Mit BI weltweit die Fäden in der Hand

28.02.2005
Von Sebastian Pauls
Eine zentrale Business-Intelligence-Lösung liefert dem Logistikdienstleister Hellmann aussagekräftige Informationen zu Performance, Qualität, Kundenzufriedenheit und sowie Rentabilität.

Amerikanische Computertechnik sicher nach Südafrika, Obst aus Chile knackig frisch in deutsche Großmarkthallen, hochmodische Fummel aus Taiwan in alle Outlets einer australischen Textilkette oder eilige Autoersatzteile aus Schwaben für eine Werkstatt in Kalifornien - täglich befördert die Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co. KG mit Sitz in Osnabrück knapp 40000 Sendungen. Zu den Services gehören klassische Transporte per LKW, Luft- und Seefracht, Kurierdienste, Spezialtransporte sowie maßgeschneiderte branchen- und kundenspezifische Logistiklösungen. Im Jahr 2003 erwirtschafteten die rund 6000 Hellmann-Mitarbeiter auf diese Weise 2,08 Milliarden Euro Umsatz.

Der Informationsfluss ist so wichtig wie der Warenfluss

In Speditionen ist ein optimaler Informationsfluss genauso wichtig wie der Warenfluss. Um weltweit alle Geschäftsprozesse im Blick zu behalten, braucht Hellmann aussagekräftige Informationen zu Performance und Qualität, Kundenzufriedenheit und Rentabilität. Das komplexe Netzwerk des Logistikdienstleisters mit seinen 341 Büros in 134 Ländern stellt hohe Anforderungen an das Management-Informationssystem. Schließlich gilt es, die verschiedensten Leistungsträger - vom Fuhrunternehmen über Airlines und Reedereien bis hin zu Partnerspeditionen und Zollagenturen - möglichst reibungslos zu verzahnen.

Der Zugriff via Web ermöglicht zentrale Wartung und Pflege

Die Transportbranche leidet derzeit unter hartem Konkurrenzdruck. Deshalb ist es dort besonders wichtig, den Überblick zu behalten. Zu diesem Zweck arbeitet Hellmann mit einer einheitlichen Auswertungs- und Reporting-Lösung auf SAS-Basis. Sie greift auf die in einem zentralen Data Warehouse gesammelten und konsolidierten Daten aus den heterogenen, weltweit verteilten Quellsystemen zu. Der Datenzugang mittels Internet- und Intranet-Technik erlaubt die zentrale Wartung und Pflege des Gesamtsystems - ein wichtiger Aspekt für das international aktive Untenehmen. Außerdem ist die Anwendung dadurch unabhängig von den Betriebssystemen der Clients. Bei der Entscheidung für SAS spielte auch eine Rolle, dass der Anbieter mit seinen Professional Services von der Konzeption und Realisierung bis zur Schulung von IT-Experten und Anwendern alle Dienstleistungen aus einer Hand liefern konnte.

Kundeninformationen bilden ein Frühwarnsystem

Das Analyse- und Reporting-System bietet den Entscheidern Transparenz über die weltweiten Geschäfte. Mit wenigen Mausklicks lässt sich herausfinden, wie es um die Rentabilität einzelner Geschäftsfelder bestellt ist und wie sich Sendungsaufkommen, Umsätze und Kosten in bestimmten Branchen und Regionen oder bei einzelnen Kunden entwickeln. Gerade die kundenspezifischen Informationen bilden ein wertvolles Frühwarnsystem: Wenn Kunden ihre Transportaufträge kontinuierlich reduzieren, sollten die Key-Account-Manager oder der Vertrieb das rechtzeitig wissen. Nur so können sie dem endgültigen Abwandern dieser Kunden gegensteuern. Im Fachjargon nennt man das "Churn Prediction".

Mit der Business-Intelligence- (BI-)Lösung lassen sich auch Performance und Qualität des weltumspannenden Netzwerks messen. Sie hilft, die Geschäftsentscheidenden Fragen zu beantworten: Wie lang sind die Sendungen im Schnitt unterwegs? Wie steht es um die Einhaltung der Lieferterminzusagen? Auf welchen Strecken und mit welchen Partnern kommt es auffällig oft zu Problemen? Wie entwickeln sich die Schadens- und Reklamationsquoten? Auch die Qualität der internen Prozesse, etwa die Durchlaufzeit von Eingangs- und Ausgangsrechnungen, kann auf diese Weise überwacht werden.

