Neue Verfahren vor organisatorischen und softwaremäßigen Hindernissen:

Mikrofilm der Bildplatte noch Jahre voraus

08.05.1981

Vor wenigen Wochen konnte man in der COMPUTERWOCHE lesen, daß die Technologien der Bildplattenspeicher das COM-(Computeroutput on Microfilm-)Verfahren verdrängen werden. Diese grundsätzlich sicher richtige Aussage kann jedoch allzuleicht Verwirrung stiften; denn sie enthält keine Angabe des wahrscheinlichen Zeitpunkts einer solchen "Wachablösung". Dieser dürfte in allerfrühestens fünf Jahren erreicht sein.

Bei der Lektüre des betreffenden Artikels konnte der unbefangene Leser den Eindruck haben, als könne man bereits in den nächsten Monaten die neue Technik im eigenen Unternehmen als neues Arbeitsmittel einführen. Dies ist mit Sicherheit so schnell nicht möglich!

Wahrscheinlich werden mindestens ein bis zwei Planungsintervalle beziehungsweise Abschreibungszeiträume (fünf bis zehn Jahre) ins Land gehen, bevor die neuen Medien markt- und einsatzreif für die allgemeine Verwendung zur Verfügung stehen, wobei weniger die technologische (Hardware-)Entwicklung das Tempo bestimmt, als vielmehr die den Hardware-Möglichkeiten immer mehr hinterherhinkende organisatorische und softwaremäßige Beherrschung den Einsatztermin neuer Verfahren fixiert. Der Verfasser ist deshalb der Meinung, daß das COM-Verfahren eine durchaus zeitgemäße und ernstzunehmende Methode für die achtziger Jahre darstellt, um computergespeicherte Daten wirtschaftlich zu verwalten und zu archivieren. Er möchte als engagierter Anwender eine Lanze für das COM-Verfahren brechen, das lange stiefmütterlich behandelt wurde und weitgehend im Verborgenen blühte.

Ein wesentlicher Grund für den schweren Start ist sicher darauf zurückzuführen, daß der Marktführer im EDV-Geschäft diese Technik nicht im Vertriebsprogramm hat und somit das COM-Verfahren lange nicht "hoffähig" war beziehungsweise vom Gros der EDV-Benutzer ignoriert wurde. Der Durchbruch des COM erfolgte in dem Maße, wie die Anwender mündiger und selbstsicherer wurden.

Ferner dauerte es lange Zeit, bis der Gesetzgeber den computerbeschrifteten Mikrofilm als vollwertige handelsrechtliche Unterlage akzeptierte. Dies ist übrigens ein Punkt, der bei den neuen Techniken wie etwa der Bildplattenspeicher-Archivierung ebenfalls als hemmender Faktor für die Einsatzreife zu berücksichtigen sein wird.

Mikrofiche direkt im Job-Ablauf

Das COM-Verfahren - gut zehn Jahre am Markt- hat inzwischen einen Reifegrad erreicht, der es jedem Organisator leichtmacht, das Verfahren in kurzer Zeit im Unternehmen vielfältig einzuführen und schnell echte Kostenersparnisse zu erzielen.

Die weitgehend durchgesetzte, aus der Praxis entwickelte Normierung wie Mikrofichegröße, Verkleinerungsfaktoren und organisatorischer Aufbau mit Kopfbeschriftung und Indexsystem erleichtern dem Anwender die Geräteauswahl und organisatorische Einführung erheblich.

Insbesondere die Online-Kompaktanlagen mit integrierter Entwicklung und Konfektionierung erweitern das Einsatzspektrum erheblich, da hierbei die fertigen Mikrofiche direkt im Job-Ablauf des Rechenzentrums entstehen.

Abgesehen von der größeren Sicherheit, die Microfiche unter Kontrolle eines Betriebssystems mit seinen Sicherheitseinrichtungen zu produzieren, ist durch Entwicklungs- und Schneideautomatik der manuelle Bedienungsaufwand auf ein Minimum so reduziert, daß hierfür kein zusätzlicher Personalaufwand entsteht; vielmehr wird der Aufwand im Vergleich zu einem Papierdrucker deutlich geringer.

Schneller als Schnelldrücker

Die direkte Filmerstellung im Job-Ablauf stellt Daten häufig schneller und einfacher transportierbar dem Benutzer- gleichgültig, ob dem internen oder dem externen - zur Verfügung. Zur Erinnerung: Ein Mikrofiche im Postkarten-Format kann 248 Computerlisten-Seiten aufnehmen; die Erstellung dauert rund eine Minute, während die Ausgabe der gleichen Datenmenge auf einem Schnelldrucker mindestens zehn bis 20 Minuten erfordert.

Bereits ein grober Kostenvergleich der Herstellerkosten (COM-Anlage, Film und Entwicklung, Papierdrucker, Papier) ergibt in der Regel einen erheblichen Kostenvorteil zugunsten des COM-Verfahrens. Fast klassische Einsatzbereiche des COM sind Datenarchivierungsaufgaben im Rechnungswesen und in der allgemeinen Administration.

Online-COM-Anlagen erweitern durch die schnelle Verfügbarkeit und wirtschaftliche Herstellung auch kleinerer Mengen die Anwendungsbereiche erheblich, insbesondere bei der Herstellung von rein tagesbezogenen Arbeitsunterlagen.

Ein interessanter Einsatzbereich, für COM ist ferner für größere Rechenzentren in Programmentwicklung, Test und Einführung neuer Projekte sowie in der Programmdokumentation entstanden. Inwieweit auch gänzlich andere Techniken oder Verfahren, so etwa Dialog- Abfrage- und Auskunftssysteme, durch Mikrofilmeinsatz substituiert werden können, kann nur im Einzelfall beurteilt werden.

Es gibt jedoch bereits in der Praxis Fälle, wo anstelle aufwendiger Dialog- und Datenbanksysteme der gleiche Effekt mit Hilfe des COM-Verfahrens zu erheblich niedrigeren Kosten erreicht werden konnte.

_AU:Eberhard Adolph ist Geschäftsführer der Alldata-Service GmbH, München.