Minisaurier

30.04.1981

Wenn der Gegenbeweis nicht zu erbringen ist weder vom Anwender, noch von der Konkurrenz-, warum soll ein Minicomputer-Hersteller sein neues Spitzenprodukt nicht mit dem gängigsten Fabrikat eines bekannten Mainframers auf eine Stufe stellen.

Prime tut's mit seinem jetzt angekündigten "Minisaurier" System 850. Das hört sich gut an und tut keinem weh. Im Ernst denken die Primeaner jedenfalls nicht daran, sich mit IBM im Kommerz-Markt anzulegen.

Nein, die Wiesbadener Mini-Macher, im kommerziellen Bereich bisher nicht eben erfolgreich, haben anderes im Sinn. Sie wollen den Minicomputer endlich hoffähig machen.

"Supermini" nennen sie ihr Top-of-the-line-Modell. Die Bezeichnung ist Programm: Nicht länger soll "mini" mit "mickrig" gleichgesetzt werden. In der Tat kommt der "Supermini" mit Mainframe-Nennwerten daher.

Bemerkenswert an der neuen Maschine sind indes nicht Eigenschaften wie Virtuelles Memory-Management oder 32-Bit-Adressierung. Mit derartigen Features können die meisten Wettbewerber-Anlagen aufwarten.

Es ist die "Multiple lnstruction Stream Processing"-Architektur, die Primes Größten vor allen anderen 32-Bit-Maxi-Minis auszeichnet. IBMs Prozessorkomplex 3081 ist nach diesem Prinzip konstruiert. Leistungsvorteile bringt das "MISP"-Verfahren gerade dann, wenn mehrere Verarbeitungsprozesse simultan laufen. So könnte der Prime-Supermini zum Maßstab für die neue Klasse transaktionsorientierter Maschinen werden. Auf einem anderen Blatt steht, ob die Wiesbadener diesen Technologie-Vorsprung in einen größeren Marktanteil umsetzen können.