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Microsoft zieht Entwickler von neuem ERP-System ab

25.06.2004

Unter dem Codenamen "Project Green" arbeitet Microsoft an einem neuen, auf .NET basierenden ERP-System. Bisher waren 200 Softwarespezialisten auf das Vorhaben angesetzt. Nun hat der für die Business-Software-Sparte verantwortliche Doug Burgum das Team auf 70 Entwickler reduziert. Der Grund: Das neue ERP-Produkt wird nicht vor 2008 auf den Markt kommen. Die Freigabe ist an das neue Betriebssystem "Longhorn" gekoppelt, auf dessen Funktionen die ERP-Plattform angewiesen ist. Nach den derzeitigen Planungen soll die Desktop-Variante von Longhorn 2006, die Server-Version 2007 zur Verfügung stehen. Ursprünglich hatte der Konzern vor, gegen Ende dieses Jahres erste Funktionen von Project Green auszuliefern, doch daraus wird nun nichts.

Die frei werdenden Entwicklerkapazitäten wurden auf die bestehenden ERP-Linien umgeschichtet. Microsoft vertreibt die Programme der übernommenen Firmen Navision und Great Plains und lässt parallel an Project Green entwickeln. Die Produkte "Navision" und "Axapta" will der Anbieter bis mindestens 2012 weiterentwickeln. Danach sollen Kunden auf das neue ERP-Produkt migrieren. Eigentlich hatten die Redmonder vor, ab Mitte 2004 zwei Drittel der 1200 ERP-Spezialisten mit der Entwicklung des .NET-ERP-Produkts zu betrauen.

Burgum kündigte diese Schritte während seiner Aussage vor Gericht im Prozess zwischen dem US-Verteidigungsministerium und Oracle an. Gegenstand des Verfahrens ist die feindliche Übernahme von Peoplesoft durch den Datenbankspezialisten, die das Ministerium verbieten will. Der Microsoft-Manager wird wie andere Führungskräfte von ERP-Herstellern zum Markt für Business-Software befragt. Dabei gilt es herauszufinden, ob aus der Übernahme von Peoplesoft durch Oracle eine Marktkonzentration im Highend-Segment für Business-Software resultiert (Computerwoche.de berichtete). Während die Justiz diese Auffassung vertritt, behauptet die Ellison-Company, auch nach einem Peoplesoft-Merger gäbe es neben SAP und Oracle weitere

Anbieter, die ERP-Lösungen für Großkunden anbieten können. Dazu zählt Burgums Ausführungen zufolge künftig auch Microsoft: Während sich das erste Release von Project Green an mittelständische Firmen (maximal 500 Mitarbeiter) richtet, soll eine später folgende Version für Unternehmen mit bis zu 5000 Angestellten geeignet sein.

Das erste Release der neuen ERP-Software deckt Teile der bestehenden ERP-Produkte ab. Die für 2010 geplante zweite Ausgabe soll den gesamten Umfang dieser Lösungen enthalten. In beiden Fällen handelt es sich um eine komplett neu entwickelte Umgebung. Navision und Axapta folgen dem Client/Server-Konzept, Project Green dagegen soll auf Web-Services aufsetzen. (fn)