Bertelsmann erweitert Web-Portfolio

Mit Dealpilot.com auf virtueller Schnäppchenjagd

15.10.1999
FRANKFURT/M. (CW) - Die Bertelsmann AG will ihre Internet-Aktivitäten jetzt auch im Content-Bereich verstärken. So hat sich der Gütersloher Medienriese vor kurzem am Online-Preisvergleichsdienst Dealpilot.com beteiligt.

Mit 50,1 Prozent ist Bertelsmann neuer Mehrheitseigentümer an dem Startup-Unternehmen Dealpilot. 1997 von Christoph Janz und Christopher Münchhoff gegründet, firmierte das Unternehmen zunächst unter Acses. Die beiden Studenten entwickelten eine Preisvergleichsmaschine für den Online-Einkauf von Büchern, CDs und Videos. Die sogenannte "Comparising Shopping Engine" durchforstet das Produktangebot von 60 Online-Kaufhäusern aus sechs Ländern, listet die verschiedenen Anbieter auf, gibt Informationen zu Preis, Lieferkosten und -zeit, Steuern sowie Verfügbarkeit der Produkte. Per Mausklick kann der Anwender dabei auf die Internet-Seite des günstigsten Anbieters wechseln und die Ware bestellen. Das Geschäftsmodell finanziert sich über Transaktionsprovisionen von E-Commerce-Partnern sowie Werbe- und Sponsoring-Einnahmen. Gegenwärtig werden 75 Prozent des Umsatzes, über dessen Höhe sich Elisabeth Schick, Vorstandschefin von Dealpilot, allerdings noch in Schweigen hüllt, in den USA erzielt. Auf 200 Millionen Mark sollen die Einnahmen im Jahr 2002 klettern. Bis dahin dürften auch Gewinne Zukunftsmusik sein. Primäres Ziel sei es jetzt, das Produktportfolio zu erweitern und die Internationalisierung der Geschäftsidee voranzutreiben, erklärte Bernd Schiphorst, President und CEO von Bertelsmann New Media, vor der Presse in Frankfurt am Main. Allerdings tobt gerade in den USA bereits ein heftiger Wettbewerb unter den Anbietern von Preisvergleichsdiensten. Wichtige Player, die um die Gunst der "Price Comparison Shopper" buhlen, sind My Simon, Jango (Excite), Quando (Infoseek), Junglee (Amazon), Killerapp (Cnet) und Compare Net (Microsoft).

Prinzipiell will Bertelsmann, wie Schiphorst betonte, noch stärker zum "Magneten für junge Internet-Unternehmen" werden. Derzeit ist die Wagniskapital-Tochter Bertelsmann Ventures mit Sitz im kalifornischen Santa Barbara an über zehn Startups beteiligt. Mit der Konzernsparte "New Media" (der wichtigste Teilbereich des Geschäftsfeldes "Multimedia") belegen die Gütersloher nach eigener Einschätzung heute bereits Platz drei in der Rangliste der globalen Internet-Player. Zum Web-Angebot der Bertelsmänner gehört neben AOL Europe das Online-Auktionshaus "Andsold", die Internet-Community "Tripod Europe", ein interaktiver Spielekanal, die Broadband Group, in der alle Aktivitäten in Sachen interaktives Fernsehen gebündelt sind, sowie die Suchmaschine "Lycos Europe", die jetzt mit "Fireball" verschmolzen und Anfang 2000 an die Börse gebracht werden soll.

Im Bereich Multimedia erzielte der Medienkonzern mit Partnerunternehmen im Geschäftsjahr 1998/99 (Ende: 30. Juni) 1,4 Milliarden Mark Umsatz. Davon wurden von Bertelsmann 480 Millionen Mark konsolidiert (ein Plus von 53,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Im gleichen Zeitraum beliefen sich die Aunlaufverluste auf 290 Millionen Mark (126 Millionen). Ziel des Mediengiganten ist es, weltweit zur Nummer eins im E-Commerce zu avancieren, hieß es bereits vor Wochen auf der Bilanzpressekonferenz. Bis Ende 2002 rechnet der Konzern deshalb mit Anlaufverlusten von rund zwei Milliarden Mark.