Bis zu zehn Gigabit pro Sekunde

Mikrowellen übertragen Videofilme

24.01.2008
Von Handelsblatt 
Dresdner Wissenschaftlern ist es gelungen, Daten mit bisher unerreichter Geschwindigkeit zu funken. Die hochfrequenten Mikrowellen schaffen bis zu zehn Gigabit pro Sekunde. Nach Meinung der Erfinder könnte die Technik in drei bis fünf Jahren ausgereift und bezahlbar sein.

Forscher an der TU Dresden haben ein drahtloses Übertragungskonzept entwickelt, mit dem Daten mit einer Geschwindigkeit von bis zu zehn Gigabit pro Sekunden gefunkt werden können. Um derart hohe Datenraten zuwege zu bringen, müssen die Wissenschaftler rund um Christian Schäffer vom Institut für Nachrichtentechnik der TU Dresden im Frequenzband hinaufklettern. Schäffer spricht von Frequenznutzung im Mikrowellenbereich zwischen 26 und 150 Gigahertz.

Dem Forscherteam in Dresden ist es gelungen, einen Demonstrator zu konstruieren, der pro Funkzelle Datenraten von 2,5 bis zu zehn Gigabit pro Sekunde übertragen kann. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass es noch etwa drei bis fünf Jahre dauern wird, bis die Technik ausgereift und bezahlbar ist.

Technologien zur drahtlosen Datenübertragung, zum Beispiel in kleineren Funknetzen (WLAN), Bluetooth bis hin zur drahtlosen Computermaus werden von den Konsumenten sehr gut angenommen, wie der Erfolg der letzten Jahre zeigt. "Da das derzeit verwendete Funkspektrum inzwischen schon relativ voll ist, muss die Funktechnik daher über kurz oder lang auch den Bereich der Mikrowellenfrequenzen nutzen", sagt der Forscher.

Die extrem schnelle Datenrate ist allerdings nur innerhalb eines kleinen Umkreises möglich. Ein Einsatzgebiet sieht Schäffer vor allem in der Übertragung von hochaufgelösten TV-Signalen. Der aktuell meistgenutzte Kabelstandard HDMI ist für eine Bandbreite von drei Gigabit ausgelegt. Um nun den Kabelsalat, der zur Verbindung der HD-Geräte notwendig ist, zu ersetzen, wäre eine einfach zu nutzende drahtlose Technologie wünschenswert, so Schäffer. Künftig könnte ein Haushalt über ein bis zwei sogenannte Pico-Zellen verfügen, in denen elektronische Geräte wie Fernseher, HD-Player, Computer oder Beamer miteinander vernetzt sind und Daten austauschen.

Anfänglich werde die Drahtlostechnik allerdings mit geringerer Bandbreite arbeiten. Das Mikrowellensignal wird mittels einer optischen Überlagerung erzeugt. Durch die hohe Bandbreite der zum Transport und zur Erzeugung verwendeten photonischen Geräte liegen die technischen Herausforderungen im Bereich der Elektronik, des Funkkanals und insbesondere der Antennen. Zudem seien die entsprechenden Komponenten seien noch sehr teuer.