Arbeitsmarkt

Mit 50 ab zum alten Eisen?

22.05.2008
Von Gabriele Müller

Über 50 arbeitslos - keine Chance?

Blichenberg-Hansen, Itelligence: "Engagement und Motivation hat nichts mit dem Alter zu tun."
Blichenberg-Hansen, Itelligence: "Engagement und Motivation hat nichts mit dem Alter zu tun."

Beim Bielefelder IT-Dienstleister Itelligence AG dagegen existieren nicht nur erste Erfahrungen im Umgang mit älteren Mitarbeitern, sondern auch im Umgang mit altersgemischten Teams. "Ende 2006 war unsere Auslastung so groß, dass wir unbedingt über personelle Verstärkung nachdenken mussten, wenn wir noch alle unsere Kundenaufträge erfüllen wollten", erinnert sich Dirk Blichenberg-Hansen, Geschäftsbereichsleiter Customer Development & Advanced Services. Er suchte explizit nach arbeitslosen Bewerbern über 50. "Mich hat eine damals befristet eingestellte Mitarbeiterin aus dieser Zielgruppe mit ihrem Engagement überzeugt", sagt der Itelligence-Manager. "Deshalb wollte ich auch anderen eine Chance geben." Die mögliche Förderung durch einen Eingliederungszuschuss für Ältere der Bundesagentur für Arbeit "war nicht das ausschlaggebende Kriterium. Aber es minderte unser unternehmerisches Risiko", so Blichenberg-Hansen.

Die vier eingestellten Bewerber, drei davon über 50, einer über 60 Jahre alt, bilden heute zusammen mit vier "Senior professionals", gestandenen Entwicklern, und vier angehenden Fachinformatikern, die das Unternehmen ausbildet, "altersgemischte Teams" in der Inhouse-Softwareentwicklung. "Natürlich sehen wir Unterschiede zwischen den Generationen, vor allem im Lerntempo, im Umgang mit Lernmedien und bei den Sprachkenntnissen", urteilt er. Auch war der Lernbedarf bei den älteren Kollegen höher als anfangs gedacht. "Aber Motivation und Engagement haben nichts mit dem Alter zu tun, und die eine oder andere Schwäche wird durch Stärken im persönlichen Bereich wieder ausgeglichen." (hk)

*Gabriele Müller ist freie Journalistin in Wuppertal.

Demografie-Initiativen

Das demografische Netzwerk (ddn) ist eine Initiative von bundesweit rund hundert Unternehmen und Organisationen, die angetreten sind, den demografischen Wandel zur Chefsache zu machen. Um ihre Forderungen in die Praxis umzusetzen, haben sie sich zehn Regeln gegeben und sich verpflichtet, ihre Personal- und Beschäftigungspolitik daran auszurichten. Diese Regeln besagen unter anderem, dass "eine wertschätzende Führung dafür Sorge trägt, dass unterschiedliche Mitarbeitergruppen und Generationen produktiv und respektvoll zusammenarbeiten. Oder dass die Unternehmen für eine "nicht diskriminierende, alters-, geschlechts- und herkunftsneutrale Personalauswahl, Personalgewinnung und Personalentwicklung eintreten."

Mature@eu ist ein Projekt, das in zehn europäischen Ländern bis Ende Juli 2008 läuft. Ziel ist es, eine E-Learning-Plattform aufzubauen, die Personalverantwortliche in Fragen des demografischen Wandels unterstützt. Mature@eu konzentriert sich auf Unternehmen der IT-Branche als Pilotsektor und bietet Schulungs- und Informationsmodule, die dabei helfen sollen, eine altersgerechte Einstellungspolitik zu verfolgen und die "Altersdiskriminierung" zu beseitigen.