Mips-Bindung statt Firmenlizenz

06.02.1987

Im Herbst vergangenen Jahres ordnete die IBM die Preise für ihre Lizenz-Software neu. Offenbar als "Gegenleistung" machte der Marktführer seinen Anwendern zur (ungeschriebenen) Auflage, sich jede Meinungsäußerung zu dieser Strategie zu verkneifen.

Die von der COMPUTERWOCHE im Rahmen des "Thema der Woche" bundesweit angesprochenen RZ- und DV-Leiter jedenfalls erklärten ihr Schweigen mit der Brisanz diese Diskussionsgegenstands:

"Mit Rücksicht auf eine auch künftig unbeschadete Zusammenarbeit mit der IBM wollen wir uns mit einem Statement lieber zurückhalten . . ." lautete die Standardantwort der Befragten. Selbst den Benutzern kleinerer Systeme, für die die "Mips-Bindung" - je mehr Leistung, desto höher die Anschaffungskosten - immerhin Preisvorteile bis zu 75 Prozent und Mengenrabatte von maximal 30 Prozent bedeutet, scheinen die Münder geknebelt.

Die Mips-Bindung der Programme war längst überfällig; spätestens die 9370-Ankündigung hätte das Verhältnis zwischen Soft- und Hardware gestört. Mit den jetzt nach Prozessoren gestaffelten Preisen für rund 90 Softwareprodukte offeriert der Marktführer dem Kunden - im Einzelfall - ein faires Angebot.

Die von den Anwendern lautstark geäußerte Forderung nach einer Firmenlizenz beim Softwarekauf hat IBM mir ihrer Preisneuregelung somit - vorerst jedenfalls - erschlagen. Ließe sich dieses Postulat nämlich durchsetzen, müßte Mother Blue starke Einschnitte in ihre "Weich-Teile" hinnehmen: Der Bereich Software und Dienstleistungen zählt zu den zuwachsstärksten Posten in der Big-Blue-Bilanz.