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Microsoft will mit Windows light in Brasilien landen

12.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einer speziell an den brasilianischen Markt angepassten Version seiner "Windows XP Starter Edition" weitet Microsoft seine Strategie aus, das Windows-Betriebssystem auch in ärmeren Ländern populärer zu machen. Brasilien ist nach Thailand, Malaysia, Indonesien, Russland und Indien, bereits der sechste Staat, der in den Genuss einer eigenen Version des Windows-light-Systems kommen soll. Nach der Bevölkerungszahl ist Brasilien das fünftgrößte Land der Erde.

Die Starter-Edition von Windows darf laut den Microsoft-Bestimmungen nur zusammen mit günstigen Einsteiger-PCs verkauft werden. Das Betriebssystem ist vorkonfiguriert und bietet ein vereinfachtes System-Management. Funktionen wie Netzwerkfähigkeit oder das Einrichten mehrerer Nutzer auf einem Rechner fehlen. Die Zahl der gleichzeitig ausführbaren Applikationen ist auf drei beschränkt. Analysten von Gartner bemängeln, dass die beschnittene Windows-Version auch die Ansprüche von Einsteigern verfehle.

Microsoft versucht mit dieser Strategie die Verbreitung seines Windows-Systems zu forcieren. Hohes Potenzial sieht der weltgrößte Softwarekonzern offenbar in bevölkerungsreichen Ländern, die den Anschluss an die westlichen Industrienationen suchen. Während in den USA und Europa der Anteil der PC-Nutzer an der Gesamtbevölkerung zwischen 30 und 60 Prozent liegt und damit nur noch wenig Wachstumspotenzial verspricht, liegt die PC-Durchdringung in Staaten wie Russland und Indien im unteren einstelligen Prozentbereich. Hier verspricht sich der Konzern offensichtlich künftig mehr Geschäft.

Außerdem versucht die Gates-Company mit dem Billig-Windows den wachsenden Einfluss von Open-Source-Produkten einzudämmen. Gerade in ärmeren Ländern finden günstige Linux-Rechner meist besseren Anklang. Auch in Südamerika scheint sich Linux mehr und mehr zu etablieren. So hat die brasilianische Regierung bereits im Jahr 2003 einen Vertrag mit IBM unterzeichnet, wonach verstärkt Linux-Projekte gefördert werden sollen.

In Kürze wollen die Politiker des Amazonasstaates über die Ausgestaltung ihres Projekts "PC Conectado" (Vernetzter PC) entscheiden. Mit diesem Vorhaben sollen rund eine Million staatlich Rechner an einkommensschwache Brasilianer verkauft werden. Experten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben dem Präsidenten des südamerikanischen Landes Luiz Inacio Lula da Silva bereits empfohlen, Open-Source-Produkten den Vorzug vor Microsoft-Software zu geben. (ba)