Ministerpraesident Stoiber will den Verkehr auf dem Daten-Highway regeln Staatsregierung investiert 100 Millionen fuer Bayern Online

31.03.1995

MUENCHEN (CW) - Nachdem Baden-Wuerttembergs Wirtschaftsminister Dieter Spoeri bereits im letzten Jahr mit der Vision des "Spaetzle- Highways" auf der Telematica den Aufbruch ins 21. Jahrhundert verkuendete, wollen nun die Bayern den Schwaben die Fuehrungsrolle streitig machen. Geht es nach dem bayrischen Regierungschef Edmund Stoiber, so wird das eher fuer Weisswurst und Bier bekannte Bundesland kuenftig europaweit den Vorreiter auf dem Sprung vom Industrie- ins Informationszeitalter spielen.

Damit das Konzept "Bayern Online" und die damit anvisierte Fuehrungsrolle Realitaet wird, will die bayerische Staatsregierung aus dem Landeshaushalt 100 Millionen Mark fuer 16 Projekte und die kostenlose Nutzung leistungsfaehiger Uebertragungswege bereitstellen. Zusammen mit kommunalen Mitteln und dem finanziellem Engagement der beteiligten Unternehmen ergibt sich so nach Angaben der Landesregierung ein Investitionsvolumen von 300 Millionen Mark.

Neben der noch fuer dieses Jahr geplanten Vernetzung von 4000 Privathaushalten in Nuernberg und Muenchen (vgl CW Nr. 9 Seite 34) - hier wird von einem Finanzierungsbedarf in Hoehe von 15,8 Millionen Mark ausgegangen - sollen auch die Behoerden des Landes an die weiss-blaue Datenautobahn angebunden werden. Insbesondere ist im Rahmen des Projektes ein Test der Telearbeit vorgesehen. Hiervon erhoffen sich die Politiker, kuenftig die Pendlerstroeme in den Ballungszentren reduzieren zu koennen. Wie es weiter heisst, hat BMW bereits die Bereitschaft signalisiert, fuer rund 300 Mitarbeiter aus den Bereichen Entwicklung, Einkauf und Technik Telearbeitsplaetze einzurichten.

Darueber hinaus sollen die Hochschulen und medizinischen Einrichtungen vernetzt und fuer den globalen Informationsaustausch geruestet werden. Als Infrastruktur fuer den Weisswurst-Highway moechte man nach Angaben des Ministeriums die vorhandenen Telefon- und Breitbandkabel nutzen.

Nach den Worten von Bayerns Ministerpraesident Edmund Stoiber, fuer den das Bayernnetz bereits die Datenautobahn der Zukunft ist, hat die Staatsregierung schon entschieden, "wer darauf fahren darf und was man darauf alles machen kann". Damit die Kontrolle ueber die 16 Pilotprojekte nicht entgleitet, sollen alle Vorhaben auf einem gemeinsamen Netz gebuendelt und zentral verwaltet werden.

Zustaendig fuer das Netz-Management ist nach dem derzeitigen Stand der Planung die Informatik Zentrum Bayern GmbH & Co. KG, die eine Tochter der regierungsnahen Bayerischen Landesbank und bayerischer Sparkassen ist.