Lizenzierungsprogramm für ARC-Plattform

Mit einem RAP will Mips zum Bau erster ACE-Systeme animieren

06.12.1991

MÜNCHEN (CW) - Nicht daß Mips Computer Systems vor Verzweiflung über die Unstimmigkeiten im ACE-Konsortium unter die Vortänzer gegangen ist: Aber mit dem Lizenzierungsprogramm RAP (Reference ARC Program) will das US-Unternehmen doch Bewegung in das Industriekonglomerat bringen und der Öffentlichkeit signalisieren, daß ACE nicht nur diskutieren, sondern zum versprochenen Zeitpunkt auch Produkte vorweisen kann.

Das vorgestellte Programm sieht vor, an ACE-Mitglieder Lizenzen für die Board- und Systementwicklung, für die zugehörige Software sowie für von Mips entwickelte und von Toshiba und NEC vermarktete ASIC-Chip-Sätze zu vergeben. Hersteller können damit jetzt um den R4000-RISC-Prozessor von Mips ein den ARC-Spezifikationen (Advanced RISC Computing) entsprechendes System zusammenbauen. Erste Lizenznehmer von Mips sind Olivetti und Acer.

Anläßlich der Präsentation des ersten ARC-Prototypensystems demonstrierten die Mips-Leute in München auch gleich eine Vorversion von Microsofts Windows NT. Bei der Software liegen anscheinend auch die eigentlichen Probleme der ACE-Vereinigung. Das Betriebssystem von William H. Gates III scheint momentan die einzige Softwareplattform zu sein, von der man mit Sicherheit sagen kann, daß sie in absehbarer Zeit auf ACE-Rechnern laufen wird: So berichtet der britische Informationsdienst "Computergram", daß sich SCO angeblich wieder auf die Unix-Implementation für die Intel-CPU-Plattform konzentriere. Dies sei eine Reaktion auf den Beitritt der USL zur ACE-Gruppe und der nunmehr zweiten Unix-Variante, nämlich SVR4, für die ACE-Mitglieder. DEC, einer der Drahtzieher der ACE-Initiative, soll sich nach diesem Bericht unzufrieden über SCOs Engagement in Sachen der gemeinsamen Entwicklung eines ACE-Developer's-Kit auf Basis von DECs OSF/1-Kernel zeigen und diesen Teil der Arbeit wieder völlig an sich gezogen haben.

Das ARC-Lizenzierungs-Programm ist in zwei Angebotsteile aufgegliedert: Das "ARC-System 100 Manufacturing Kit" besteht aus einem vollständigen Baugruppensatz mit Leiterplattenfilmen, Gerber-Bändern, Stücklisten, Montage- und Fertigungsplänen, Dokumentationen sowie den Unterlizenz-Rechten für Firmware, Hardware Abstraction Layer (HAL) und Binärcodes sowie für die "AR Code" genannten Gerätetreiber.

Für alle Hersteller, die nicht mit einem Standardpaket auf den Markt kommen wollen, sondern ihr System durch Extras von der übrigen ACE-Konkurrenz abheben wollen, stellt Mips das "ARC-System 100 Custom Design Kit" zur Verfügung. Mit diesem ist die Modifikation des Board-Designs möglich. Neben der Grundausstattung des Manufacturing-Kits gibt es beim Custom-Design-Kit noch Baugruppen-Schaltpläne, Sourcefiles für die PALs sowie eine AR-Code-Source-Lizenz.

Die Lizenzgebühren für die zwei Kits setzen sich aus einer Grund- und einer volumenabhängigen Gebühr zusammen: Die Gebühren für einen Hersteller, der 25000 auf dem ARC-System 100 basierende Rechner ausliefert, liegen zwischen 40 und 60 Dollar.