Digital-Video-Sparte wird verkauft

Miro rettet sich unter das Dach von Pinnacle Systems

01.08.1997

Die angespannte Finanzlage Miros hatte im März 1997 zur Veräußerung des Monitorgeschäfts an die Korean Data Systems (KDS) geführt. Bereits im Januar war die Herstellung von Kommunikationsprodukten eingestellt worden. "Miro hat 1996 einen substantiellen Verlust gemacht", erklärt Georg Blinn, bis dato Finanzvorstand der Miro Computer Products AG und designierter Geschäftsführer der neuen Pinnacle Systems GmbH. Bei 325 Millionen Mark Umsatz sei ein Verlust von rund 26 Millionen Mark entstanden. Blinn: "Die Eigenkapitalbasis der AG war nicht so groß, als daß man dieses Defizit problemlos hätte abfangen können." Um die Produktsparte Digital Video weiter betreiben zu können, habe man einen Partner finden müssen. Pinnacle Systems habe nun eine Absichtserklärung zur Übernahme des Miro-Geschäftsbereichs für rund 40 Millionen Mark unterzeichnet. Der Deal soll bis zum 22. August 1997 abgeschlossen sein.

Entlassungen wird es Blinn zufolge in Deutschland nicht geben. Der Ende 1996 begonnene Restrukturierungsprozeß Miros sei bereits abgeschlossen. Mit dem Verkauf des Display-Geschäfts seien etwa 25 Leute zu KDS gewechselt. Die Koreaner übernähmen nach erst kürzlich geschlossenen Verträgen außerdem den Multimedia- und Grafikbereich Miros und damit weitere 25 bis 30 Mitarbeiter. Rund 110 Angestellte des Digital-Video-Sektors treten in die Pinnacle Systems GmbH über. Blinn: "Damit können wir die rund 150 Arbeitsplätze in Braunschweig erhalten."

Die Digital-Video-Produkte von Miro und Pinnacle ergänzten sich, so der Manager. Miro decke den unteren und mittleren Leistungsbereich ab, während Pinnacle das High-end-Segment bis hin zu Kunden aus der Broadcast-Industrie, darunter das ZDF und der Norddeutsche Rundfunk, adressiere. Mit Ausnahme dieses Bereichs werde der Miro-Nachfolger Vertrieb und Support von Pinnacle-Produkten in Europa übernehmen. Überschneidungen im Angebot gebe es dabei kaum.

Für Pinnacle scheinen gleichwohl vor allem die etablierten Vertriebskanäle in Europa und Asien sowie der Markenname Miro von Interesse zu sein. "Miro hat in vielen Teilen der Welt wesentlich bessere Distributionskanäle", erklärt Mark Sanders, CEO der Pinnacle Systems Inc. mit Sitz im kalifornischen Mountain View. Diese würden mit den eigenen Vertriebsstrukturen verschmolzen. In Europa sei Miro gegenwärtig dabei, Pinnacle-Produkte an Sprachen und lokale Besonderheiten anzupassen und werde diese Systeme über die eigenen Kanäle vermarkten.