Bettina Anders, Itergo

Mit Lust an der Veränderung und Liebe zur Architektur

17.11.2006
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Ihre berufliche Laufbahn begann die heutige Itergo-Chefin in der Anwendungsentwicklung der Victoria Versicherung. Später wurde sie die rechte Hand des damaligen IT-Vorstands Michael Rosenberg und übernahm schließlich die Leitung der Entwicklungsabteilung. Diese Position bekleidete sie zunächst auch in der Itergo, bevor sie schließlich zur Vorsitzenden der Geschäftsführung berufen wurde.

Mit dem Kopf durch die Wand

Heute beschäftigt sich Anders vorwiegend mit Fragen des fachlichen Designs und mit Governance-Prozessen. Doch ihre "heimliche Leidenschaft" gehört immer noch den IT-Architekturen. Das wird offensichtlich, wenn sie berichtet, wie sie Mitte der 90er Jahre die Middleware-Architektur der Victoria gestaltete und die IBM dazu brachte, die Antwortzeiten von "MQseries" auf unter eine Sekunde zu verkürzen. "Ich habe damals herausfinden wollen, was härter ist: Mein Kopf oder die Wand", scherzt sie.

Als ihr wichtigstes Projekt bezeichnet Anders - wenig überraschend - die Integration der unterschiedlichen IT-Umgebungen, die von den einzelnen Versicherungsgesellschaften in den Konzern eingebracht wurden. Auf der Basis der Victoria-Architektur schuf sie mit ihren rund 1500 Mitarbeitern eine Multiplattform-Umgebung für den Innen- und Außendienst, mit der sie den Anforderungen der Einzelunternehmen gerecht werden, aber gleichzeitig die vorhandenen Synergiepotenziale ausschöpfen wollte.

Zur Person

- seit 2004 Vorsitzende der Itergo-Geschäftsführung;

- von 2000 bis 2003 verantwortlich für den Geschäftsbereich Anwendungsentwicklung bei der Itergo;

- von 1990 bis 2000 in verschiedenen Funktionen bei der Victoria Versicherung tätig, zuletzt als Leiterin der Anwendungsentwicklung;

- Studium der Geographie und Mathematik sowie Promotion an der Universität Münster.

Innovation statt Altgerätepark

Dies ist offenbar gelungen: Wie vom Konzernvorstand beschlossen, reduzierte Anders die jährlichen IT-Ausgaben der Unternehmensgruppe innerhalb von zwei Jahren um ein Viertel, ohne nennenswerte Abstriche am "Change"-Budget zu machen oder auf technische Neuerungen zu verzichten. "Ich will hier keinen Altgerätepark haben, sondern die Innovationszyklen einhalten", sagt sie. Dank der Synergieeffekte will sie zudem ab dem kommenden Jahr mindestens ein Drittel ihrer Finanzmittel für neue Projekte aufwenden - wobei sie kleinere Änderungsprojekte großzügig dem Run-Budget zuschlägt.

Sich selbst sieht Anders vor allem als "Change-Managerin", die im Verein mit den Business-Abteilungen die geschäftlichen Veränderungen vorantreibt. Die alltäglichen Herausforderungen hat sie offenbar gut im Griff, wie sie sich regelmäßig durch Anwenderbefragungen bestätigen lässt. Das Schreckgespenst der Versicherungsbranche, "Solvency-II", lässt sie relativ kühl. Das sei vor allem ein Problem der Datenaggregation und damit der Rechnerleistung, konstatiert sie. Derzeit überlege sie, wie es sich mit Hilfe eines Rechner-Grid lösen lasse. Und damit sei dem Thema Solvency II aus ihrer Sicht eine positive Seite abzugewinnen - die des Beschleunigers von informationstechnischen Neuerungen. Karin Quack

Buchtipp

Wolf, Christa: Nachdenken über Christa T.

Eine -seinerzeit mutige- Auseinandersetzung mit der eventuell konfliktären Entwicklung von Individuum und Gesellschaft.