64-Bit-Design für Embedded Systems

Mit modifizierten Power-PC-Chips gehen IBM und Motorola neue Wege

21.05.1999
MÜNCHEN (CW) - IBM und Motorola haben eine komplett überarbeitete Power-PC-Architektur präsentiert. Sie ist als 64-Bit-Design ausgelegt und soll insbesondere auf die Bedürfnisse der Telecom-Branche sowie für Echtzeitanwendungen ausgerichtet sein.

Mit der "E Book" genannten Prozessorgeneration würden zudem die Wünsche von Kunden abgedeckt, die Prozessoren nicht als Herzstück eines Computers, sondern vor allem als sogenanntes eingebettetes Rechenwerk (Embedded System) in größeren Apparaturen benötigen.

Auf der E-Book-Architektur läuft 64-Bit-Code. Trotzdem, so die beiden Firmen, sind die Chips rückwärtskompatibel. Sie können also auch 32-Bit-Befehle verarbeiten. Ein Sprecher der IBM sagte, man habe das Design der neuen Prozessoren insofern modifiziert, als man Veränderungen bei den Timer-, Debug- und Interrupt-Fuktionen vorgenommen habe. Insbesondere wegen dieser Designerneuerungen sei die E-Book-Architektur auch für Echtzeitanwendungen geeignet.

Außerdem, so weitere Informationen, wurde die Fließkomma- rechenleistung verbessert. Hierzu trug insbesondere Big Blues Technologie "Integer Multiply Accumulate" bei. Weiteres Technologiedetail: Der Chip adressiert einen Speicherbereich von 4 GB.

Für IBM und Motorola könnte die neue Chipgeneration recht bedeutsam werden. Auf dem Markt für Embedded-Anwendungen hat die Power-PC-Architektur in den vergangenen zwei Jahren nämlich insbesondere gegen die Konkurrenzdesigns von der ARM Holding Plc. sowie gegen die Mips Technologies Inc. Marktanteile verloren.

Hatte die 32-Bit-Variante der Power-PC-Prozessoren seit ihrer Markteinführung 1993 sehr erfreuliche Wachstumsraten erleben dürfen, verlangsamten sich die Steigerungsraten im vergangenen Jahr doch merklich. Ließen sich von den IBM-Motorola-Chips im vergangenen Jahr insgesamt nur mehr fünf Millionen Stück absetzen, brachten die beiden Konkurrenten Mips und ARM zehnmal so viele Prozessoren an den Mann. Halbleiterspezialist Joe D''Elia von Dataquest argumentierte denn auch, die neue Architektur sei von großer Bedeutung, denn mit ihr habe das Power-PC-Lager eine Chance, zu überleben.

Gerade ihre technische Fortschrittlichkeit könnte der E-Book-Architektur allerdings Marktprobleme bereiten: In einer Industrie, in der 16-Bit-Chips immer noch Stand der Technik sind, könnte der Bedarf an 64-Bit-Architekturen recht bescheiden ausfallen. ARM beispielsweise behauptet, es gebe keine Nachfrage nach 64-Bit-Designs.