Swisslog strebt die Aktienmehrheit an

Mit einem starken Partner will Wassermann in den US-Markt

23.02.2001
MÜNCHEN (qua) - Der Schweizer Fördertechnik-Konzern Swisslog Holding AG wird im kommenden April die Mehrheit an der Wassermann AG übernehmen. Davon erhofft sich der Münchner Supply-Chain-Management-Experte Starthilfe für den Sprung auf den US-Markt - als Alternative für einen Gang an die Börse.

Für den Firmengründer und Vorstand Otto Wassermann ergibt die "strategische Partnerschaft" auch über den finanziellen Aspekt hinaus einen Sinn: Die Swisslog-Systeme für einen elektronisch gesteuerten Material- und Informationsfluss bilden seiner Ansicht nach eine sinnvolle Ergänzung zu den für Planung, Steuerung, Disposition und Optimierung von Lieferketten ausgelegten Wassermann-Tools. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen künftig Komplettlösungen für das Supply-Chain-Management (SCM) anbieten - von der Beratung über Automatisierungstechnik und Softwarewerkzeuge bis zu ergänzenden Services.

Einer häufig zitierten Fraunhofer-Studie zufolge kann Wassermann in Deutschland derzeit weit mehr im Einsatz befindliche SCM-Lösungen vorweisen als der Marktführer I2 Technologies und sein hartnäckigster Mitbewerber Manugistics. Wassermann selbst beziffert seine Referenzinstallationen auf 80.

Wie Vorstandsmitglied Tilo Schultz einräumt, erheben die "Way"-Tools allerdings einen weniger hohen Anspruch als die hochkomplexen I2- oder Manugistics-Werkzeuge: Sie zielen nicht auf ein sich selbst steuerndes SCM-System ab, sondern auf die Entscheidungsunterstützung durch Transparenz.

Mit seiner Philosophie: "Geniale Lösungen sind einfach" will Wassermann nun auch den Heimmarkt der großen Konkurrenten, die Vereinigten Staaten, erobern. Aus eigener Kraft konnte das 1983 gegründete Unternehmen, das 1999 einen Jahresumsatz von 14,3 Millionen Mark auswies und heute 83 Mitarbeiter beschäftigt, diesen Schritt jedoch nicht unternehmen. Im Frühling des vergangenen Jahres entschloss es sich deshalb zum Börsengang. "Das war damals durchaus noch eine interessante Geschichte", erinnert sich Wassermann.

Wenige Monate später hatten sich die Aussichten, auf diesem Weg Kapital zu beschaffen, deutlich verschlechtert. Da kam Wassermann das Werben des Swisslog-CEO Juhani Anttila gerade recht. Mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Mark, Niederlassungen in 24 Ländern und 3700 Mitarbeitern (davon allein 400 Softwareexperten) hat Swisslog die wirtschaftliche Potenz, um Wassermann den Sprung über den Atlantik zu ermöglichen. Im Juni 2000 wurden die Vorbereitungen für den Börsengang gestoppt, und im Herbst desselben Jahres erwarben die Schweizer ein Fünftel der Wassermann-Anteile.

Offenbar reicht die gegenseitige Sympathie so weit, dass man sich demnächst noch enger aneinander binden will. In wenigen Wochen will Swisslog insgesamt "50 Prozent plus eine Aktie" übernehmen und damit Mehrheitsaktionär der Wassermann AG werden.