IT-Operations- und Service-Management

Mit der Solution Manager Suite findet SAP Anschluss an BMC

12.01.2015
Von 
Thomas Mendel ist Geschäftsführer der Research in Action GmbH, eines unabhängigen Forschungs- und Beratungsunternehmens für Informations- und Kommunikationstechnologie. Mendel hat mehr als 20 Jahre Erfahrung im IT-Umfeld, davon zwölf Jahre als Analyst. Vor seiner Zeit bei Research in Action war Mendel in leitender Position bei Forrester Research tätig.

Die detailliertere Bewertung der einzelnen Anbieter

Von BSM zu Cloud-Management: BMC Software

BMC Software, der Gewinner dieses Vergleichs, gehört zu den BSM-Innovatoren der ersten Stunde und hat sich in den letzten zehn Jahren einen Namen als Pionier und Marktführer in den Bereichen CMDB und IT-Service Management gemacht. In der Vergangenheit hat das Unternehmen jedoch keinen besonderen Schwerpunkt auf den weltweiten SAP-Management Markt gesetzt. Hier hat sich in den letzten Jahren vieles verändert.

Nachdem BSM seinen Weg in den Mainstream gefunden hatte, benötigte das Unternehmen einige Jahre, um neue Kraft zu sammeln und sich auf neue Ziele zu konzentrieren. Mittlerweile tritt BMC deutlich aggressiver auf dem Markt für SAP-Management-Lösungen auf. Folgerichtig ist es BMC gelungen sowohl seine Marktanteile als auch seinen Bekanntheitsgrad erheblich auszubauen. Das Unternehmen ist heute einer der bedeutendsten Anbieter im Bereich Hybrid-Cloud-Management und bietet Kunden eine durchgängige Sicht auf alle privaten, gehosteten und öffentlichen Cloud-Umgebungen - ein Top-Thema für viele IT-Manager. Der Ausblick für BMC Software ist demnach positiv.

Der neue Stern am ITOSM-Himmel: SAP

Im Laufe der Jahre hat sich die SAP im ITOSM-Markt Stück für Stück vorangearbeitet und kommt in unserer Evaluierung nun auf den zweiten Platz. SAPs Softwarelösung heißt Solution Manager und liegt aktuell in Version 7.1 vor. Unter anderem wurde der SAP Solution Manager als Störungs- und Problemlösungstool für den SAP-internen Kundensupport entwickelt. Inzwischen hat sich das Produkt zu einer vollständigen ITOSM-Portfolio-Lösung weiterentwickelt, die naturgemäß besonders gut für den Einsatz in SAP-zentrischen Systemumgebungen geeignet ist.

Da aber SAP-Systemlandschaften aus SAP- und Nicht-SAP-Systemelementen bestehen, geht der Einsatzbereich des Solution Managers weit darüber hinaus. Er ist dazu geeignet, den Verwaltungsaufwand für diese Systeme und auch für End-to-End-Geschäftsprozesse zu zentralisieren und deutlich zu verringern. Die am meisten verbreiteten Anwendungsgebiete sind proaktives System- und Anwendungs-Monitoring sowie Change Management. Mehr und mehr Kunden erweitern den Anwendungsumfang um Themen wie Projekt- und Test-Management, allgemeines Störungs- und Problemlösungs-Management sowie Help Desk für IT und Non-IT.

Im Jahr 2014 hat der Solution Manager die Zahl von 15.000 Installationen überschritten. Eine ganze Reihe von Drittanbietern ergänzt den Funktionsumfang. Besonders hervorzuheben ist das SAP IT Infrastructure Management, das den SAP Solution Manager aus der Nische eines SAP-Lifecycle-Tools befreit. Die Lösung erlaubt die lückenlose Echtzeitüberwachung der IT-Infrastruktur eines Unternehmens, angefangen von Druckern über PCs, Server, Router bis hin zu einzelnen Switches.

