Die Houstoner National Computer Conference erlebte den Aufmarsch der Zwerge:

Mikros dominieren auf der NCC-Show in Texas

18.06.1982

HOUSTON/TEXAS - Die Kleinsten waren die Größten auf der National Computer Conference (NCC) in Houston, Texas: Die rund 90 000 Besucher der wichtigsten amerikanischen Computermesse erlebten geradezu eine Explosion der Mikros. 674 Aussteller präsentierten in der Houstoner Astro-Hall eine Vielzahl von Neuheiten. Dabei standen Personal Computer und Peripheriegeräte im Mittelpunkt (siehe Kolumne). Software für die Groß-EDV war nicht gefragt. Wer Mainframe-Alternativen zeigte, wie die amerikanische Nixdorf-Tochter mit dem IBM-kompatiblen Rechner 8890, konnte denn auch nicht happy werden.

Ganz weggeblieben von der NCC waren Hewlett-Packard und Datapoint - die Rezession in den USA wirkt sich auch auf das Computer-Business aus.

Zufriedene Gesichter bei den Anbietern von Kleincomputern. Zum Geheimtip avancierte ein Außenseiter, die kalifornische Grid Corporation, Mountain View. Der neue Compass-Computer, ein Tischrechner mit Bubble-Speicher, wiegt ganze zehn Pfund. Preis: 8150 Dollar. Was die Sache so teuer macht, ist ein Plasma-Bidschirm - aufklappbar und flach wie eine Flunder. Das tragbare Grid-System, mit 256 KB-RAM (Random Access Memory) und einem 16-Bit-Prozessor (8086 von Intel) - ein "Super-Mikro" - verfügt über ein Interface zum Anschluß an jeden beliebigen Großcomputer.

Keine Frage: Was die Grid-Leute zusammengebastelt haben, könnte neue Maßstäbe setzen, keinesfalls nur für das einsame Personal Computing, sondern insbesondere für das "distributed data processing". War beispielsweise der Silent 700 von Texas Instruments noch als Terminal ausgelegt, so ist das Grid-System ein vollwertiger Computer - Textverarbeitungsfeature inbegriffen. Dezentrale Lösungen lassen sich so schneller realisieren, lokale Netze einfacher installieren.

Ein technischer Leckerbissen auch sind die Fünfeinviertel-Zoll-Winchesterplatten von der Tandon Corporation, Chatsworth/Kalifornien, die eine Speicherkapazität von 31 Megabytes im Zigarrenkistenformat bietet; das ideale Medium für Mikrocomputer, urteilten Marktkenner.

Mit einem neuen 16-Bit-Mikro lenkte auch der japanische Kleincomputer-Hersteller Mitsubishi die Aufmerksamkeit der amerikanischen DV-Fachwelt auf sich. Überhaupt die Japaner: Sony überraschte mit einer Dreieinhalb-Zoll-Floppy, Toshiba glänzte mit Farbgrafik.