Microsoft will mehr vom ERP-Kuchen

16.02.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Plattform für Standardsoftware

Mit Dynamics bezeichnet Microsoft die auf .NET, Biztalk und SQL Server aufsetzende Plattform für betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Durch Übernahmen hatte der Konzern vier ERP-Lösungen erworben. Diese werden in den nächsten Jahren auf der Basis von Dynamics vereinheitlicht. Damit setzen die Redmonder ihre ursprünglich mit "Project Green" formulierte Strategie unter anderen Vorzeichen fort (siehe Kasten "Dynamics setzt Project Green fort").

Im Zentrum des Benutzerschnittstellenkonzepts für die Business-Lösungen von Microsoft stehen Rollen von Mitarbeitern im Unternehmen.

Nutzer werden aber nicht nur ein besseres User-Interface bekommen, sie sollen auch Geschäftsdaten komfortabel analysieren können. Business-Intelligence-Funktionen (BI) werden dem ERP-Anwender kontextbezogen zur Verfügung stehen, und zwar sowohl in AX als auch in Nav. Damit erhalten nicht nur Manager und Abteilungsleiter, sondern auch Sachbearbeiter BI-Funktionen für ihr Aufgabenspektrum.

Dynamics setzt Project Green fort

Klaus Holse Andersen, Vice President von Microsoft Business Solutions Emea, erläutert die Unterschiede zwischen "Dynamics" und "Project Green".

CW: Sie haben mit Project Green Kunden und Partner verunsichert. Was wollen Sie mit Dynamics anders machen?

ANDERSEN: Project Green lag die Idee zugrunde, dass wir die Produkte zunächst behalten und gleichzeitig ein völlig neues System entwickeln, auf das Kunden später migrieren müssen. Der Umstieg wäre für die Anwender jedoch schwierig gewesen, da die neue Lösung ein anderes Daten- und Prozessmodell sowie ein anderes Entwicklungswerkzeug verwenden sollte. Auch den Partnern hätte man zu viel abverlangt. Unsere Dynamics-Strategie hat zum Ziel, die ERP-Produkte Schritt für Schritt anzugleichen, so dass sie die gleiche Datenbank, den gleichen Applikations-Server und mehr und mehr die gleiche Business-Logik verwenden. Auf diese Weise werden Anwender und Partner langsam an die neue Technik herangeführt.

CW: Sie haben heute vier Hauptbücher. Wird es die auch künftig geben?

ANDERSEN: Sie werden in Zukunft ein einziges Hauptbuch vorfinden, das alle Funktionen der vier heutigen umfasst. Dabei gehen keine heute bekannten Produkteigenschaften verloren. Es ist viel einfacher, einem Kunden zu erklären, dass er heute Dynamics Nav kauft und diese Applikation weiter betreiben kann, ohne einen schmerzhaften Migrationsschritt zu gehen.

CW: Ihre Dynamics-Strategie ähnelt SAPs Netweaver-Konzept. Trifft der Vergleich zu?

ANDERSEN: Wir kommen aus unterschiedlichen Richtungen. SAP ist ein ERP-Anbieter, der Middleware bauen will. Microsoft bietet schon lange Middleware, Datenbanken und Portals an. Wir gehen verstärkt in das Geschäft mit Business-Applikationen. Mittelständische Kunden wollen eine Infrastruktur, mit der sie sowohl ihre ERP-Programme als auch alle anderen Applikationen wie ihre Office-Programme betreiben. Dies ist mit SAPs Netweaver nicht möglich.