Vice-President Ballmer über die Windows-Zukunft

Microsoft zeigt Angst vor dem NC

06.12.1996

CW: Fürchten Sie sich vor dem Intenet-PC, dem sogenannten NC?

Ballmer: Ja. Die Anwender mögen diese Idee, weil NCs ihnen die Flexibilität geben, die Arbeitsverteilung zwischen Client und Server nach Belieben auszubalancieren. Wir müssen unser Betriebssystem in dieselbe Richtung optimieren.Darauf zielt unser "Net-PC". Damit erhält der Anwender ebenfalls die Möglichkeit, die Programme vollständig auf den Server zu verlagern. Zudem braucht man hier die Windows-Vorteile nicht aufzugeben.

CW: Haben die Windows-Betriebssysteme Konkurrenz bekommen?

Ballmer: Selbstverständlich. Sun bietet das Java-OS an, und auch Oracle hat ein eigenes Betriebssystem in Arbeit. Netscape ist ein Wettbewerber, weil deren Software auf so vielen Plattformen läuft. Wir müssen uns sehr in acht nehmen.

CW: Wenn Browser verschenkt werden, warum ist dieser Markt dann von Bedeutung?

Ballmer: Stellen Sie sich vor, jeder benutzt den "Navigator" von Netscape. Dann entsteht viel Software, die diesen Browser voraussetzt. Damit würde der Navigator als Standard-Benutzeroberfläche Windows 95 ebenso den Garaus machen, wie wir mit Windows die DOS-Ära beendet haben.

CW: Ihre Lizenzpolitik ist bislang arbeitsplatzorientiert. Wird es hier Anpassungen geben, die der Arbeitsweise von Netzcomputern mit Servern besser entsprechen?

Ballmer: Wir verbieten niemandem, Server-basiert zu arbeiten, werden dafür aber keinen Preisnachlaß gewähren.

CW: In der nächsten Version von Windows 95 soll der "Internet Explorer" die bisherige Benutzeroberfläche ersetzen. Müssen die Anwenderunternehmen dann drei Oberflächen pflegen?

Ballmer: Niemand muß den Browser als Oberfläche benutzen. Aber es wird natürlich Firmen geben, die alle drei Umgebungen brauchen. Für diese Fälle werden Microsoft-Partner Beratungsleistungen anbieten.