Die User bewegen sich frei im Datenmodell

Zum Nutzerkreis des Reporting- und Analysesystems zählen Geschäftsführer, Länder- und Niederlassungsleiter, Produk-Manager sowie Controller, also das Top-Management der Großspedition um die Inhaber Klaus und Jost Hellmann, die das Unternehmen bereits in vierter Generation führen. Das System stellt regelmäßig anwenderspezifische Standard-Reports zur Verfügung. Ergänzend dazu können sich die autorisierten Nutzer innerhalb des Datenmodells frei bewegen - entsprechend ihrer Zugriffsberechtigung, versteht sich. Das bietet vielfältige Recherchemöglichkeiten nach den verschiedensten Variablen - letztlich also aussagekräftige Entscheidungsgrundlagen.

Im Data Warehouse, dem Datenherz des BI-Systems, sind aktuell mehr als 200 Gigabyte an Informationen hinterlegt, und täglich werden es mehr. Die Daten stammen zum Großteil aus den beiden operativen Systemen "Hell/AS" und "Hellogic".

Hell/AS, das System für den Deutschland- und Europa-Verkehr, stellt wertvolle Sendungs- und Statistikdaten zu Absendern, Empfängern, Frachtzahlern, Erlösen, Kosten, Gewicht und Volumen bereit, ergänzt durch Angaben zu Versand- und Empfangspartnern, also allen am Transport beteiligten Unternehmen. Hinzu kommen die geografischen und zeitlichen Dimensionen: Welchen Weg nahm die Sendung, wann wurde sie wohin weitergeleitet?

Hellogic bildet die globalen Luft- und Seefrachtverkehre des Logistikdienstleisters ab. Die Anwendung ermöglicht den Mitarbeitern in sämtlichen Offices rund um den Globus die Analyse der weltweiten Crosstrades.

Neben den Daten aus dem operativen Geschäft fließen auch Informationen aus dem Finanz-Reporting in das Data Warehouse ein. Den Nutzern eröffnet sich der komplette Datenbestand, der seit dem Aufbau des Data Warehouse gesammelt wurde. Regen Gebrauch machen sie von der Möglichkeit, auf die Zweijahreshistorie zurückzugreifen; Vorjahresvergleiche gehören zu den häufigsten Abfragen. Daten aus dem Forderungs- und Cash-Management-System des Finanzbereichs sowie aus vereinzelten länderspezifischen Subsystemen werden spätestens im übernächsten Jahr integriert sein.

Server-Side Java ermöglicht Austausch im HTML-Format

Insgesamt arbeiten heute über 400 Nutzer mit der Lösung. Sie geben dem Reporting- und Analysesystem durchweg gute Noten - insbesondere wegen der schnellen Antwortzeiten: Dafür verantwortlich ist die Verwendung von Server-Side Java. Diese Technik ermöglicht den Austausch der Daten im HTML-Format und senkt so das Übertragungsvolumen. Dies sorgt insbesondere bei Routern und Leitungen mit geringerer Bandbreite in entlegenen Regionen für einen schnelleren Datentransfer.

Das BI-System wird wohl niemals wirklich fertig sein

Eins ist klar: Ganz fertig wird die Anwendung bei Hellmann nie werden. Dafür sorgt nicht zuletzt die dynamische Entwicklung des Unternehmens und der Branche. Geplant ist beispielsweise der Umstieg auf die neue Softwareplattform "SAS9", verbunden mit einem Wechsel auf einen performanteren Server der IBM-P-Series, um dem gestiegenen Datenvolumen und der wachsenden Zahl der Anwender Rechnung zu tragen. Auf dem Projektplan stehen der- zeit die Weiterentwicklung des Frühwarnsystems auf Basis tagesaktueller Daten und die Bereitstellung statistischer Daten aus dem vorhandenen Datenbestand für authentifizierte Kunden über das vorhandene Kundenportal. (qua)