Mit den Preiserhöhungen leben

27.11.1974

Computerwoche berichtete in Ausgabe Nr. 2 vom 13. November über die bevorstehenden Preiserhöhungen für Hardware-Miete und Wartung. IBM erhöht ab Januar die Mietpreise für das System 3, die/360 und /370, Honeywell verteuert die Systeme 60, 6000 und einige Altanlagen, Siemens erhöht ab März 1975 und bei Univac fällt die Entscheidung im Dezember dieses Jahres. Der Schritt zur Mixed Hardware und die Leasing-Alternative werden immer attraktiver.

Der ADL-Vorsitzende Thilo Steinbrinck wird mit dem IBM-Vorstand sprechen - weitere Gespräche sind sicherlich vorgesehen Formiert sich Anwender-Opposition?

CW befragte Anwender, wie sie auf die Preiserhöhungen reagieren.

Lutz Engel, Leiter der Hauptabteilung Datenverarbeitung der G. M. PFAFF AG, Kaiserslautern

Konfiguration: IBM 360/40 mit 192 K, 8 BASF Plattenlaufwerke 6215, 6 BASF Magnetbandeinheiten 6347, 2 Schnelldrucker 1403, Karteneinheit 2540, Kartenleser 2501. Die Zentraleinheit, Platten- und Bandeinheiten sind geleast, die Papierperipherie ist von IBM gemietet.

IBM 360/20 mit 16 K, 4 Magnetbandeinheiten, Schnelldrucker 1403, Lesestanzer 2520, Kartenleser 2501. Diese Anlage wurde auf dem Gebrauchtcomputermarkt gekauft als Ersatz für eine Mietanlage.

"Unser Budget wird durch die angekündigte Preiserhöhung nicht betroffen, da die IBM uns die Erhöhung des Systems /370 bekanntgegeben hat, das System /360 und seine Komponenten jedoch weiterhin zu bisherigen Preisen vermieten und auch warten will.

Durch die Erhöhungen verschlechtert sich also das Preis/-Leistungsverhältnis des Systems/370 weiter, so daß kostenbewußte Anwender mehr als bisher andere Wege (Mixed Hardware, Leasing) gehen werden. Last not least wird das Preist/Leistungsverhältnis gebrauchter Systeme/360 im Laufe der Zeit nur günstiger werden. Diese Anlagen können auch heute noch Daten verarbeiten; daher bleibt zu hoffen daß die Initiativen herstellerunabhängiger Firmen, diese Systeme durch verbesserte Hard- und Software noch attraktiver zu machen (z. B. ITEL-SUPER 360/50), eine positive Resonanz am Markt finden werden. Und nur dann dürften die Hersteller zum Einlenken Bereitschaft zeigen, denn sie wissen auch, daß kein Rechenzentrum einen Warnstreik veranstalten kann und sie daher den Gesprächen mit Anwenderorganisationen gelassen entgegensehen können."

Thomas E. Panzer GS-Leiter für Norddeutschland der Deutschen Datel-Gesellschaft für Datenfernverarbeitung mbH.

Konfiguration: Doppelprozessor-Anlage Siemens 4004/135-2, 4004/ 45-I, 256 K mit 3 SDR, 9 Platten, 8 Bänder, 2 LKE, 2 LSE, LKA

"Eine Preiserhöhung von 6 Prozent wie sie angekündigt wurde, bedeutet zunächst eine Budgetbelastung von etwa 5 Prozent auf der Hardwareseite: Nicht alle Teile der Anlage sind betroffen. Die Hardwarekosten machen 40 Prozent unseres Budgets aus - so ergeben sich zunächst einmal 2 Prozent Kostenerhöhungen, bezogen auf das Gesamtbudget.

Im Vergleich zu den kräftigen Kostensteigerungen des Materials (Papierpreise!) und der nicht unbeträchtlichen Steigerung der Personalkosten (zirka 10 Prozent bei etwa 50 Prozent Budgetanteil) ist die Erhöhung der Hardwarekosten "gerade noch zu verkraften".

Dennoch wir prüfen, ob aus der Not eine Tugend zu machen ist. So werden geplante Anlagenerweiterungen kritisch unter die Lupe genommen, darüber hinaus wird untersucht, ob es möglich ist, die Konfiguration zu "streamlinen". Im Rahmen einer Systemrevision wird gecheckt, wieweit es möglich ist, durch Programmverbesserungen, effektivere Arbeitsvorbereitung und wirkungsvollere Hardware-Nutzung Einsparungen zu erzielen!"

