MiFID: Banken sind nicht ausreichend vorbereitet

29.10.2007
Die neue Richtlinie fordert von den Finanzinstituten fundamentale Anpassungen ihrer IT. Auch Outsourcing-Verträge sollten entsprechend überprüft werden.

Am 1. November tritt die EU-Richtlinie Märkte für Finanzinstrumente (MiFID) in 30 europäischen Ländern in Kraft. Experten sind sich einig, dass zur Umsetzung der neuen Regelungen weit reichende Anpassungen der IT notwendig werden. Welche modernen Techniken zur Verfügung stehen, zeigen die Aussteller auf der European Banking & Insurance Fair (E.B.I.F.) vom 20.-22. November in Frankfurt.

Hintergrund ist den Unternehmensberatern von Bearingpoint zufolge der zunehmende Wettbewerb zwischen den Börsen sowie die steigende Menge an Marktdaten durch die Einführung von MiFID: Bestehende Handelsplätze werden ihre Kurse häufiger aktualisieren, während neue Handelsplätze zusätzliche Daten veröffentlichen. Dies könne sich zu einer Belastungsprobe für die IT-Systeme entwickeln. "Angesichts der enormen Flut an Marktdaten werden die Banken mehr Bandbreite brauchen", prophezeit Alan Jenkins, bei Bearingpoint verantwortlich für das Thema MiFID.

Hinzu kommt, dass die Wertpapierinstitute künftig verpflichtet sind, zum Ausführungszeitpunkt einer Kundenorder den jeweils besten Kurs zu bieten. Die Analyse, welcher Handelsplatz sich für eine bestimmte Order am besten eignet, bedeutet einen wesentlich höheren Aufwand, der sich durch technische Mittel verringern lässt. So glauben die Experten, dass die Unternehmen, die in Smart-Order-Routing-Syteme investieren, "deutliche Vorteile" haben werden.

Einer Umfrage von Atos Origin Consulting zufolge sind viele Finanzdienstleister jedoch in einer Abwartehaltung, was Investitionen in die Erfüllung der MiFID-Anforderungen betrifft. So lagen die Ausgaben von 15 untersuchten Investment-Banken um 20 bis 25 Prozent unter den Erwartungen der Berater. Offenbar sehen die Banken derzeit in MiFID keine Möglichkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, folgern die Experten.

Die Auswirkungen der neuen Richtlinie auf die Outsourcing-Aktivitäten der Finanzdienstleiter sind umstritten. So glauben die Experten von Bearingpoint, dass sich einige IT-Dienstleister auf Services im MiFID-Bereich spezialisieren werden, wovon wiederum die Anwender profitieren würden. Andere Analysten sind dagegen der Meinung, dass das Auslagern durch die neuen Vorschriften schwieriger und teurer wird.

So weist die britische Rechtsberatung Eversheds darauf hin, dass alle bestehenden und neuen Auslagerungsverträge ab dem ersten November den Anforderungen der Financial Services Authority (FSA) entsprechen müssen. Viele Firmen scheuten jedoch eine entsprechende Überprüfung der Verträge und gegebenenfalls notwendige Nachverhandlungen mit ihren Providern. "Wenn ein Outsourcing-Deals einmal unterzeichnet ist, sind Nachbesserungen schwierig. Der IT-Dienstleister kann unter Berufung darauf, dass die erforderlichen Maßnahmen nicht Teil des Vertrags sind, mehr Geld verlangen", begründet Simon Gamlin, Partner bei Eversheds, die Zurückhaltung der Anwender. Das gelte auch für interne Service-Vereinbarungen: "Die internen Outsourcing-Abkommen sind häufig überhaupt nicht dokumentiert", kritisiert Rex Parry, Chef der Technikabteilung von Eversheds. (sp)

.