Der Funktionsumfang des Solution Managers hat eine Breite erreicht, die es SAP 2013 erlaubte, sich von Pink Verify in allen 15 zertifizierbaren ITIL-Disziplinen zertifizieren zu lassen - als weltweit erste Hersteller für ITIL V2011. Trotzdem ist der SAP Solution Manager noch so etwas wie ein Geheimtipp geblieben, denn das Produkt steht SAP-Kunden mit Wartungsverträgen kostenfrei zur Verfügung, nur die Add-Ons versprechen Umsatzpotenzial für die Walldorfer. Daher vermarktet SAP seine Solution Manager Suite nicht so aggressiv, wie es die Wettbewerbern mit ihren Softwarepaketen tun.

Für die Kunden hat das auch einen positiven Aspekt, denn es wird sichergestellt, dass sie nur das angeboten bekommen, was sie auch wirklich brauchen - im IT-Markt mehr als ungewöhnlich. Wir empfehlen Anwendern, den SAP Solution Manager einer genauen Betrachtung zu unterziehen. Für eine Reihe von SAP-spezifischen Monitoring-Themen wie SAP-Prozess-Integration, HANA oder SAP-spezifisches Software Change Management gibt es heute schon keine Alternative zum Solution Manager. Research In Action geht davon aus, dass in der Zukunft immer mehr Unternehmen die Vorteile des Solution Managers zu schätzen lernen werden und die Wachstumsraten stark ansteigen werden. Deswegen ist der Ausblick für SAP in diesem Markt positiv.

Hat die ITOSM-Vergangenheit wiederbelebt: HP

Hewlett-Packard hat sich in unserer Untersuchung den dritten Platz gesichert und dabei von der starken Präsenz von HP-Hardware auf dem SAP-Hosting-Markt profitiert. HP ist die unangefochtene Nummer eins unter den Hardwareanbietern sowohl bei intern genutzten als auch ausgelagerten SAP-Systemen. Zudem bietet das HP-Softwareportfolio eine beeindruckende Angebotsbreite und -tiefe, besonders im Hinblick auf verteilte Systeme.

Unglücklicherweise wurden HP-Kunden durch Management-Querelen und anhaltende Verwirrung über die zukünftige Unternehmensstrategie in der Vergangenheit stark verunsichert. Zu den wiederbelebten Stärken im ITOSM-Markt zählen Cloud Computing, hybride IT, Performance Management und Analytics - auch für viele SAP-Kunden von hohem Interesse. Research in Action ist davon überzeugt, dass HP wieder auf den Erfolgsweg zurückfinden wird. Deshalb ist der Ausblick positiv.

Das breiteste Management-Portfolio: CA Technologies

Der viertplatzierte Anbieter CA Technologies konnte in den letzten Jahren wieder ein beeindruckendes Wachstum vorweisen. Das Unternehmen setzt wie schon in früheren Zeiten intensiv auf Zukäufe, um Innovationen voranzutreiben, und verfügt zweifellos über das am breitesten gefächerte Management-Portfolio.

Das bedeutet allerdings auch, dass sich CA anders als seine Mitbewerber erheblichen Herausforderungen bei der Integration seines Portfolios ausgesetzt sieht. Positiv ist festzuhalten, dass die intensivierte Partnerschaft mit SAP Wirkung zu zeigen beginnt. CA hat eine starke Position auf dem Dienstleistermarkt und überzeugt als Private Cloud Enabler. Auch hier ergibt sich ein positiver Ausblick.

Verschwindet vom Radar bei Einzelausschreibungen: IBM

IBM schaffte es gerade noch soeben in den Marktführer-Quadranten. IBMs Tivoli-Geschäft - so der Name der ITOSM-Produktsuite -, ist in hohem Maße in größere IBM-Verträge eingebunden, was die Differenzierungsmerkmale zunehmend beschädigt. Es mag schön sein zur IBM-Familie zu gehören, aber langfristig muss Tivoli wieder einen eigenen Wiedererkennungswert entwickeln. Der Abstand zu den besser platzierten Anbietern ist bereits groß geworden.

Eine Herausforderung liegt zudem in IBMs ganzheitlicher und zukunftsorientierter "Smarter-Planet"-Strategie, die bei eher praktisch orientierten Unternehmenskunden wenig Anklang findet. Erst wenn IBM dieses große Versprechen einlöst, wird sich an dieser Situation etwas ändern. Der Ausblick ist neutral.

