Microsofts UC-Strategie: Mit Software-Telefon zu VoIP

16.10.2006
Unabhängig von der Allianz mit Nortel vermarktet der Hersteller sein "e-phone" als VoIP-Lösung.

Hinter den Kulissen scheinen bei Microsoft derzeit zwei Lager um die richtige Unified- Communications-(UC-)Strategie zu ringen. Während die einen in Sachen UC die Zusammenarbeit mit TK-Anbietern wie Nortel oder Siemens hervorheben (siehe CW 41/2006, Seite 8: "Microsoft konkretisiert VoIP-Strategie"), propagieren die anderen das e-phone als VoIP-Lösung. In Kombination mit Exchange oder dem Live/Office Communications Server soll e-phone klassische TK-Anlagen ersetzen. E-phone kaufte sich der Konzern im November 2005 mit der Übernahme der Schweizer Mediastreams.com.

Rivalitäten

Insidern zufolge hat der Streit um die richtige UC-Strategie einen einfachen Grund: Im Konzern herrsche eine Rivalität zwischen den Entwicklern in Redmond und dem nach der Übernahme von Mediastreams in der Schweiz gegründeten Software-Entwicklungszentrum für "Collaboration". Entwicklungshilfe aus der Schweiz habe der Konzern, so wollen gut informierte Kreise weiter wissen, deshalb benötigt, weil die eigene Mannschaft in Redmond in puncto VoIP-Integration nicht weitergekommen sei.

Für diese These spricht, dass e-phone in der Version 6.2 im Gegensatz zu anderen angekündigten UC-Produkten seit Januar 2006 lieferbar ist. Zudem gibt es in den Augen von Gerd Triebel, Geschäftsleitung e-phone Solutions bei der Kölner Borgware GmbH, keinen Sinn, in eine VoIP-TK-Anlage und die Unified-Communications-Plattform zu investieren: "Warum soll der Anwender Geld für teure TK-Hardware ausgeben, wenn er die gleiche Funktionalität per e-phone-Software auf der Microsoft-Plattform erhält? Das bringt keinen Mehrwert." Allerdings zählt Borgware neben der Telekom/T-Systems zu den großen e-phone-Systemhäusern in Deutschland.

Um Anwender zum Einsatz von e-phone in Verbindung mit dem Live Communications Server 2005 zu bewegen, offeriert Microsoft derzeit seinen Value-Added-Resellern (VARs) einen Preisnachlass von 50 Euro für jede e-phone-Lizenz. Langfristig plant Microsoft die Überführung des e-phone in die UC-Plattform, was 2008 oder 2009 abgeschlossen sein könnte. Dort soll dann das "UC Call Management" entsprechende Funktionen bereitstellen. Um bestehenden e-phone-Anwendern einen Investitionsschutz zu bieten, erhalten diese ein Upgrade auf das "UC Call Management" je nach Lizenzvertrag kostenlos. Dieses Angebot will Microsoft aufrechterhalten, bis die zweite Version des "UC Call Managements" auf dem Markt verfügbar ist. (hi)