Moden-Müller, Graz: Prozeßrechner-Erfahrungen im Versandhandel

Mit MUMPS zum MIS

26.11.1976

GRAZ - "Von der Hardware her bestehen keine Einschränkungen für den Einsatz eines Prozeßrechnersystems im Versandhandel." Franz Schenk, EDV-Leiter der Firma Moden-Müller, Graz, hält bewußt an dem Begriff "Prozeßrechner" fest: Er hat sich vor zwei Jahren für ein DEC-System entcshieden, das bei dem Versandhandelshaus (Werbeslogan: "Jeder Wurf ein Treffer") im Timesharing-Modus ausschließlich für "klassische Universalrechner-Applikationen" wie Bestellüberwachung, Lagerverwaltung und Buchhaltung eingesetzt wird - seinerzeit durchaus noch eine Pioniertat.

Das Grazer Unternehmen besitzt Filialen in 45 österreichischen Städten und bietet seinen zirka 500 000 Kunden ein Sortiment von 20 000 Artikeln an. Täglith gehen 5000 Bestellungen ein.

Seit nunmehr vier Jahren ist eine Honeywell Bull G 120 installiert, die ausschließlich im Batch gefahren wird.

Minimaler Prozessor - Maximale Platte

Hohe Wachstumsraten, ein sich ständig erweiterndes Artikelsortiment und schließlich der zunehmend anspruchsvollere Kundenstamm mit seinem Wunsch nach besserem Service ließen den Schritt zur Dialogverarbeitung zwingend notwendig erscheinen. Dazu Schenk: "Im Vordergrund stand dabei der Wunsch nach einer Anlage mit minimalem Prozessor und maximaler Plattenkapazität." Es sei deshalb naheliegend gewesen, sich auf dem Prozeßrechner-Sektor umzusehen. "Natürlich hat uns der Hardware-Preis gereizt - gekauft haben wir jedoch der Software wegen."

Flexibles DB-System

Derzeit installiert: Eine PDP-11/40 mit 48 K-Worten, 100 MB-Platten-Station, zwei Magnetband-Einheiten, Zeilendrucker, Multiplexer sowie sieben Terminals - zum Teil mit Bildschirm. Es war insbesondere das Betriebssystem einschließlich Datenbank-Software, das es Schenk angetan hatte:"Bei unserer Organisationsform für die Änderungen charakteristisch sind, brauchen wir eine Datenbank, bei der wir uns nicht bis ins letzte Feld festlegen müssen." Bei dem von Digital Equipment angebotenen Datenbanksystem CDMS (Commercial Data Management System) reiche es - so Schenk - im Prinzip aus, sich über die mittleren Datenmengen klarzuwerden und dann einen halbwegs großzügig gefaßten Schlüssel aufzubauen: "Man muß nur genügend Platz für Nummern haben - die Felder sind erst dann zu definieren, wenn sie gebraucht werden."

MUMPS macht's möglich

Die Anwender-Software hat das Schenk-Team selbst erstellt - in "MUMPS" (Massachusetts General Hospital Utility Multiprogramming System), einer Programmiersprache, die von CDMS unterstützt wird. MUMPS ist eine höhere Sprache mit englischer Terminologie, die - wie der Moden-Müller-EDV-Chef bestätigt - leicht erlernt werden kann, "sofern man mit den Anwendungsproblemen vertraut ist".

Entscheidender Vorteil- Jeder Programmierer kann vom Terminal aus sein Programm testen, ohne daß der laufende Betrieb unterbrochen werden muß MUMPS ist ein Interpreter-System - Compilierzeiten entfallen. Programmänderungen sind schnell am Bildschirm durchgeführt: "Wir können beinahe spielend unsere, 'Trial and Error'-Methode anwenden - mei stens ist in fünf Minuten alles erledigt" (Schenk).

Nur dadurch sei es zeitlich möglich gewesen, alle Anwendungen auf "online" zu bringen: "Bessere Lösungen gibt es in dieser Preisklasse nicht - zumindest bei den Universalrechnern." Schenk denkt dabei etwas an das IBM-System/3: "Eine Konfiguration mit vergleichbarem Leistungsvermögen dürfte etwa das Doppelte kosten." Sein Fazit: "Die Zuverlässigkeit der Hardware und der Komfort, den das Datenbanksystem bietet, würden jederzeit wieder eine Entscheidung für einen derartigen Prozeßrechner herbeiführen."