Diebold-Konferenz Mega-MIS 1990 weist auf Europas unternehmerisches Volumen:

MIS-Manager im Schatten Schumpeters

27.06.1986

WIEN - Packen wir's an: das vorausschauende Systemdenken und die langfristigen strategischen Planungslinien für ein effektives Informationsmanagement in den Unternehmen. Bei der internationalen Konferenz des Diebold Research Programm - Europe "Mega-MIS 1990" ging es den Experten um die Weichenstellung für neue Dimensionen der Informationsverarbeitung.

Als aktuelles Vorbild für ein kreatives Innovationsmanagement pries der Chairman und Gründer der internationalen Beratungsgesellschaft John Diebold seinen großen Lehrer Josef Schumpeter. Der aus Wien stammende Ökonom und Wirtschaftstheoretiker Schumpeter gewinnt angesichts neuer Entwicklungssprünge, vor allem in der Informationstechnik und den dadurch ausgelösten Implikationen, mit seinem Credo für eine kreative, sozialverpflichtete Unternehmerinitiative eine neue Bedeutung, auch in der dreitägigen Diebold-Konferenz.

Wenngleich Chairman Diebold - der den Computergiganten IBM in dem 13 Jahre dauernden Antitrust-Verfahren, das seinerzeit die US-Regierung angestrengt hatte, verteidigte - , ein weltweites Erwachen, auch der politischen Führer von Genscher bis Gorbatschow diagnostizierte: Was die hochbedeutsamen Probleme der Informationstechnik betrifft, so warnte er doch eindringlich vor deren Unterschätzung.

"Regierungsprogramme sind kein Ersatz für unternehmerische Initiative", so Diebold. Er rief den Europäern vor allem das Beispiel Japan erneut ins Bewußtsein. Aus einem noch unveröffentlichten hochrangigen US-Paper zitierend, zeigte er gefährliche Krankheitserscheinungen der anhaltenden "Eurosklerose" auf: Rückstände in puncto EDV-Installationen, Patenten, High-Tech-Wachstum oder beispielsweise FuE-Ausgaben, die zu Markterfolgen führen.

In die gleiche Kerbe schlug Horst Huenke, bei der Brüsseler EG-Kommission zuständig für das Esprit-Programm. Trotz interessanter und bemerkenswerter Ergebnisse, die sich bereits heute nach dem Esprit-Start abzeichnen, konstatierte Huenke noch gravierende Defizite im EG-Bereich: in bezug auf einen gemeinsamen europäischen Binnenmarkt, auf Industrie-Kooperationen oder etwa hochqualifizierte Mitarbeiter. Ob das politisch gewollte Eureka-Programm hierbei viel abhelfen kann, ließ der Esprit-Koordinator offen.

Weitere eklatante Defizite im Bereich des MIS-Managements (MIS = Manager Information Systems) deckten die Referenten in ihren Vorträgen auf. Alfred Adler, Geschäftsführer der Diebold Deutschland GmbH, wies ebenso wie seine Kollegen Manfred Lang und Wolfgang Dornbach auf die noch vielfach fehlenden strategischen Planungslinien in den Unternehmen hin. Obwohl der zunehmende Innovationsdruck die neueste Technik bis hin zum letzten Endkunden, Zulieferanten, Handelsbetrieb oder Versicherungsunternehmen trägt, ist das vorausschauende Systemdenken für einen effektiven Einsatz noch wenig verbreitet.

"Die rein technische Betrachtung führt zwangsläufig in die Sackgasse", betonte Diebold-Chef Adler und plädierte für eine Konzentration auf die Unternehmerzielsetzung. Für deren Verwirklichung müßte ein MIS-Manager die adäquate informationstechnische Infrastruktur rechtzeitig und zukunftssicher bereitstellen.

Wie sich die Diebold-Ideale praktisch verwirklichen lassen, erläuterten Vertreter von IBM, Philips und diversen Hochschulen. Eine interessante Fülle brauchbarer Anregungen boten MIS-Manager von Banken, dem schwedischen Automobilhersteller Volvo sowie dem größten britischen Einzelhandelsunternehmen, der Little Woods Organisation Plc, Liverpool. Über den Entwicklungsstand von MAP/TOP berichtete MAP-Manager C. A. Durham von General Motors Corp., Detroit, der keinen Zweifel darüber gelten ließ, daß diese Weltnorm bis spätestens 1988 vollendet sein werde.