Zwischen-Release von Windows geplant?

Microsofts Lizenzmodell bringt Upgrade-Politik durcheinander

11.10.2002
SAN FRANCISCO (IDG) - Analysten spekulieren darüber, dass Microsoft noch vor Erscheinen des Windows-XP-Nachfolgers "Longhorn" gezwungen sein könnte, ein Zwischen-Release herauszubringen. Nur so lasse sich vermeiden, dass Kunden, die sich auf das neue Lizenzmodell "Software Assurance" eingelassen haben, benachteiligt werden.

Microsoft hatte die nächste Windows-Version für die zweite Jahreshälfte 2004 angekündigt, wird diesen Termin nach Meinung der Analysten aber nicht halten können. In diesem Fall wären Kunden, die sich auf das Abo-Lizenzverfahren Software Assurance eingelassen haben, kostenseitig im Nachteil. Diesem Problem könnte Microsoft nach Meinung von Marktbeobachtern mit einem Interims-Release aus dem Weg gehen. Bisher dementiert das Unternehmen jedoch derlei Absichten.

Dass Longhorn nicht in der zweiten Jahreshälfte 2004 zur Verfügung steht, hält beispielsweise Rob Enderle, Research Fellow bei der Giga Information Group, für "sehr wahrscheinlich". Auch Tom Bittman, Vice President und Research Director bei Gartner, hat "keinen Zweifel", dass der Nachfolger erst in der zweiten Jahreshälfte 2005 herauskommen wird.

Wenn das zutrifft, haben die Software-Assurance-Kunden von Microsoft ein schlechtes Geschäft gemacht. Sie bezahlen beim Desktop-Windows jährlich 29 Prozent der Lizenzgebühren an Microsoft für das Recht, die jeweils neueste Betriebssystem-Version einsetzen zu dürfen. Bei der Server-Version sind es 25 Prozent. Das Modell lohnt sich also, wenn mindestens alle vier Jahre eine neue Server- und alle 3,5 Jahre eine neue Desktop-Version herauskommt. Kunden, die Software Assurance aber bereits im Oktober 2001 mit der Verfügbarkeit von Windows XP abgeschlossen haben, werden bis Ende 2005 bereits mehr bezahlt haben, als sie für den Neuerwerb bei Erscheinen des Produkts entrichten müssten. Nicht anders geht es Käufern, die nur eine Vertragslaufzeit von drei Jahren vereinbart haben. "Wenn Kunden Software Assurance abschließen und keine neue Desktop-Version von Windows binnen drei Jahren zur Verfügung steht, haben sie möglicherweise nichts davon", stellt Alvin Clark, Research Director bei Gartner, klar. (mo)

Microsoft finanziert Softwareanschaffungen

Microsoft will seinen Kunden günstige Kredite zur Finanzierung ihres Softwarekaufs gewähren. Das erklärte René Stocker, europäischer Vertriebschef für Unternehmenssoftware, im Gespräch mit der "Financial Times Deutschland". Vor allem kleine und mittlere Betriebe sollen in den Genuss der Finanzierungsangebote kommen. Kreditvolumen und Zinssätze sind noch nicht bekannt. Offenbar hofft das weltweit größte Softwarehaus, auf diesem Wege die Investitionsbereitschaft der Kunden zu verstärken. In den USA hat der Softwareriese das Angebot über seine neue Finanzierungstochter Microsoft Capital bereits im September 2002 unterbreitet, in Deutschland soll in Kürze ebenfalls reagiert werden.