Data Center Infrastructure Management

Mit DCIM das RZ in den Griff bekommen

08.10.2012
Von 
Bernd Reder ist freier Journalist und Autor mit den Schwerpunkten Technologien, Netzwerke und IT in München.

Vorteile durch den Einsatz von DCIM

Für den Einsatz einer DCIM-Lösung sprechen mehrere Gründe. So liefert die kontinuierliche Überwachung der IT-Systeme und der damit verknüpften Infrastruktur-Komponenten wie Stromversorgung und Klimatisierung Informationen über potenzielle Schwachstellen, etwa Engpässe bei der Stromversorgung. Solche Problempunkte lassen sich dank DCIM bereits im Vorfeld erkennen und beseitigen. Zudem erlaubt ein DCIM-System eine schnellere Fehleranalyse, sollte es doch einmal zum Ausfall einer Komponente kommen. Es lassen sich zielgerichtet die entsprechenden Experten, etwa Fachleute für Klimatisierungstechnik, mit der Behebung des Fehlers beauftragen. Heute ist es dagegen in vielen Rechenzentren Usus, bei Auftreten von Problemen "Großalarm" auszulösen: Sowohl die IT-Abteilung als auch das Facility-Management werden alarmiert und mit der Fehlersuche beauftragt. Dies ist ineffizient und kostet unnötig Zeit und Geld.

Doch nicht nur im laufenden Betrieb sondern auch bei der Planung oder dem Umbau eines Rechenzentrums sind DCIM-Werkzeuge hilfreich. Mit ihnen lassen sich beispielsweise im Vorfeld auf Basis der ermittelten Daten die Auswirkungen von Änderungen durchspielen. Problematisch ist es, wenn solche Änderungen nach dem Prinzip Versuch und Irrtum erfolgen. Racks testweise an unterschiedlichen Standorten im Data Center zu platzieren, kostet Zeit, belastet die IT-Abteilung und kann zu Störungen des Betriebs führen.

Maßzahlen für die Energieeffizienz von Rechenzentren

Eines der wichtigsten Ziele, das Anwender mithilfe von DCIM-Tools erreichten möchten, ist ein effizienter Betrieb, der sich in niedrigeren Energiekosten niederschlägt. Das Green Grid Consortium hat vier Werte definiert, mit denen sich die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz von Rechenzentren quantifizieren lässt:

Power Usage Effectiveness (PUE): Dieser Wert gibt an, welcher Anteil des gesamten Stromverbrauchs eines Rechenzentrums auf die IT-Systeme entfällt. Der PUE Wert ist der Quotient des gesamten Energiebedarfs eines Rechenzentrums und des Strombedarfs, der auf die IT-Ausrüstung entfällt:

PUE = Gesamtenergiebedarf des Rechenzentrums / Verbrauch der IT-Systeme

Je höher der Quotient, als etwa 2,0, desto mehr Energie wird nicht für die IT-Komponenten verwendet, sondern für Kühlung, Beleuchtung oder die unterbrechungsfreien Stromversorgungen. Ein PUE-Wert von 2,0 bedeutet, dass von 2 Watt, die ein Rechenzentrum konsumiert, nur 1 Watt auf das Konto der IT-Systeme gehen. Rechenzentren erreichen derzeit im Schnitt PUE-Werte von 1,8 bis 2,0. Spitzenresultate liegen bei 1,3 bis 1,5.

Data Center Infrastructure Efficiency (DCIE): Sie gibt die Gesamteffizienz eines Rechenzentrums in Prozentwerten an. DCIE ist der Kehrwert der PUE. Beträgt die PUE also 1,6, liegt der DCiE-Wert bei 1 / 1,6 x 100 = 62,5%.

Water Usage Effectiveness (WUE): Diese Kennzahl gibt das Verhältnis zwischen verbrauchtem Wasser und jedem Kilowatt an, das die IT-Ausrüstung benötigt (Liter pro kWh = L/kWh). Dieser Wert belegt unter anderem, wie sparsam ein Data Center mit Kühlwasser umgeht.

Carbon Usage Effectiveness (CUE): Dies ist der Kohlendioxid-Ausstoß, der bei der Erzeugung der Energie für das gesamte Data Center anfällt, multipliziert mit dem PUE-Wert.

CUE = Kohlendioxidausstoß (CO2 in kg) bei Energieerzeugung x PUE-Wert.

Diese Maßzahl nimmt Bezug auf die Umweltverträglichkeit der Energiequellen, über die das Data Center mit Strom versorgt wird. Je höher der Wert, desto schlechter die Umweltbilanz des Rechenzentrums. Dieser Wert wird künftig eine wichtige Rolle spielen, weil unter anderem die Europäische Union ab 2013 eine Kohlendioxid-Steuer einführt. Sie betrifft auch Betreiber von Rechenzentren.

Besser ist es, solche "Moves-and-Changes"-Aktionen zu simulieren. Dies setzt allerdings voraus, dass die DCIM-Lösung valide Daten zur Verfügung stellt und im Idealfall virtuelle Modelle aller IT-Komponenten erstellt, etwa von Schranksystemen, Kühlanlagen und Stromversorgungen. Der Planer kann dann am Bildschirm prüfen, welche Auswirkungen eine Änderung hat, etwa ob an einem bestimmten Standort genügend Kühlleistung zur Verfügung steht.

Einige DCIM-Lösungen stellen zudem eine Auto-Allocation-Funktion zur Verfügung. Sie zeigt automatisch an, ob eine Änderung Probleme verursacht und schlägt Alternativen vor, etwa einen besser geeigneten Standort. Zudem erlauben es solche Tools, den vorhandenen Raum effizienter zu nutzen. Die Voraussetzung dafür ist, dass das DCIM-Werkzeug eine Analyse- und Planungsfunktion bereitstellt, mit der sich beispielsweise der bestmögliche Standort von Server-Farmen oder von "Hot Spots" (Bereichen mit besonders hoher Gerätedichte und damit hohem Kühlbedarf) ermitteln lässt.