Betreiber hochgenommen

Mit Kinderpornos verschwinden auch verborgene Tor-Dienste

05.08.2013
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Am vergangenen Freitag wurde auf Antrag von US-Ermittlern Eric Eoin Marques (28) in Dublin festgenommen.
Dienstmarke und -waffe eines FBI-Agenten
Dienstmarke und -waffe eines FBI-Agenten
Foto: FBI Photos

Nach Worten eines FBI-Agenten gegenüber einem irischen Gericht ist Marques "der größte Unterstützer von Kinderpornografie auf dem Planeten". Zeitgleich mit Marques‘ Verhaftung sind auch eine ganze Reihe von "Hidden Services" beim anonymisierenden verschlüsselten Tor-Netz verschwunden.

Marques soll der Gründer von Freedom Hosting sein, das verschiedene "Hidden Services" betreibt, und auch hinter dem anonymisierten E-Mail-Dienst "Tormail" und die Bitcoin-Börse "Onionbank" stehen. Diese Dienste sind nun allesamt offline, wie unter anderem "Ars Technica" berichtet.

Zuvor haben die bei Freedom Hosting gehosteten Sites allerdings noch ordentlich Malware verbreitet, die möglicherweise ihre Nutzer entlarvt. Dazu wurden sie so kompromittiert, dass die an Besucher ausgelieferten Webseiten einen JavaScript-Exploit enthielten, der speziell die für die im Rahmen des Tor-Projects benutzte Firefox-Version 17 ESR geschrieben wurde. Dieser leitete anfänglich Requests an Freedom-Hosting-Server an die IP-Adresse eines Verizon-Geschäftskunden in der Nähe von Washington, D.C. weiter.

Die "Hidden Services" sind ein weniger bekannter Teil des Tor-"Darknets". Es handelt sich um anonymisierte Webseiten, Mail-Server und andere Dienste, die nur innerhalb von Tor oder über einen entsprechenden Proxy (wie tor2web.org) erreichbar sind und deren Host-Namen in .onion enden.

Solche Dienste lassen sich wie jede Technik zum Guten wie zum Bösen verwenden. Freedom Hosting - das in keinerlei Beziehung zum Tor Project steht, welches das Tor-Netz als solches betreibt - geriet wegen seiner Aktivitäten im Bereich Kinderpornographie schon vor einiger Zeit ins Visier der Hacktivisten von Anonymous.