diese Weise lasse sich auch die Einhaltung von unternehmensweiten Anwendungsstandards sicherstellen.

Ausschliesslich ueber vorhandene Kanaele

Mit Unterstuetzung von Power Maker sollen DV-kundige Benutzer sowohl eigene Anwendungen erstellen als auch vorhandene Power- Builder-Applikationen erweitern koennen. Das Tool erzeugt Queries, Masken, Berichte und Geschaeftsgrafiken, wobei es auf lokale - in Watcom SQL gespeicherte - oder auch auf unternehmensweite Daten zugreift.

Bei Power Viewer handelt es sich um ein Subset von Power Maker, das jedoch lediglich einen Lesezugriff erlaubt. Das Werkzeug laesst sich direkt aus Power-Builder-Anwendungen aufrufen.

Wie Power Builder 3.0 werden auch die beiden neuen Werkzeuge voraussichtlich im dritten Quartal dieses Jahres verfuegbar sein. Eigenen Angaben zufolge will Powersoft damit ausschliesslich an die eigene Kundenbasis herantreten, also nur die bereits vorhandenen Distributionskanaele nutzen. In Deutschland sind die Produkte des US-Software-Unternehmens ueber die Milestone Software GmbH in Neuss zu beziehen.

Wie hoch die Nutzungsgebuehren sein werden, will der Anbieter noch nicht mitteilen. Die Tool-Preise laegen jedoch "im gewohnten Desktop-Bereich" - also deutlich niedriger als die Preise fuer Power Builder. Das Entwicklungssystem kostet hierzulande 8900 Mark - mit Anbindung an Datenbank-Server wie Oracle - beziehungsweise 4000 Mark, wenn es die Verbindung zur Endanwender-Datenbank "SQLbase" von Gupta bieten soll.

Gupta hat mit der Version 4.0 von "SQLwindows" gerade das wichtigste Konkurrenzprodukt fuer Power Builder freigegegen. Als Alleinstellungsmerkmal von Power Builder definiert David Dewan, Vice-President fuer Technolgie, jedoch die Data-Windows-Funktionalitaet, mit der der Entwickler zur Datenbank durchschalten kann, ohne ein SQL- Statement zu formulieren. Darueber hinaus sei SQLwindows an SQLbase gebunden, wohingegen Power Builder Datenbankunabhaengigkeit biete.

US-Anwender bestaetigten gegenueber der IDG-Schwesterpublikation "Network World", dass Power Builder leicht erlernbar sei und den Entwickler von der laestigen Pflicht befreie, sich mit der unkomfortablen Abfragesprache SQL zu beschaeftigen. Ausserdem erlaube das Powersoft-Produkt dem Benutzer, sich staendig innerhalb einer Point-and-click-Umgebung zu bewegen, waehrend SQLwindows den Entwickler zwinge, haeufig zwischen unterschiedlichen Programmierparadigmen hin und her zu springen. Kurz gesagt, schirmt der Powersoft-Werkzeugkasten nach Ansicht seiner Fangemeinde den Entwickler von der Komplexitaet ab, die Client- Server-Applikationen gemeinhin mit sich bringen.

Von der Network World befragte Analysten wussten jedoch auch Nachteiliges ueber Power Builder zu sagen. Nach Aussagen von Judith Hurwitz, Praesidentin der in Newton, Massachusetts, ansaessigen Hurwitz Consulting Group, mangelt es dem Powersoft-Produkt gegenueber SQLwindows an Repository-Funktionalitaet.

Konkurrenz auch von Microsoft-Seite

Ein Anwender, der sich nicht namentlich zitieren lassen wollte, brach sogar den Stab ueber beiden Produkten. Er prognostizierte, dass viele seiner Kollegen in den kommenden Jahren auf Visual Basic oder Visual C++ von Microsoft ueberwechseln wuerden. Power-Builder- Anwendungen benoetigten mindestens einen mit 33 Megahertz getakteten 386-Prozessor sowie acht MB Arbeitsspeicher, um performant zu sein. Darueber hinaus schlucke das Powersoft-Produkt eine Menge Netzkapazitaet, indem es SQL-Statements auf dem Client- System generiere und sie dann ueber das Netz verschicke, anstatt Stored procedures auf dem Server einzurichten.