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Mit Napster geht's bergab

04.08.2006
Sieht aus, als hätte Chris Gorog auf das falsche Pferd gesetzt. Nach sieben Prozent Kundenschwund im letzten Quartal schließt der Napster-Chef einen Verkauf der Firma nicht aus.

"Wir stecken bezüglich einer M&A-Transaktion (Mergers and Acquisitions) nicht den Kopf in den Sand. Es gibt weiterhin viel Interesse am Unternehmen", sagte Gorog in der Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen. Für das zweite Quartal wies Napster einen Nettoverlust von 9,8 Millionen Dollar aus nach 19,9 Millionen Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich von 21 auf 28,1 Millionen Dollar.

Allerdings kündigte sieben Prozent der Napster-Kunden ihre Abos, nachdem die Firma begonnen hatte, ein kostenloses Angebot zu bewerben. Da diese aber eigentlich ein Lockmittel für das bezahlte Angebot sein soll, erwartet Gorog mittelfristig wieder steigende Abonnentenzahlen. Napster zählte zu Ende Juni 512.000 Kunden, 4000 davon aus Generalverträgen mit US-amerikanischen Universitäten. Die Studenten nicht eingerechnet entspricht das einem Wachstum von 26 Prozent übers Jahr.

Napster war 1999 als illegale Musiktauschbörse gestartet und rasch unglaublich populär geworden. Nach rechtlichen Querelen wurde der Dienst im Jahr 2001 stillgelegt. Nach einer gescheiterten Beteiligung des Bertelsmann-Konzerns übernahm die Softwarefirma Roxio - sie verkaufte dafür ihr Kerngeschäft an Sonic - die Marke und brachte sie 2003 als legalen Download-Dienst wieder ans Netz. Bei Napster kann man Musik nur so lange hören, wie man Abonnent ist (anders als bei Apples iTunes, wo man sie kauft und besitzt). Beim Format setzt Napster auf das digitale Rechte-Management (DRM) von Microsoft. (tc)