Auf dem Sprung in den Marktführer-Quadranten: Microsoft

Die Microsoft-Server-Technologie ist im Laufe der Jahre robust geworden und wird heute auch für anspruchsvolle Aufgaben eingesetzt - insbesondere als Plattform für den SAP-Betrieb. Windows Server Software ist inzwischen die bevorzugte SAP-Systemumgebung. Von den einfachen Anfängen mit dem System Management Server für Softwareverteilung in den 1990ern und der Lizenzierung der NetIQ-AppManager-Technologie im Jahr 2000 hat sich Microsoft im Laufe der Zeit auch zu einem starken Player im Markt für Windows Management gemausert.

Genaue Marktzahlen sind allerdings kaum zu berechnen, da viele Verträge zusammen mit anderen Microsoft-Produkten abgeschlossen werden. Dennoch ist der baldige Sprung in den Marktführer-Quadranten für SAP Management sehr wahrscheinlich. Für Microsoft ergibt sich ein positiver Ausblick.

Nicht genügend Fokus auf SAP: ASG Software Solutions

ASG, früher unter dem Namen Allen Systems Group bekannt, erreicht den siebten Platz. Das Unternehmen ist schon seit 1986 im Markt aktiv und wird mitunter als "Mini-CA" bezeichnet, da eine Tendenz zum Wachsen durch Akquisitionen statt durch eigene Entwicklungen erkennbar ist. Trotzdem ist die in Privatbesitz befindliche Softwarecompany einer der etablierten Top-20-ITOSM-Hersteller. Immer noch tief im Mainframe verwurzelt, zählen heute die verteilten Lösungen und die CMDB zu den Stärken von ASG. Allerdings hat das Unternehmen den SAP-Markt noch nicht sehr lange im Blick und deshalb keine echte konkurrenzfähige Lösung am Start. Deswegen ist der Ausblick neutral.

Günstiger Preis allein reicht nicht: Solar Winds

Solar Winds bietet eine kostengünstige Lösung, kann aber bei den meisten für Kunden relevanten Entscheidungskriterien nicht mit seinen Mitbewerbern Schritt halten. Das Unternehmen wird dennoch immer häufiger in die weitere und engere Auswahl von Kunden aufgenommen und macht im Internet zunehmend auf sich aufmerksam. Einige Kunden werden sich letztendlich für diese Lösung entscheiden und unweigerlich an dem Versuch scheitern, den Funktionsumfang der anderen Anbieter am Markt zu erreichen. Dies wird zu Kritik und negativer Resonanz führen. Daraus ergibt sich für Solar Winds ein negativer Ausblick.

Nur für echte Tüftler: Open-Source-Pakete

Open-Source-Lösungen bieten zwar kostenlose Lizenzen, doch sollte man die versteckten Kosten nicht unterschätzen. Diese entstehen, weil die eigene IT-Abteilung die System-Landschaft immer wieder weiterentwickeln, konfigurieren und steuern muss. Im Unternehmensumfeld sind Lösungen nach dem Trial-and-Error-Prinzip einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Herausforderungen, die sich aus den Integrationsanforderungen ergeben, sind einfach zu groß.

Vorstellbar wäre am ehesten ein Einsatz bei Cloud-Dienstleistern. Hier arbeitet in der Regel eine Vielzahl von Systemadministratoren, die sich gegenseitig mit ihrem Wissen unter die Arme greifen. Ein Unternehmen sollte sich für den Support seiner geschäftskritischen Anwendungen jedoch nicht von einigen wenigen Spezialisten in der IT-Abteilung abhängig machen. Darüber hinaus gilt es zu bedenken, dass Open-Source-Lösungen den neuesten Technologien oft bis zu fünf Jahre hinterherhinken. Das ist genau der durchschnittliche Zeitraum, in dem Anbieter wirtschaftliche Vorteile aus technologischen Innovationen im IT-Service-Management-Umfeld ziehen können. Daher ist der Ausblick negativ.