Asiatische Schwellenländer "schüren" technologische Revolution:

Mit Ehrgeitz den Anschluß finden

23.03.1984

TOKIO (VWD) - Mit Vehemenz steigen die asiatischen Schwellenländer in die Produktion hochtechnologischer Erzeugnisse ein. Durch starke innovative Kräfte und günstige Herstellungskosten demonstrieren sie, daß die technologische Revolution nicht exklusiv für die industrialisierte Welt reserviert ist. Spezialisiert haben sich die Unternehmen zumeist auf Hardware. Diskutiert wurde kürzlich bereits der Bau eines kombinierten Ausbildungs-, Forschungs- und Entwicklungszentrums für den gesamten asiatisch-pazifischen Raum.

Ein Spezialfall unter den asiatischen Schwellenländern ist Singapur, das versucht, eigene Software zu entwickeln. Die Regierung hat als Teil ihrer Anstrengungen, die Regierungstellen zu "computerisieren", mehr als 77 Millionen Dollar für die Ausbildung von Software-Spezialisten bereitgestellt. Einer amtlichen Untersuchung zufolge müssen von 1983 bis 1985 jährlich 620 Programmierer neu eingestellt werden. Als Folge baut die Singapur University ihre technischen Fakultäten aus, und private Unternehmen richten Schulungsinstitute ein. Bereits 1980 öffnete ein teilweise von der japanischen Regierung finanziertes Ausbildungszentrum seine Tore.

Singapur will auf zwei Wegen die wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben. Erstens wurde der Hauptakzent von der Leicht- auf die Schwerindustrie verlegt, und zweitens versucht man, ein Finanz-lnformationszentrum für den südostasiatischen Raum zu werden. Auch an die Möglichkeit, als Offshore-Bankenzentrum tätig zu sein, wird gedacht. Das Marktpotential für Software ist vielversprechend. Wie aus einer staatlichen Untersuchung hervorgeht, wollen sieben der zehn lokalen Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten, sich innerhalb der nächsten drei Jahre im Computergeschäft engagieren.

Taiwan konzentriert sich auf Computer-Terminals und hat im Rahmen des wirtschaftlichen Forschungs-und Entwicklungsplans 1982/85 das Äquivalent von 1,2 Prozent des Bruttosozislprodukts für die Forschung in diesem Sektor bereitgestellt. Die taiwanische Regierung stellt seit Juli 1983 privaten Elektronik-Unternehmen finanzielle Hilfen zur Verfügung und hat die Bildung von Risiko-Kapitalgesellschaften gestattet, um kleinen und mittleren Betrieben den Zugang zu diesem Bereich zu ermöglichen. Außerdem wurden spezielle Industriezonen und Schulungszentren errichtet. Die Elektronikproduktion stieg von 1981 bis 1982 um 52 Prozent. Für 1989 wird der Wert der Computerherstellung auf 11,7 Milliarden Mark veranschlagt. Noch in diesem Jahr wollen sechs Unternehmen IBM-kompatible Modelle auf den Markt bringen.

Südkorea will die Investitionen für Forschung und Entwicklung bis 1986 auf ein Volumen von zwei Prozent des Bruttosozialprodukts steigern. Außerdem soll ein spezieller technologischer Entwicklungsfonds eingerichtet, ein Forschungskomplex installiert und gezielte Talentförderung in bereits vorhandenen Forschungsinstituten durchgeführt werden. Der Entwicklung und Produktion von integrierten Schaltkreisen wird höchste Priorität eingeräumt.

Die südkoreanischen Investitionen in fortgeschrittener Elektronik haben 3,2 Milliarden Mark bereits überschritten, und einige große Konzerne sind auf dem Elektronikgebiet aktiv geworden. Mehrere Organisationen wollen die Produktionskapazitäten für Halbleiter, optische Fasern und andere Teile ausbauen Einige große Gesellschaften haben mit ausländischen Konzernen Verträge über den Import von Technologie geschlossen.