Rupert Kirmeier Leiter der EDV-Abteilung bei der Firma Bussmann KG, München

Konfiguration: IBM 360/20, 8 K, Drucker 18 000 Zeilen/Std. MFKE "Ich bin neugierig darauf, wie die IBM die Erhöhung der Mietpreise für die Modelle der Serie 360 erklären wird. Im allgemeinen steht einer Preiserhöhung eine Erhöhung der Kosten für die Erzeugung des Produktes gegenüber.

Die in unserem Haus eingesetzte Anlage wurde Ende 1966 installiert. Auch wenn man von den Gewinnraten der IBM nichts weiß, muß man doch annehmen, daß die IBM nicht erst jetzt feststellt, daß die Kalkulation für die Systeme der Serie 360 zu niedrig ist. Ich kann mir auch schlecht vorstellen, daß für die Erhöhung der technische Service anzuführen ist. Bei uns zumindest haben in den einzelnen Jahren vor der Ankündigung der Serie 370 die Techniker wesentlich mehr Stunden verbracht als danach.

Ebenso schwer dürfte glaubhaft zu machen sein, daß die Software daran schuld ist, denn was die IBM noch auf dem Software-Sektor für die 360 tut, laßt sie sich bezahlen.

Diese Erhöhung dürfte ein weiterer Anstoß für die unentschlossenen Benutzer sein, die noch eine 360 von IBM gemietet haben, sich das Preis/Leistungs-Verhältnis anderer Anlagen anzusehen."

Manfred Dziewas Leiter des Rechenzentrums im Geschäftsbereich Datenverarbeitung und Organisation der MBB GmbH, München

Konfiguration: IBM/370-165, 3 Mega-Bytes Arbeitsspeicher, angepaßte Band-, Platten- und E/A-Peripherie, umfangreiches TP-Netz

Siemens 4004-151, 768 K Bytes-Arbeitsspeicher, angepaßte Band-, Platten-, E/A- und TP-Peripherie

"Unser Rechenzentrum ist ein Dienstleistungsbetrieb für die Unternehmensbereiche von MBB; seine Leistungen werden jedoch zunehmend auch von anderen Firmen in Anspruch genommen.

Firmeninterne wie externe DV-Anwender aus Wissenschaft, Technik und Verwaltung legen dabei besonders hohen Wert auf ein attraktives Preis/Leistungs-Verhältnis. Trotz enormer Kostensteigerungen, zum Beispiel auf dem Personal- und Materialsektor, konnte dieses in den vergangenen Jahren ständig verbessert werden. Der Schlüssel zu diesem Erfolg war neben der Bereitstellung exaktgeplanter, das heißt bedarfsangepaßter Kapazitäten, insbesondere die konsequente Wahrnehmung von Möglichkeiten zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, wie zum Beispiel Leasing, Mixed-, Hard- und Software sowie Langzeitverträge.

Deshalb schlagen auch die zum Februar 1975 wirksam werdenden Preiserhöhungen von sechs beziehungsweise sieben Prozent bei uns längst nicht von zu Buch.

Die dadurch bedingte Budgeterhöhung liegt in der Größenordnung von weniger als einem halben Prozent."

Ulrich Cordes Geschäftsführer der LOB, Rechenzentrum GmbH, Gesellschaft für Datenverarbeitung, München

Konfiguration: IBM 370/145, 512 K (CDC), 7 Platten, 6 Bänder 2 Drucker.

"Unser Unternehmen hat eine gemietete DVA 370/145 der IBM in Betrieb, mit der wir als Hauptgeschäftszweig Datenverarbeitung als Dienstleistung für Dritte durchführen.

Wir haben als EDV-Dienstleistungsbetrieb keine Möglichkeit die Preiserhöhung der IBM für Miete und Wartung in der Kalkulation anderer Produkte aufzufangen. Um alle Rationalisierungsmöglichkeiten auszunützen, wird unsere DV-Anlage bereits mit Mixed Hardware der Firma Control-Data betrieben. Da die Hardware-Kosten ein wesentlicher Bestandteil unserer Kostenstruktur sind, wird zu unserem Bedauern die bevorstehende Preiserhöhung der IBM auch in unseren Dienstleistungspreisen ihren Niederschlag finden müssen."