AWV vermißt immer noch wirtschaftliche Alternative zu COM-Systemen:

Mit CAR große Informationsmengen verwalten

10.06.1983

MÜNCHEN (pi) - Selbst die stürmische Entwicklung der digitalen Speichertechnik hat nach Ansicht des IBMers Ronald Kay keine wirtschaftlich lebensfähigen Alternativen zu den Mikrofilmsystemen hervorgebracht. Mit den neuesten technischen Trends, der Papierflut in Wirtschaft und Verwaltung Herr zu werden, beschäftigt sich ein Mikrofilmsymposium am 20. Oktober in München Im Rahmen der Systems '83.

Im Mittelpunkt des anwendungsorientierten Symposiums steht der wirtschaftliche Verbund von Mikrofilm und elektronischer Datenverarbeitung. Mit dieser ganztägigen Veranstaltung will die Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung EDV-Fachleuten und Organisatoren Gelegenheit bieten, sich mit den letzten Entwicklungen der Mikrofilmtechnik und ihren Möglichkeiten vertraut zu machen. Auch Ausblicke auf die Zukunft werden bei dem Symposium behandelt.

Immer komplexer werdende Informationsaufgaben machen den Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung und des Mikrofilms immer notwendiger. Beide Medien rivalisieren längst nicht mehr. Sie werden zunehmend miteinander verknüpft. Das Stichwort für die Synthese lautet COM: Computer Output (on) Microfilm.

Beschleunigung um das Zehnfache

Schnelldrucker elektronischer Datenverarbeitungsanlagen bringen in der Sekunde einige Dutzend Zeilen aufs Papier. Trotzdem bildet die Ausgabe einen Engpaß in modernen Computersystemen. Dieses Manko kann mit Hilfe des Mikrofilms überwunden werden. COM-Systeme beschleunigen nämlich die Ausgabegeschwindigkeit um gut das Zehnfache. Die digitalen Informationen werden entweder online unmittelbar vom Computer oder offline über ein Magnetbandgerät in einen Codeübersetzer eingegeben, der die elektrischen Signale als Buchstaben oder Ziffern interpretiert.

Das elektro-optisch auf der Kathodenstrahlröhre erzeugte Bild wird auf Mikrofilm aufgenommen. COM-Aufnahmegeräte bewältigen bis zu 120 000 Zeichen in der Sekunde, was etwa 1000 ganzen Seiten pro Minute entspricht. Gleichzeitig können Suchcodes auf den Mikrofilm belichtet werden. Bestimmte Aufnahmegeräte gestatten es, auch Zeichnungen und andere Computergrafiken, ja sogar Farbbilder auf Mikrofilm auszugeben.

Das COM-Verfahren besorgt in Minuten, was früher beim Einsatz von Schnelldruckern Stunden beanspruchte, in denen stapelweise Listenausdrucke anfielen. An die Stelle von Papierbergen sind einige hundert Microfiches im Postkartenformat getreten. Noch mehr ins Gewicht fällt freilich die Tatsache, daß der kostspielige Computer durch die schnelle Aufnahme seines Outputs wesentlich schneller frei wird für seine eigentliche Aufgabe, nämlich zu rechnen. Zugleich zeigt sich hier, daß Mikrofilm im Vergleich mit allen anderen Speichermedien die höchste Speicherdichte aufweist.

Mikrofiche statt Papierberg

Für viele ADV-Anwender ist der Brückenschlag zwischen Computer und Mikrofilm mittels COM heute bereits Realität. Beim Mikrofilmsymposium am 20. Oktober in München zeigt Willy Seiden von der Agfa-Gevaert AG in Leverkusen auf, welche organisatorischen Möglichkeiten sich mit der Einführung der COM-Verfilmung bieten. In seinem Vortrag "COM-Technologie zur wirtschaftlichen Ausgabe und Verteilung von EDV-Daten" wird auch die heute verfügbare Technologie in Hard- und Software ausführlich behandelt.

Schneller Zugriff auf verfilmte Daten

Insbesondere durch die Entwicklung von Online-COM-Systemen mit integriertem Entwicklungsprozeß eröffnen sich für die EDV-Verantwortlichen völlig neue Aspekte. Ihnen geht Hasso Jenß, Datagraphix GmbH in Wiesbaden, in dem Referat "COM - ein neues Arbeitsmittel für Anwendungen innerhalb der EDV-Abteilung" nach.

Jenß wird unter anderem die Kostenersparnisse aufzeigen, die sich durch den Einsatz von Mikrofilm erzielen lassen, so daß sich für die verantwortlichen EDV-Fachleute die Frage stellt, ob und in welchem Umfang für den eigenen Verwendungszweck noch die Ausgabe von EDV-Daten auf Papier notwendig ist. Anwendungsbeispiele runden den Vortrag ab.

Große Speicherkapazität bei niedrigen Kosten kennzeichnen den Mikrofilm als Massenspeicher von Dokumenten, Belegen und Geschäftspapieren aller Art. Bereits heute ist es möglich, praktisch unbegrenzte Informationsbestände mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung zu verwalten. Das Schlüsselwort für ein derartiges Informationssystem lautet CAR: Computer Assisted Retrieval, computerunterstützter Zugriff auf Mikrofilmdatenbanken.

Dies ist bei dem Mikrofilmsymposium Thema des Vortrags von Klaus Harbig von der Kodak AG in Stuttgart-Wangen. Die integrierten CAR-Systeme bilden ein modernes, wirtschaftlich orientiertes Konzept für zukunftsorientiertes Informationsmanagement.

Wer Entscheidungsprozesse beschleunigen und die Effizienz der Verwaltungen steigern möchte, kommt nach Ansicht des AWV an Verbundsystemen zwischen Datenverarbeitung und Mikrofilm als Massenspeicher und Zugriffsmedium nicht vorbei. Klaus Harbig demonstriert am 20. Oktober in München CAR-Systeme im Einsatz in Wirtschaft und Verwaltung und die künftige Entwicklung solcher Verfahren.

In einem weiteren Vortrag wird in Frage untersucht, ob sich die Bedeutung der heutigen Massenspeicher durch die neue Technologie, die optische Speicherplatte, verringern wird. Das Referat vermittelt wichtige Aspekte über das neue Medium, die eine Grundlage für Entscheidungen über die Gestaltung von zukunftsorientierten Informationssystemen mit Mikrofilm liefern sollen.

Informationen: AWV-Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e. V., Düsseldorfer Straße 40, 6236 Eschborn, Tel.: 0 61 96/495388/351.