Schaden geht in die Millionen

MIS reicht gegen Applix Unterlassungsklage ein

14.11.1997

Hintergrund der Klage ist, daß Applix-Mitarbeiter und -Partner bei deutschen und amerikanischen Kunden Gerüchte streuten, daß sich die MIS mit ihrer Eigenentwicklung "Delta Alea" auf "patentrechtlich bedenklichem Boden bewege". "Die Unterlassungsklage hat zum Ziel, diese rufschädigenden Aussagen seitens Applix und deren Partnerunternehmen auf dem deutschen und dem US-Markt künftig zu unterbinden", sagt Peter Raue, Managing-Director bei MIS. Die MIS AG ist weltweit als Verkäufer von Applix' "TM 1" tätig.

Der Streit schwelt schon seit rund neun Monaten. Seit der CeBIT '97 bieten die Darmstädter Kunden an, in dem neuesten Release der MIS-Gesamtlösung "Delta Solutions" optional die Online-Analytical-Processing- (Olap-)Technik von Applix gegen das eigene Modul "Delta Alea" auszutauschen. Den Aussagen von Applix zufolge soll die MIS bei der Entwicklung von Delta Alea TM-1-Programmquellen verwendet haben. Damit verstoße die MIS gegen die von Applix gehaltenen US-Patente für deren multidimensionale Auswertungstechnik, so der Vorwurf der Amerikaner.

"Delta Solutions haben wir vollständig selbst entwickelt", widerspricht Raue. Ende letzten Jahres habe man mit Applix darüber hinaus einen Vertriebsvertrag geschlossen, in dem MIS ausdrücklich die Möglichkeit eingeräumt wurde, eigene Olap-Software zu entwickeln und anzubieten, unabhängig von Copyright oder Patentansprüchen von Applix. Im Verlauf des Streits habe man kürzlich durch einen amerikanischen Anwalt feststellen lassen, ob das Applix-Patent überhaupt gültig sei. "In den USA besteht zwar die Möglichkeit, Software zu schützen, jedoch müssen spätestens zwölf Monate nach der ersten Vermarktung die Patentanmeldungen bei den zuständigen Behörden vorliegen", erklärt Raue. Diesen Zeitraum habe Applix nicht eingehalten, insofern seien die Patente nicht wirksam.

Patrick Scannell, Chief Financial Officer bei Applix, sieht das ganz anders: "Die Patente sind gültig. Sie wurden ordnungsgemäß beim US-Patentbüro vorgelegt", erklärt er. Laut Raue verursachte Applix' Verhalten bis jetzt Schäden in Millionenhöhe.